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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Freundlichkeit, es mir zu überlassen, eure neue Mitschülerin in den Unterricht einzuweisen! Oder muss ich davon ausgehen, dass euch gerade außerschulische Dinge so erheitert haben?«
    Emma sprang auf und faltete die Hände hinter dem Rücken. »Entschuldigen Sie, Sir. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    Ab dem Moment folgten die Mädchen dem Unterricht und der Morgen schleppte sich zäh dahin. In der Mittagspause hatten Matt und Lilith nicht einmal die Zeit, auf den Schulhof zu gehen, da sie bei Miss Tinkelton ihre Bücher, Schulunterlagen und eine Mappe mit den Hausregeln abholen mussten. Als sie schließlich in der letzten Stunde Mathematik hatten, übermannte Lilith die Müdigkeit. Ihre Augen wurden immer schwerer. Was hätte sie jetzt darum gegeben, in ihrem Bett liegen zu dürfen und den Schlaf nachzuholen, den sie letzte Nacht entbehren musste. Nur mit Mühe konnte sie sich auf das Arbeitsblatt vor ihr konzentrieren. Rechnungen mit Quadratwurzeln – mit diesem Stoff hatten sie in ihrer alten Schule noch nicht einmal angefangen! Wie sollte sie da nur eine Lösung finden?

    Lilith blinzelte verstohlen zu Matt, der scheinbar ebenfalls mit seiner Matheaufgabe zu kämpfen hatte und nachdenklich an seinem Stift kaute. Emma neben ihr dagegen schrieb eifrig Zahlenkolonnen auf ihr Blatt und musste noch nicht einmal pausieren, um über die Aufgabe nachzugrübeln.
    Lilith ließ ihren Blick zum Fenster schweifen – und erstarrte.
    Die Krähe.
    Da war sie wieder!
    Sie saß auf einem Baum direkt vor dem Klassenzimmer und starrte Lilith an. Diese bösartigen Augen … Lilith hatte das Gefühl, als ob eine eiskalte Hand nach ihrem Herz griff. Sie war sich absolut sicher, dass es dieselbe Krähe war, die ihr am Vortag auf dem Bahnhof begegnet war. Wie konnte eine Krähe sie verfolgen? Das war unmöglich!
    Ihre letzten Zweifel verflogen jedoch in dem Moment, als die Krähe abhob und auf dem Fenstersims landete, der Lilith am nächsten war. Wäre das Fenster geöffnet gewesen, hätte Lilith die Hand ausstrecken können, um sie zu berühren. Auge in Auge saß sie der Krähe gegenüber. Lilith begann zu zittern. Sie hatte das Gefühl, in den feucht glänzenden Augen zu versinken, spürte, wie sie von einer Welle aus Kälte und Hass verschlungen wurde. Die Krähe drehte den Kopf zur Seite und begann, von außen mit dem Schnabel auf das Fenster einzuhacken. Automatisch wich Lilith zurück und tastete Hilfe suchend nach dem Amulett ihrer Mutter, aber ihre Hand griff ins Leere. Sie hatte es am Abend zuvor zum Schlafen abgenommen, in ihrem Nachttischchen verstaut und heute Morgen dort vergessen!
    »Nun, Lilith?«

    Sie schreckte hoch. Mister Baker hatte sich neben ihr aufgebaut und musterte sie kritisch. »Gibt es da draußen irgendetwas Interessantes, von dem du uns berichten willst?«
    Lilith schluckte schwer. »Nein, Sir.«
    Er marschierte nach vorne zu seinem Pult. »Könntest du der Klasse vielleicht mitteilen, zu welchem Ergebnis du gekommen bist?«
    Lilith spürte einen Ellenbogen, der sich unsanft in ihren Arm bohrte. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, was Emma ihr damit sagen wollte. Lilith stand so hastig auf, dass ihre Arbeitsblätter auf den Boden flogen. Auch das noch!
    »Entschuldigung, Sir!«
    Lilith sammelte ihre Blätter ein, legte sie auf den Tisch und rappelte sich auf.
    »Ich … habe leider …«, begann sie zögerlich.
    Lilith spürte, wie ein Blatt Papier unter ihre Finger geschoben wurde. Die Lösung der Matheaufgabe!
    Sie ratterte die Zahlenfolgen herunter. Mister Baker hob erstaunt eine Augenbraue, nickte dann aber zufrieden.
    »Gut, Lilith. Du scheinst schnell zu lernen!«
    Sie spürte, wie sich ihre Wangen rot färbten. Ein schrilles Klingeln, das das Ende des Schultages verkündete, erlöste Lilith aus dieser unangenehmen Situation. Im Nu war das Klassenzimmer von lautem Rumoren, Gesprächen und Gelächter erfüllt.
    Nervös huschten Liliths Augen zurück zum Fenstersims. Er war leer. Die Krähe war weg.
    Lilith wandte sich mit einem erleichterten Seufzer zu Emma um. »Danke, dass du mir dein Lösungsblatt gegeben hast! Du warst wirklich meine Rettung.«

    Emma winkte ab. »Kein Problem! Es war ja auch gemein, dass Mister Baker dich gleich am ersten Tag drangenommen hat.«
    »Trotzdem – das war wirklich nett von dir!«
    »Wie wäre es, wenn wir uns heute Mittag treffen und ich zeige dir Bonesdale?«, schlug Emma vor.
    Lilith nahm gerne an und die beiden Mädchen verabredeten sich für den

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