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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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zu gefährlichen Stolperfallen. Dünne Äste peitschten ihnen ins Gesicht, dorniges Gestrüpp verhakte sich in ihren Kleidern und hinderte sie am Vorwärtskommen. Lilith fragte sich, wie lange sie dieses Tempo durchhalten konnten, ohne dass sie sich ernstlich verletzten oder den Fuß vertraten.
    Sie warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. Bisher konnte sie noch keinen Verfolger ausmachen. War es möglich, dass Hannibal alleine mit den Werwölfen fertig geworden war? Lilith wagte es nicht zu hoffen.
    »Sind wir hier schon im Schattenwald?«
    »Nein«, keuchte Emma. »Dieses Stück Wald gehört dem alten Johnson. Er hat hier irgendwo eine Hütte.«

    »Dann können wir doch zu ihm laufen und Hilfe holen!«
    »Johnson ist ein Vampir.« Emma fiel das Sprechen mit jeder Minute schwerer. Sie fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Seite. »Er ist der einzige Vampir hier, der nicht zur Blutspende geht.«
    »Was?«, schrie Lilith auf. Wenn sie richtig kombinierte, dann hielt die Vampire das Blut, das im Rathaus gespendet wurde, am Leben. Wenn dieser Johnson ein Vampir war, aber trotzdem gesund und munter, dann konnte das doch nur heißen …
    »Er überfällt doch nicht etwa Menschen und saugt ihnen das Blut aus?«
    Emmas Schweigen war Antwort genug. Fassungslos sah Lilith zu ihr hinüber, sodass sie einen Ast übersah, auf den sie direkt zurannte.
    Mit Wucht prallte Lilith dagegen. Der Schmerz an ihrer Stirn durchzuckte sie wie glühendes Feuer. Sie wusste, dass sie auf keinen Fall das Bewusstsein verlieren durfte. Mit aller Macht wehrte sie sich gegen den Schwindel, der sie erfasste. Doch sie konnte nichts dagegen tun. Lilith spürte noch, wie ihre Knie weich wurden, dann empfing sie eine wohltuende Dunkelheit.
    »LILITH!«
    Wie aus weiter Ferne drang Emmas Stimme zu ihr.
    Benommen fragte sich Lilith, was ihre Freundin so in Panik versetzte. Es konnte wohl kaum schlimmer sein, als dieser absurde Albtraum, den sie gerade gehabt hatte.
    »Lilith, wach auf!« Emma rüttelte an ihrer Schulter. »Ich glaube, da hinten ist irgendwas!«

    Mühsam öffnete Lilith ihre Augen. Die Erkenntnis, dass sie sich noch inmitten ihres Albtraumes befand, traf sie wie ein Schlag.
    »Hörst du das?«
    »Was … was denn?«, nuschelte Lilith.
    Erbarmungslos zerrte Emma sie in die Höhe. »Da kommt etwas auf uns zu. Und zwar schnell.«
    Nun nahm auch Lilith das Rascheln und Knurren war, das sich ihnen unaufhaltsam näherte.
    »Geht es wieder? Kannst du weiterrennen?«
    Lilith nickte. Der Schmerz in ihrem Kopf nahm augenblicklich zu und eine Welle der Übelkeit ließ sie den Atem anhalten. Aber sie hatte keine andere Wahl. Wenn sie nicht als Abendessen eines Werwolfes enden wollte, musste sie sich zusammenreißen.
    Die beiden rannten weiter, ziellos und ohne Orientierung.
    Lilith musste gegen den Drang ankämpfen, sich immer wieder umzusehen. Tatsächlich hatte sie bisher nur einen einzigen Schatten hinter sich entdecken können. Folgte ihnen etwa nur einer der beiden Werwölfe? War es Hannibal vielleicht gelungen, den anderen Werwolf außer Gefecht zu setzen? Allerdings war schon ein einziges dieser Biester schlimm genug. Lilith wollte gar nicht erst daran denken, was mit ihnen geschehen würde, wenn das Vieh sie einholte.

    Lilith hätte Emma gern gefragt, wohin sie eigentlich rannten und ob es nicht irgendeine Möglichkeit gab, Hilfe zu holen, aber ihr Atem reichte nicht mehr aus, um sprechen zu können. Mittlerweile musste sie sich nicht einmal mehr umdrehen, um zu wissen, dass ihr Jäger aufgeholt hatte und dicht hinter ihnen war – zu nah klangen das Rascheln der Blätter und das Knacken trockener Äste. Der wenige Vorsprung, der ihnen Hannibals mutiges Auftreten verschafft hatte, schmolz dahin. Wenn ihnen nicht schleunigst etwas einfiel, waren sie verloren.
    Am Ende ihrer Kräfte gelangten sie schließlich an einen rauschenden Bach mit einer ungewöhnlich starken Strömung. Die Mädchen hatten Glück: Einige Meter stromaufwärts gab es eine lieblos zusammengebastelte Brücke aus Fässern und Seilen, die wenig vertrauenerweckend aussah. Lilith vermutete, dass sie wahrscheinlich der Besitzer des Waldes, dieser Johnson, gebaut hatte.
    »Das ist unsere Chance! Schnell, wir müssen über die Brücke«, rief Lilith.
    Emma nickte sofort. Sie ahnte wohl, was Lilith vorhatte. Der Bach war breit genug, dass selbst ein Werwolf ihn nicht ohne Weiteres überspringen konnte. Hastig überquerten sie die Brücke. Sie war durch Seile,

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