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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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wirkenden Sofas und Sesseln vollgestellt war. Arthurs Gesicht hellte sich auf, als er Lilith sah, und sie musste sich beherrschen, um sich nicht in seine Arme zu flüchten.
    »Da bist du ja wieder. Wie war dein erster Schultag?«
    »Geht so.« Ihre Stimme klang brüchig und war kaum mehr als ein Flüstern.
    Hannibal tapste schwanzwedelnd auf Lilith zu und leckte ihr zur Begrüßung den Arm ab. Seine Zunge war so groß wie ein Waschlappen und an Liliths Arm lief der Hundesabber in langen Fäden hinab. Abwesend tätschelte Lilith ihm den Kopf.
    »Geht es dir nicht gut?« Arthur runzelte die Stirn. »Du bist ja ganz blass um die Nasenspitze!«
    »Sie hatte es eilig und ist wie ein Überfallkommando in die Küche gestürmt«, motzte der andere Mann.
    »Regius, löffle deine Suppe und behalt deine schlechte Laune für dich!«, wies Arthur ihn ungeduldig zurecht. Er kam mit besorgtem Gesicht auf Lilith zu.

    »Was ist passiert?« Er hielt inne. »Meine Güte, du blutest ja!«
    Lilith fasste an ihren Hals und spürte eine warme Flüssigkeit an ihren Fingerspitzen. »Halb so schlimm.« Mit einem misstrauischen Blick auf Regius fügte sie hinzu: »Ich muss wohl an einem Strauch hängen geblieben sein.«
    Arthur schienen ihre Worte nicht im Mindesten zu beruhigen. »Schnell, Regius, wir müssen sie verarzten. Hol den Erste-Hilfe-Koffer aus dem Badezimmer!«
    Regius ließ unwillig seinen Löffel auf den Tisch fallen und erhob sich seufzend. »Na schön. Ich habe ja sonst nichts anderes zu tun.«
    In diesem Moment hörte man von oben ein lautes Poltern. Nervös sah Arthur zur Decke. Er drängte Lilith zu einem Stuhl, säuberte mit einem feuchten Tuch ihre Wunde und presste es dann mit solcher Kraft darauf, dass es Lilith wehtat.
    »Aua!«, entfuhr es ihr.
    »Wo bleibt er denn nur?«, murmelte Arthur, ohne auf Liliths Beschwerde zu reagieren.
    Das Poltern über ihnen wurde lauter.
    Dann hörte man schlurfende Schritte.
    Arthur schien immer nervöser zu werden. Er trat von einem Fuß auf den anderen und immer wieder huschten seine Augen zur Treppe. Selbst Hannibal hatte sich winselnd unter den Tisch verzogen und drückte seinen Kopf an Liliths Füße.

    Als Regius mit dem Erste-Hilfe-Koffer zurückkam, riss ihm Arthur diesen regelrecht aus der Hand. Er desinfizierte die Kratzer in Windeseile, danach ließ ein eisig kaltes Spray Lilith zusammenzucken.
    »Sprühpflaster«, informierte er sie.
    Arthur atmete hörbar auf. »Nun ist alles schön abgedichtet.« Seine Stimme war wieder gewohnt ruhig und sonor.
    Die schlurfenden Schritte aus dem Obergeschoss, die mittlerweile fast die Treppe erreicht hatten, entfernten sich wieder.
    Lilith runzelte die Stirn und warf Arthur einen fragenden Blick zu. Er wandte sich eilig ab und brachte ihr stattdessen vom Herd einen Teller der dampfenden Gemüsesuppe. »Hier, iss etwas, das wird dir guttun!«
    Eigentlich hatte Lilith keinen großen Appetit, aber da sie nicht unhöflich sein wollte, nahm sie einige Löffel zu sich. Zu ihrer Überraschung bemerkte sie, wie sich eine wohltuende Wärme in ihrem Körper ausbreitete.
    »Erzähl mal, was ist denn nun genau passiert?« Arthur legte ihr ermutigend die Hand auf den Arm.
    Schon öffnete Lilith den Mund, um ihm von dem Krähenangriff zu berichten, doch dann hielt sie inne. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie absurd das klang. Was sollte sie sagen? Dass sie seit ihrer Abfahrt in London von einer Krähe verfolgt wurde und diese sie nun sogar angegriffen hatte? Wenn sie es nicht erlebt hätte, könnte sie die Geschichte selbst nicht glauben und würde sie für das Hirngespinst eines Teenagers halten.
    Davon abgesehen saß neben ihnen immer noch Regius, der seine Mahlzeit mittlerweile beendet hatte und nun hinter der Zeitung verschwunden war.

    Arthur folgte ihrem Blick.
    »Lass dich von dem nicht beeindrucken«, sagte Arthur laut. »Er ist nur ein alter Grantler, der sich für einen genialen Erfinder hält. Wir können dankbar sein, dass er die meiste Zeit unten im Keller mit seinen Experimenten beschäftigt ist und er uns nur selten mit seiner schlechten Laune beglückt.«
    »Das hab ich gehört!«, grummelte es hinter der Zeitung hervor.
    »Solltest du auch«, gab Arthur mit Unschuldsmiene zurück.
    »Ist Mildred zu Hause?«, fragte Lilith nun, anstatt Arthurs Frage zu beantworten.
    Plötzlich war ihr klar geworden, dass sie sich allein ihrer Tante anvertrauen konnte. Sie musste mit Mildred sprechen! Sie hatte Lilith gestern noch vor den Gefahren in

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