Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
benutzen wollte, den Vanator einen leichten Zugang nach Chavaleen zu verschaffen, damit die Vampire den Pakt der Vier nicht länger befolgten, und schließlich gestand sie André schweren Herzens, dass das Blutstein-Amulett einen Defekt hatte und ihm nur eine verschwindend geringe Chance blieb, die Anwärterschaft zu überleben. Leider verhaspelte sie sich bei dieser Vielzahl an Informationen immer wieder oder brachte die zeitliche Abfolge durcheinander, was dazu führte, dass ihre Zuhörer am Ende ihrer Erzählung nicht wirklich überzeugt schienen.
Besonders André maß sie voller Misstrauen und Lilith konnte es ihm nicht verübeln. Immerhin beschuldigte sie seinen Bruder mehrerer schwerer Verbrechen und sie hatte nicht den geringsten Beweis dafür.
»Dich begleitet seit fast fünf Tagen der Geist meines Vaters? Weil er angeblich von Nikolai ermordet wurde?«, fragte er ungläubig, während er sich schwerfällig an die Wand lehnte. »Und was sagt er gerade?«
Lilith warf einen Seitenblick auf Vadim, der abwechselnd besorgt auf André sah, um dann wieder fluchend hin- und herzuschweben.
»Also, er sagt, dass …« Sie räusperte sich peinlich berührt. »Er sagt, dass Nikolai ein kleiner, fieser Draculakäfer unter der Haut eines dreckigen Kraghuls ist, und er wünschte, er hätte Nikolai als Kind mal ordentlich den Hintern versohlt«, gab sie Vadims Wortlaut ziemlich genau wieder, doch eigentlich hatte er für »Hintern« eine andere Bezeichnung verwendet.
André schwieg für einen langen Moment, doch in seiner Miene spiegelte sich deutlich seine Enttäuschung wider. »Du lügst, Lilith, so würde sich mein Vater niemals ausdrücken! Ich kann es kaum glauben, dass ausgerechnet du mich derart hintergehen willst, das hätte ich niemals von dir erwartet.«
Überraschenderweise war es Rebekka, die, ohne zu zögern, Liliths Partei ergriff. »Natürlich kennst du deinen Vater am besten von uns allen, aber Lilith spinnt niemals bösartige Intrigen und kann nicht einmal besonders gut lügen. Im Gegenteil, ihr Gerechtigkeitsgeschwätz und ihr überbordendes Mitgefühl für alles und jeden gehen mir eigentlich immer tierisch auf die Nerven.«
André schüttelte störrisch den Kopf. »Sie erhebt schwere Anschuldigungen gegen meinen Bruder, dem ich mehr vertraue als jedem anderen in Chavaleen! Wenn sie nicht einmal die Wahrheit in Bezug auf diese obskure Geistererscheinung erzählt, kann ich ihr den Rest auch nicht glauben.«
»Oh, ich weiß eine Lösung!«, rief Vadim aufgeregt. »Sag ihm, seine letzten Worte an mich waren, dass er sich beeilen wollte, zu mir zurückzukommen, damit ich seiner Rebekka nicht den Kopf verdrehen kann.«
»Da war ich dabei!«, zischte Lilith ihm entnervt zu.
»Oh, stimmt, schlechtes Beispiel.« Er rieb sich konzentriert die Schläfen. »Okay, ich hab es: Als ich André zum siebten Geburtstag seinen Kater geschenkt habe, habe ich ihn nachts dabei erwischt, wie er bei Aurel im Körbchen lag. André hatte darin natürlich kaum Platz und war völlig durchgefroren, aber er meinte, dass Aurel in seiner ersten Nacht im Palast sicher ängstlich sei und spüren sollte, dass er jetzt eine neue Familie habe, die für ihn da sei. Ich habe die beiden dann in Andrés Bett gebracht, wo sie aneinandergekuschelt eingeschlafen sind.«
»Niemand weiß davon außer Vater und mir«, flüsterte André, nachdem Lilith die Geschichte an ihn weitergegeben hatte. »Er meinte am nächsten Morgen, dass es unser kleines Geheimnis bleibt, da zukünftige Thronerben offiziell nicht mit dem Hintern in der Luft in einem Katzenkörbchen schlafen sollten.« Er sah sich mit bewegter Miene im Tunnel um, als gelänge es ihm dadurch, den Geist seines Vaters irgendwo zu entdecken. »Vater, kannst du mich hören? Bist du tatsächlich hier bei uns?«
»Mein Junge, es tut mir so leid, dass ich nicht erkennen wollte, welche Gefahr dein Bruder ist! Ich habe dich hier zurückgelassen, allein und ohne dir ein Wort davon zu sagen, wie es um Nikolais wahren Charakter bestellt war. Ich habe versagt …«
Doch André konnte auf die Entschuldigung seines Vaters nicht reagieren, da er mit dem Oberkörper unvermittelt vornüberkippte und sich keuchend an den Hals fasste. Mit einer für Lilith überraschenden Vertrautheit öffnete Rebekka den obersten Knopf seines Hemdes und zog mit zittrigen Fingern die Kette mit dem Blutstein-Amulett hervor.
»Oh scheiße«, entfuhr es Matt leise.
Der Blutstein hatte rot zu leuchten begonnen, doch
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