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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Sache auch sein Gutes: Selbst wenn Lilith nicht wusste, wie sie es geschafft hatte – vielleicht hatte sie es allein ihrer Entschlossenheit zu verdanken gehabt –, so hatte sie sich am Ende gegen Jacob de Vries durchgesetzt. Und sie würde es auch bei Nekrobas schaffen. Lilith ballte die Fäuste. Sie würde alles tun, damit das Amulett ihrer Mutter nicht in seine Hände geriet.

    Emma, Matt und Lilith arbeiteten den ganzen Nachmittag über an den Matheaufgaben. Nur ab und zu machten sie eine kurze Pause, tranken Limonade und aßen von den Keksen in Knochenform, die ihnen Matts Mutter gebracht hatte. Am Ende des Tages brummte Lilith von den vielen Aufgaben und Zahlen der Kopf, doch Emma war immer geduldig geblieben und hatte sich als gute Lehrerin erwiesen. Matt und Lilith hatten gewaltige Fortschritte gemacht. Sie freuten sich auf Mister Bakers überraschtes Gesicht, wenn sie ihm die Aufgaben am nächsten Morgen vollständig gelöst vorlegen konnten.
    Der Vollmond tauchte schon über den Wipfeln des Waldes auf und beschien die Welt mit seinem kalten silbrigen Licht. Während Matt und seine Mutter beim Abendessen saßen, warteten Emma und Lilith vor dem Haus auf Mildreds Kutsche. Zwar hatte Eleanor auch die beiden Mädchen zum Essen eingeladen, doch nachdem Emma und Lilith mitbekommen hatten, dass Eleanors Kochkünste darin bestanden, künstlich riechende Fertiggerichte in die Mikrowelle zu stellen, lehnten sie dankend ab. Eleanor war der Meinung, dass sie als Schriftstellerin ihre Zeit nicht mit so profanen Dingen wie dem Zubereiten von Mahlzeiten verschwenden sollte – schließlich hatte sie der Nachwelt wichtige literarische Ergüsse zu hinterlassen.
    »Wo bleibt deine Tante nur?« Emma blickte nervös auf die Uhr. »Sie ist schon zwanzig Minuten zu spät.«
    »Ich werde noch einmal bei ihr anrufen! Wahrscheinlich hat sie nur vergessen, dass sie mich abholen wollte«, meinte Lilith wenig überzeugt. Es sah Mildred gar nicht ähnlich, ihre Nichte hier in der Dunkelheit stehen zu lassen.
    Lilith ging noch einmal zurück ins Haus, doch schon nach wenigen Augenblicken kam sie unverrichteter Dinge zurück.
    »Im Seniorenstift geht niemand ans Telefon«, informierte sie Emma. »Was machen wir denn jetzt?«

    »Ich muss wirklich heim!« Emma trippelte unruhig auf der Stelle. »Meine Mutter wird sonst sauer. Sie mag es auch nicht, wenn ich im Dunkeln unterwegs bin – genau wie deine Tante.« Emma lächelte Lilith schief an. »Besonders, wenn wir so weit außerhalb von Bonesdale sind«, fügte sie mit einem Blick auf den verlassenen Waldweg, der sich schon nach wenigen Metern im Dunklen verlor, hinzu.
    »Weißt du was? Ich komme mit dir«, beschloss Lilith. »Wir laufen einfach gemeinsam meiner Tante entgegen. Wahrscheinlich fährt sie sowieso jeden Moment um die Ecke.«
    Emma nickte dankbar. Zu Liliths Überraschung zauberte sie aus ihrer Jackentasche sogar eine Taschenlampe hervor, deren schwacher Lichtschein nun vor ihnen den Weg erkundete und sorglos durch das Dunkel tanzte.
    Lilith warf Emma einen kritischen Seitenblick zu. Schon seit Tagen hatte sie auf eine Gelegenheit gewartet, mit Emma ungestört reden zu können. Trotzdem scheute sie sich davor, Emma nun darauf anzusprechen.
    »Ich weiß, dass meine Tante und deine Mutter nicht ohne Grund so besorgt um uns sind«, setzte sie an. »Ihr habt hier in Bonesdale ein Geheimnis. Etwas, das niemand Außenstehendes wissen soll. Etwas, das uns gefährlich werden könnte.«
    Trotz der Dunkelheit konnte Lilith erkennen, dass Emma bleich wurde. Sie hüstelte verlegen.

    »Es tut mir leid, Lilith, ich … ich würde es dir gern verraten«, druckste sie herum. »Aber deine Tante hat sicherlich einen guten Grund dafür, warum sie es dir verheimlicht.« Hilflos hob Emma ihre Schultern. »Meine Mutter meinte, ich soll mich nicht in eure Familienangelegenheiten einmischen und mich bloß nicht verplappern.«
    »Das verstehe ich«, beruhigte Lilith sie. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich dir das nicht übel nehme und ich auch nicht versuchen werde, irgendetwas aus dir herauszuquetschen.« Lilith seufzte. »Mein Vater hat veranlasst, dass alle hier etwas vor mir geheim halten, und deswegen muss ich unbedingt mit ihm darüber sprechen«, erklärte sie Emma. »Leider konnte ich ihn bisher nicht in Burma erreichen.«
    So langsam hatte Lilith die Vermutung, dass ihr Vater in einem abgelegenen Hinterhofhotel abgestiegen war. Unter der Nummer, die Clara ihr durchgegeben hatte,

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