Lilith Parker: Insel Der Schatten
lautem Klatschen rief Belial sich ihnen wieder in Erinnerung.
Lilith rappelte sich auf und stützte ihren Vater, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Sie hatten den Kampf mit dem Erzdämon längst noch nicht überstanden!
»Bravo, Lilith, wirklich sehr beeindruckend. Aber nichtsdestotrotz sinnlos.«
Belial wandte sich an ihren Vater und schnipste mit den Fingern. »Komm her, Socor!«
»Nein!«
Lilith klammerte sich mit aller Kraft am Arm ihres Vaters fest, doch er riss sich los. Seine Augen waren verschleiert. Auch wenn er keinerlei übernatürliche Kräfte geerbt hatte, so genügte doch seine Nocturi-Abstammung, um dem Dämon Macht über ihn zu verleihen. Wie eine leblose Marionette ging er auf den Erzdämon zu und stellte sich an seine Seite. Belial zückte sein Messer und hielt es Liliths Vater an die Kehle. »Das Amulett, wenn ich bitten dürfte!«
Lilith schluckte schwer – und nickte. Sie öffnete den Verschluss und streckte Belial die Kette entgegen.
»Glaubst du, ich fasse dieses Amulett noch einmal ohne Handschuhe an?«, fragte er zuckersüß. »Leg es vor mich hin!«
Lilith bückte sich und bettete das Amulett schweren Herzens auf den Boden. Im selben Moment, als sie das Amulett losließ, erlosch sein goldenes Leuchten. Und noch etwas anderes geschah. Etwas tastete sich in ihren Geist und drang wuselnd wie kleine schwarze Käfer in ihre Gedanken ein. Erschrocken sah sie auf.
»Hast du vergessen, Lilith? Nur dank des Amuletts warst du vor meinem Einfluss geschützt. Nun wirst auch du alles machen, was ich möchte, Banshee.«
Lilith wich ängstlich zurück. Belial ließ sie nicht aus den Augen.
»Hast du schon einmal etwas vom Kuss der Todesfee gehört, Lilith?« Sie schüttelte den Kopf und Belial fuhr fort: »Mit nur einem einzigen Kuss kann eine Banshee den Herzschlag ihres Opfers für immer zum Schweigen bringen. Natürlich gelingt dies nur mächtigen Todesfeen, aber wir werden es auf einen Versuch ankommen lassen.«
»Sie wollen, dass ich meinen Vater töte?«, stieß Lilith fassungslos aus. »Das werde ich niemals tun!«
»Du hast keine andere Wahl. Komm her, Lilith!«
Sie wollte sich dagegen wehren, sich gegen Belials Willen aufbäumen, doch ihre Beine bewegten sich wie von selbst auf den Erzdämon zu.
»Knie nieder, Socor, und rühre dich nicht«, befahl er Liliths Vater.
Er wandte sich wieder Lilith zu. »Leg ihm deine linke Hand auf die Schulter und deine rechte über sein Herz.«
Nur noch ein kleiner Teil von ihr war bei klarem Verstand. Eine schwarze Wolke, die sich immer mehr verdichtete, umgab ihre Gedanken, sosehr sie sich auch dagegen sträubte. Der Erzdämon sandte nun all seine Macht aus, um Liliths Willen zu brechen.
Lilith hob die Hände und platzierte sie so, wie Belial es ihr befohlen hatte.
»Nun, Banshee, ist es Zeit für den Todeskuss!«
Lilith nickte. Wieder rief sie die neue Macht in ihrem Innern an. Sie beugte sich über die Stirn ihres Vaters und spitzte die Lippen. Ihr Vater keuchte auf und wich unmerklich zurück.
Er hatte die Augen weit aufgerissen und starrte Lilith mit einem Ausdruck an, den sie noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Er hatte Angst vor seiner Tochter. Todesangst.
»Habe ich dir nicht befohlen, dich nicht zu rühren?«, donnerte Belial. »Füge dich, Socor!«
Die Angst verschwand aus dem Blick ihres Vaters, starr schaute er Lilith entgegen. Wieder beugte sie sich über seine Stirn. Nur noch ein Hauch fehlte, ehe ihre Lippen ihn berührten.
Lilith erhielt einen jähen Schlag auf die Schläfe und fiel zur Seite.
Einen Moment lang blieb sie benommen liegen, dann fuhr sie sich über die Augen, als sei sie soeben aus einem tiefen Traum erwacht. Der Bann Belials war gebrochen.
»Nimm das, du Mistkerl!«, schrie Matt auf.
Nachdem er Lilith zur Seite gestoßen hatte, war Matt dem von seinem plötzlichen Erscheinen völlig überrumpelten Belial auf den Rücken gesprungen. Nun hielt er dem Erzdämon mit einer Hand die Augen zu und riss mit der anderen Hand an seinen Haaren.
»Verschwinde, Mensch!«, brüllte Belial und drehte sich unbeholfen im Kreis. »Lass mich los!«
Das Amulett!, schoss es Lilith durch den Kopf. Da Belial sowohl Lilith als auch ihren Vater unter Kontrolle gehabt hatte, hatte er es in seiner Arroganz bisher nicht für nötig befunden, es aufzuheben. Es musste noch dort liegen, wo Lilith es hingelegt hatte! Hektisch suchte sie den Boden ab.
»Hier war es doch irgendwo …«
»Lilith, hier!« Ihr Vater kniete neben dem
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