Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
toughe junge Frau, die am Tag ihrer Ankunft die Aufgabe übernommen hatte, das Auto zu verstecken. Lilith war froh, dass André sie ausgewählt hatte, denn Eva wirkte nicht nur entschlossen und kompetent, sondern auch loyal und aufrichtig.
»Der Verschleierungszauber des alten Portals ist entfernt worden«, informierte sie André in pflichtbewusstem Tonfall. »Bis es vollständig aktiviert ist, dauert es noch einige Minuten. Ich habe meine Leute bereits an den Schwachpunkten rundherum postiert, damit sie uns vor ungebetenen Gästen warnen können.«
»Großartig, Eva!«, entgegnete André dankbar. »Das Wichtigste war, dass wir so schnell wie möglich aus Chavaleen rauskommen, nun können wir auch ein bisschen warten.«
Eva lief neben ihnen durch die Tropfsteinhöhle und beobachte sie unverhohlen. »Was ist da unten los, André?«, fragte sie, mit einem Mal sehr viel vertraulicher. »Wir haben gehört, dass Alarmstufe Gelb ausgerufen wurde. Kommen die Vanator?«
»Gut möglich«, gab er offen zu. »Leider wissen wir mittlerweile, wer der Verräter ist, und er setzt offenbar alles daran, die Vanator in die Stadt zu führen.«
»Razvan!«, tippte Eva wie aus der Pistole geschossen.
»Nein, mein Bruder Nikolai.«
»Dein … dein Bruder?« Eva kam vor Überraschung so aus dem Tritt, dass sie fast gestolpert wäre. »Siehst du wegen ihm etwa so krank aus?«
»Sozusagen.«
Sie machten vor der Höhlenwand halt, die sie ins Freie führen sollte. Eva übernahm es, die Runen aufzuzeichnen, während Lilith hinter ihr immer nervöser wurde. Gleich würden sie wieder die Sonne sehen und frische Luft einatmen! Niemals hätte sie für möglich gehalten, dass sie sich danach so verzehren würde. Sie wollte nur noch weg aus Chavaleen, weg von den Höhlen, der Finsternis und der Eingeschlossenheit. Sie sehnte sich nach ihrem Zuhause, sie wollte endlich wieder etwas essen und sich unter der Dusche all das Grauen abwaschen, das sie in der Unterwelt hatte durchmachen müssen. Aber vor allen Dingen wollte sie zu Mildred und sich in ihre sicheren Arme flüchten.
»Bitte sehr!« Eva trat beiseite und deutete auf den Ausgang. »Nach euch.«
Mit klopfendem Herzen schritt Lilith ins Freie, doch die plötzliche Helligkeit zerkratzte ihr fast die Augen. Sie riss schützend die Arme in die Höhe.
»Autsch!«, jammerte Strychnin lautstark.
»So ergeht es allen, die ein paar Tage unter der Erde waren«, informierte Eva sie. »Nur im Winter ist es nicht so schlimm, da fällt der Unterschied zur künstlichen Beleuchtung kaum auf.«
Heute erwartete sie jedoch ein wunderschöner Sommertag, die Vögel im nahe gelegenen Wald zwitscherten und das Rauschen des Flusses drang bis zu ihnen herüber. Lilith spürte, wie mit jedem Sonnenstrahl wieder das Leben und ihre Kräfte in ihren Körper zurückkehrten. Sogar André sog begierig die Luft ein, die den Duft von Kiefern, Tannen, Holz und Gräsern mit sich trug.
Die Klamm zu überwinden bereitete ihnen noch mehr Schwierigkeiten als bei ihrer Ankunft, denn durch die Enge konnten sie André fast nicht stützen, seine eigenen Beine trugen ihn jedoch kaum noch. Es war Rebekka anzusehen, dass sie bei seinem Anblick am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre und sich nur mit Mühe zusammenreißen konnte.
»Regius weiß bestimmt, wie man das Amulett von seinem Hals bekommt«, sprach Lilith ihr Mut zu. »Wahrscheinlich hat er einen magischen Bolzenschneider oder so etwas, mit dem man die Kette trotz des Zaubers öffnen kann.«
Rebekka wischte verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln, lächelte sie an und nickte nachdrücklich. »Ja, Regius wird ihn retten, ganz bestimmt!«
Das alte Portal lag genau gegenüber der Klamm, auf der anderen Flussseite, und war so gewaltig, dass sie beeindruckt stehen blieb. Das aus dem Stein gehauene Portal nahm die gesamte Höhe des Felsens ein und ähnelte mit seinen prunkvollen Säulen dem unterirdischen Palast der Vampire. Schade, dachte Lilith, dass so ein Bauwerk von einem Verschleierungszauber verhüllt werden musste. Viele Meter über ihnen lief ein Mann in grüner Waldtarnkleidung über eine kaum sichtbare Balustrade und malte riesige Runenzeichen auf den Stein.
»Ein bisschen protzig«, bemerkte Strychnin.
»Ein Wunder, dass sie es nicht gold angestrichen haben«, gab Matt leise zurück.
»Was meint dein Freund denn damit, Lilith?«, fragte Vadim pikiert. Im hellen Licht waren die Umrisse des Geistes kaum zu erkennen. »Was ist denn an Gold so
Weitere Kostenlose Bücher