Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
Vom Netzwerk:
Nocturi, zu uns gebeten. Sie wird darüber wachen, dass die letzte Prüfung der Anwärterin ohne Hilfe und Unterstützung vonseiten der Prüfungshexen durchgeführt wird. Wir danken dir für dein Kommen, Lilith!«
    Alle Hexen blickten nun auf Lilith, während ihr Alberta einen kleinen Wink gab.
    Lilith trat vor und klammerte sich an den Zettel in ihrer schweißnassen Hand, obwohl sie ihre Ansprache schon auswendig konnte.
    »Ich fühle mich sehr geehrt«, begann sie und bemühte sich dabei, in selbstsicherem Tonfall zu sprechen, »der heutigen Zeremonie als Richterin beiwohnen zu dürfen, und danke den Hexen für ihr Vertrauen, das mir mit dieser Einladung zuteilwurde. Als Trägerin des Bernstein-Amuletts gelobe ich hiermit, mich an die Richtlinien des Hexenkodex zu halten und nur mit den Hexen über die Geschehnisse der kommenden Prüfung zu sprechen. Im Namen aller Nocturi wünsche ich der Anwärterin Emma Middleton viel Glück!«
    Nach einem kurzen Applaus verkündete Alberta mit dröhnender Stimme: »Beginnen wir mit der Prüfung!«
    Alberta und die drei Prüfungshexen führten Emma zum Rand der Anhöhe, wo ein großer Stein bereitlag, an dem eine Eisenkette befestigt worden war.
    »Wir werden diese Kette nun um deinen Knöchel wickeln und mit einem magischen Schloss versehen. Deine Aufgabe besteht darin, mit dem Stein über die Klippe ins Meer zu springen. Wenn du das überlebst, hast du die Prüfung bestanden.«
    Ein ungläubiges Raunen ging durch die Menge.
    »Das kann doch nicht ihr Ernst sein«, wisperte Lilith fassungslos.
    Gehörte das nicht zu diesen absurden mittelalterlichen Tests, mit denen die Menschen prüfen wollten, ob eine Frau eine Hexe war? Emma konnte diesen Sprung überhaupt nicht überleben! Selbst wenn sie Glück hatte und unten nicht gegen einen der spitzen Felsen prallte, würde sie dank des Steins sofort in die Tiefe gezogen werden und im Meer ertrinken. Sie besaß überhaupt noch nicht die Fähigkeiten, um so ein magisches Schloss öffnen zu können.
    »Ach du Schreck!«, murmelte die Unken-Hexe. »Das ist ja noch schlimmer, als ich prophezeit habe. Das ist mir auch noch nie passiert.«
    »Sind die von allen guten Geistern verlassen?«, fragte eine andere.
    Lilith sah Hilfe suchend zu Emmas Mutter hinüber, doch Cynthia starrte mit schreckgeweiteten Augen auf ihre Tochter und presste sich eine Hand vor den Mund, als dämpfe sie damit einen Aufschrei.
    Alberta hob beschwichtigend die Hände und bat um Ruhe. »Ich weiß, liebe Zirkelmitglieder, das klingt nach einer nicht zu bewältigenden Aufgabe.« Sie wandte sich Emma zu. »Doch du wirst diese Prüfung bestehen, wenn du an dich und deine Kräfte glaubst. Ich gebe dir mein Wort als Zirkelführerin. Vertraue auf dich, vertraue dem Zirkel, Emma!«
    Die drei Hexen um Alberta hatten in Windeseile die Kette um Emmas Knöchel geschlungen und ließen das magische Schloss einrasten. Ächzend hob eine von ihnen den Stein in die Höhe, während die anderen Emma, die völlig erstarrt zu sein schien, in Richtung Abgrund schoben.
    »Lilith, würdest du bitte den Sitz der Kette überprüfen?«, rief Alberta ihr zu. »Du musst bezeugen, dass von unserer Seite nichts manipuliert wurde.«
    Wie betäubt setzte sich Lilith in Bewegung. Sie konnte doch nicht einfach dabei zusehen, wie ihre beste Freundin in den Tod geschickt wurde?
    »Emma«, flüsterte sie, während sie an dem magischen Schloss herumfummelte. Abseits des Fackelkreises war es so finster, dass sie kaum etwas erkennen konnte. »Du musst das nicht machen, hörst du?«
    »Wie … was?«, stammelte Emma verwirrt. »Hast du etwas gesagt?«
    »Spring nicht, Emma! Du musst diese Prüfung abbrechen!«
    »Aber sie wollen doch, dass ich … Ich muss doch …« Sie schien nicht einmal mehr einen sinnvollen Satz zustande zu bringen und nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Alberta trat zu ihnen. »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie ungeduldig. »Haben wir die Kette nicht richtig angebracht?«
    »Doch, sie sitzt bombenfest«, zischte Lilith. Vorsichtig richtete sie sich wieder auf, denn nur einen Schritt von ihr entfernt klaffte die Leere des Abgrunds. Obwohl die Nacht ihren schwarzen Schleier über die steil abfallende Klippe gelegt hatte, erfasste sie allein von dem Wissen, wie tief es dort hinunterging, ein unangenehmer Schwindel. Das Rauschen der Wellen, die wütend gegen die Felsen klatschten, war für Liliths Geschmack viel zu weit entfernt, und schon hatte sie das Bild vor Augen,

Weitere Kostenlose Bücher