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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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was ihr seid?«
    »Willst du das wirklich wissen?«, hakte Emma nach. Ihre Augenbrauen waren skeptisch in die Höhe gezogen. »Sobald du die Wahrheit weißt, gibt es kein Zurück mehr. Vielleicht verschweigt dir dein Vater nicht ohne Grund die Wahrheit über Bonesdale.«
    »Ich will es wissen!«, antwortete Lilith mit fester Stimme.

    »Na schön«, gab Emma seufzend nach. »St. Nephelius ist eine besondere Insel mit besonderen Kräften. Auch die Menschen haben dies schon in grauer Vorzeit gespürt und für ihre Vorfahren die Portalgräber errichtet. Hier, auf diesem alten Land, ist unsere Welt. Die Welt der Untoten. Die Welt der Vampire, Geister, Zombies und Dämonen.«
    Lilith starrte Emma ungläubig an. Die Welt der Untoten? Das klang absurd, und doch … hatte sie so etwas nicht von Anfang an vermutet? Der Gedanke war einfach zu abwegig, zu fern der realen Welt gewesen, als dass Lilith es sich hätte eingestehen können.
    »Die meisten hier in Bonesdale sind Nocturi«, fuhr Emma fort. »Das sind Wesen, die unerkannt unter den Menschen leben können und erst bei Einbruch der Dunkelheit ihre übernatürlichen Kräfte erhalten. Zu den Nocturi zählen zum Beispiel Nachtmahre, Hexen, Irrlichter, Klabauter und Tash. Aber es gibt noch viele, viele mehr.«
    »Und was bist du?«
    Über Emmas Gesicht legte sich ein Schatten von Besorgnis. »Ich weiß es noch nicht«, antwortete sie zaghaft. »Ich bin noch nicht dreizehn. Erst dann entscheidet es sich, ob ich eine Nocturi oder eine Socor bin.«
    »Eine Socor?«
    »Ein Nachkomme ohne Fähigkeiten. Also nur … ein Mensch.«
    Irgendetwas daran, wie Emma ihre letzten Worte ausgesprochen hatte, gefiel Lilith nicht. Es klang so, als ob ein Mensch zu sein etwas Schlechtes sei. Ein Makel, eine Schande.

    »Diese Werwölfe sind Socors.« Emma machte eine abfällige Geste nach unten, was sie fast das Gleichgewicht gekostet hätte. Halt suchend klammerte sie sich an einen dicken Ast. »Sie sind Nachkommen von Nocturis, konnten aber nicht akzeptieren, dass sie keine Fähigkeiten geerbt haben. Diese Socors wollten sich trotzdem mit dem Geist eines Dämons verbinden. Doch Menschen sind dafür zu schwach – der Dämon hat die Macht in ihrem Körper übernommen.«
    »Du meinst, ein Werwolf verwandelt sich nie mehr zurück in den Menschen, der er war?« Zu der Abscheu, mit der Lilith den hässlichen Werwolf bisher betrachtet hatte, gesellte sich nun auch Mitleid. Sicherlich bereuten die Menschen mittlerweile, was sie getan hatten, doch für sie gab es kein Zurück mehr. Sie waren dazu verdammt, in einem Körper zu leben, den ein Dämon übernommen hatte.
    »Sie verlieren ihre Menschlichkeit, vegetieren auf dem Friedhof in Kälte und Dreck und haben keinen Antrieb mehr. Außer eine Malecorax ist in ihrer Nähe, die sie ruft und ihnen Befehle gibt«, erzählte Emma weiter. »Das ist ein mächtiger Dämon, dem es gelingt, aus eigenem Antrieb, und ohne von uns gerufen zu werden, in unserer Welt zu erscheinen. Seit fast dreizehn Jahren ist dies nicht mehr möglich, da seit dieser Zeit das Portal im Schattenwald, durch das sie in unsere Welt treten konnten, geschlossen worden ist.«
    Lilith runzelte die Stirn. »Wenn es stimmt, was du sagst, verstehe ich nicht, warum die Werwölfe auf uns losgegangen sind.«

    »Genau darauf will ich eigentlich hinaus –« Emma räusperte sich und senkte die Stimme. »Auf dem Baum links von uns sitzt eine Krähe. Sie starrt uns schon seit geraumer Zeit an, mit einem Blick, der mir ganz und gar nicht gefällt. Ich befürchte, es ist eine Malecorax. Sieh bitte nicht hin!«
    Lilith hörte zwar Emmas Warnung, doch wie von selbst wandte sie sich um und ihre Augen suchten den besagten Baum ab.
    »Ich meine es ernst: Nimm keinen Blickkontakt auf«, warnte Emma sie noch einmal, aber es war zu spät. Lilith hatte die Krähe entdeckt und in ihre dunklen, hasserfüllten Augen geblickt.
    Es war dieselbe Krähe, die Lilith schon seit ihrer Fahrt nach Bonesdale verfolgt und vor der Parker-Villa angegriffen hatte!
    Wie hypnotisiert starrte Lilith in diese Augen. Als ob die Malecorax nur auf diesen Moment gewartet hätte, breitete sie nun ihre Schwingen aus und stieß sich vom Ast ab. Es dauerte nur einen Wimpernschlag – viel zu schnell, als dass Lilith hätte reagieren können –, da hatte sich die Krähe auch schon neben ihr niedergelassen. Auge in Auge saß sie Lilith nun gegenüber.
    »Pass auf!«, schrie Emma ihr zu. »Lass sie nicht zu nah an dich

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