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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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dann wäre ihr das erspart geblieben!
    »Lilith, es wird Zeit!«, ermahnte Vadim sie. »Bist du bereit, deine Dämonenkräfte einzusetzen ?«
    Nachdem er den ersten Schock über ihr Geständnis überwunden hatte, erkannte Vadim sofort den Vorteil, den Liliths Macht ihnen verschaffte. Er war ganz außer sich vor Freude, dass Lilith eine Halbdämonin und nicht an Zebuls Eid gebunden war, weil sie niemals das Schattenreich betreten hatte. Vadim versicherte ihr, dass Menschen für die dämonischen Kräfte sehr viel empfänglicher als die Nocturi waren und man sie umso leichter kontrollieren konnte, je eingeschränkter ihre Art zu denken war. Wenn Lilith es sogar geschafft hatte, den Erzdämon zu beeinflussen, so meinte Vadim optimistisch, wäre eine Horde stumpfsinniger, mitleidloser und intoleranter Jäger eine lächerliche Fingerübung für sie. Das setzte allerdings voraus, dass man überhaupt Zugang zu der Dämonenkraft bekam, aber Lilith hatte sie bisher immer nur im Affekt angewandt und nie willentlich aufgerufen.
    »Hast du schon angefangen?«, fragte Vadim ungeduldig. »Grigore kommt mit seiner Rede zum Ende, bald wird er seine Aufmerksamkeit dir zuwenden.«
    »Ich mach ja schon«, zischte sie leise.
    Lilith atmete tief durch und stellte sich vor, dass schwarze Punkte vor ihren Augen zu tanzen begannen, was leider nicht dazu führte, dass sie tatsächlich erschienen. Dann rief sie sich den dunklen Nebel in Erinnerung und den Chor der Dämonen, aber nichts geschah. Monatelang hatte sie sich darum gesorgt, dass diese Macht unvermittelt aus ihr herausbrechen würde, und nun, da Lilith sie unbedingt entfesseln wollte, rührte sich überhaupt nichts.
    »Es geht nicht!«, entfuhr es ihr panisch, sodass ein Vanator sich misstrauisch zu ihr herumdrehte.
    »Versuch es weiter, nicht aufgeben!«
    Wahrscheinlich musste sie es anders angehen, schließlich war es immer dieselbe Emotion gewesen, die zu einem Aufflammen ihrer Dämonenmacht geführt hatte: Wut. Allerdings gehörte Wut gerade zu ihren weniger intensiven Gefühlen. Weitaus stärker dagegen spürte Lilith in sich Angst vor den Vanator, Sorge um die Vampire und Verzweiflung über ihr drohendes Versagen. Sie zwang sich, an Belial zu denken, an das, was er ihr alles angetan hatte, an ihren Kampf vor Nightfallcastle, aber diese Wut, die bei jenen Erinnerungen in ihr aufwallte, fühlte sich kalt an. Es war nicht die Art von feuriger, alles verschlingender Wut, die den Chor der Dämonen weckte.
    »Du hast mich doch nicht angelogen?«, fragte Vadim argwöhnisch. »Du besitzt wirklich Dämonenkräfte, oder?«
    »Nun zu dir, Missgeburt!«, spie Grigore in diesem Moment hasserfüllt aus.
    Lilith war so mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass sie alles um sich herum ausgeblendet hatte, und erst jetzt bemerkte sie, dass Grigore direkt vor ihr stand. Der Anführer der Vanator zerrte sie rücksichtslos hinter sich her zu der mit Sprengstoff bepflasterten Wand.
    »Jetzt wird es Zeit für dich, deine Freunde zu verraten!« Ohne weitere Umschweife hielt er ihr Nikolais Zettel vor die Nase, während er ihren Arm fest umklammert hielt. »Lies vor!«
    Lilith presste störrisch die Lippen zusammen.
    »Lies vor oder du wirst es bereuen!«, brüllte Grigore.
    In seinen Augen sah Lilith die gleiche Besessenheit aufleuchten wie bei seinen Männern. Sie fragte sich, wie es so weit hatte kommen können. War es vielleicht ein Fehler gewesen, sich vor den Vanator versteckt zu halten? Womöglich hätte sich die Situation nicht derart zugespitzt, wenn die Vampire Kontakt aufgenommen und sich ihnen angenähert hätten. Allein durch den Pakt der Vier und die daraus resultierende Abgrenzung konnte diese Feindseligkeit entstehen, dieser Hass auf das Unbekannte, das die Vanator nicht verstehen und begreifen konnten.
    »Lasst die Vampire doch einfach in Ruhe«, versuchte Lilith, ihn zur Vernunft zu bringen. »Sie sind friedfertig, genau wie wir anderen!«
    Grigore zog ungläubig die Augenbrauen hoch. »Ach ja?
    Haben die Blutsauger deshalb völlig unschuldige Menschen rund um ihr Vampirnest umgebracht?«
    Er spielte auf die Morde an, von denen André erzählt hatte, und Lilith musste zugeben, dass diese Vorfälle nicht unbedingt für die Vampire sprachen.
    »Das waren Einzelfälle«, räumte sie ein. »Auch unter den Menschen gibt es verrückte Serienkiller, die sich nicht so leicht stoppen lassen. Die große Mehrheit der Vampire bedauert diese Morde und sie versuchen alles, um die Schuldigen

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