Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
ausfindig zu machen.«
»Leider ist es ihnen bisher nicht gelungen und deshalb haben wir keine andere Wahl, als diese abnormalen Mörder selbst zur Strecke zu bringen.« Um seine Worte zu unterstreichen, tätschelte er liebevoll seine Waffe, die er sich umgehängt hatte.
»Und das wollt ihr tun, indem ihr gleich das ganze Volk umbringt?«, fragte Lilith fassungslos. »Wisst ihr überhaupt, wie viele Vampire hinter dieser Wand leben? Sie sind körperlich trainiert, viele von ihnen haben eine gute Kampfausbildung und auch sie besitzen Waffen! Wenn sie gegen die Vanator kämpfen wollten, hätten sie sich schon längst zur Wehr gesetzt. Stattdessen lassen sie sich von euch belagern und sind permanent vor euch auf der Flucht, sobald sie Chavaleen verlassen. Würde sich so jemand verhalten, der bösartig und hinterhältig ist? Nein, im Gegenteil: Es ist ein Beweis dafür, dass ihr uns zu Unrecht für Geschöpfe des Teufels haltet! Wenn ihr diese Stadt überfallt, wird das Blut Unschuldiger an euren Händen kleben und ihr macht euch selbst zu Geschöpfen des Teufels!« Sie hielt atemlos inne, in der Hoffnung, irgendwie zu Grigore durchgedrungen zu sein. An den ausdruckslosen Mienen seiner Männer erkannte Lilith, dass sie von ihrer Rede völlig unbeeindruckt blieben, aber immerhin war Grigore der Kopf der Truppe, er konnte sich solchen logischen Argumenten nicht einfach verschließen.
Er rieb sich nachdenklich über das Kinn. »Sie haben Waffen? Das ist gut zu wissen. Dann müssen wir einige Punkte unseres Angriffs neu überdenken.«
Lilith glaubte, sich verhört zu haben. »Ist das alles, was in Ihrem Hirn angekommen ist?«, rief sie wutentbrannt. »Haben Sie denn nicht aufgepasst? Die Vampire sind ein friedliebendes Volk! Genau wie wir anderen haben sie sich bewusst dafür entschieden, sich vor den Menschen zurückzuziehen. All die Horrorgeschichten, die ihr von euren Vorfahren überliefert bekommen habt, entsprechen nicht der Wahrheit und sind nichts als blanker Aberglaube.«
Er stieß ein gleichgültiges Lachen aus. »Das würde ich an deiner Stelle auch behaupten.«
Anscheinend war bei den Vanator nicht nur das Wissen um die Welt der Untoten seit Generationen weitergegeben worden, sondern auch ein uralter, wie in Stein gemeißelter Hass. Es zwar zwecklos, mit Worten und rationalen Erklärungen dagegen ankommen zu wollen. So viel Starrsinnigkeit konnte Lilith kaum ertragen, genauso gut hätte sie eine Diskussion mit der Höhlenwand führen können! Sie ballte die Fäuste und spürte, wie eine heiße, alles verschlingende Wut in ihr aufloderte.
»Jetzt lies endlich den Spruch vor!«, brüllte er und quetschte ihren Arm so fest zusammen, als würde er direkt bis zum Knochen vordringen wollen.
»Lilith, mach doch was!«, rief Vadim verzweifelt. »Lass dir nicht alles gefallen, was dieser Mistsack dir antut.«
»Ich … mach ja«, wimmerte sie leise.
Ihr wurde unglaublich heiß, als hätte sie hohes Fieber, und dunkle Punkte begannen vor ihren Augen zu tanzen. In Windeseile verdichteten sie sich und Liliths Umgebung verschwand in einem diffusen schwarzen Nebel. Sämtliche Geräusche wurden von ihm verschluckt: Ihr eigenes schmerzerfülltes Stöhnen, Grigores Brüllen und das unruhige Scharren seiner Männer wichen einer absoluten Stille. Die brennende Wut setzte in ihrem Inneren etwas Dunkles, ungeheuer Machtvolles frei, und ohne dass Lilith etwas dafür tun musste, hörte sie in ihrem Kopf den unheilvollen Chor der Dämonen.
Bestrafe ihn! Lass ihn leiden, so wie er dich leiden lässt!
Dieses Mal hatte Lilith nicht vor, gegen das bösartige Flüstern anzukämpfen. Heute wollte sie den beschwörenden Stimmen des Chors nachgeben und tun, was sie verlangten.
Er wird dich ebenso töten wie das Volk der Vampire, doch wir helfen dir, ihn aufzuhalten.
»Gib mich frei«, zischte sie, »und lasst die Vampire endlich in Frieden!«
Undeutlich hörte sie Grigores Antwort aus dem Nebel und erst nach einigen Versuchen gelang es ihr, seine Stimme herauszufiltern.
»… niemals tun würde! Nun wirst du leiden, du Missgeburt, und das ist deine eigene Schuld. Du liest diesen Spruch noch mit Freuden vor, das schwöre ich dir! Von was willst du dich als Erstes verabschieden? Wie wäre es mit deinen Fingernägeln?«
Die dämonische Macht schwoll an, breitete sich in ihrer Seele und in jeder Faser ihres Körpers aus. Ein Gefühl der Stärke und Unbesiegbarkeit erfüllte Lilith, während sich das Bernstein-Amulett unter ihrem
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