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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
Autoren: Janine Wilk
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wie Emma lautlos dort hinuntersegelte und ihr Körper durch die Wucht des Aufpralls förmlich in Stücke gerissen wurde. Das war keine Prüfung, das war eine Exekution!
    »Also gut, Emma, die Zeit ist gekommen«, fuhr Alberta fort. »Nun wirst du …«
    »Wisst ihr überhaupt, was ihr hier macht?«, brach es aus Lilith voller Zorn heraus. »Ihr wollt für eure doofe Prüfung ein dreizehnjähriges Mädchen in den sicheren Tod schicken. Niemand kann einen Sprung aus dieser Höhe überleben.«
    »Ich verstehe, dass du dich um deine Freundin sorgst«, sagte Alberta in dem bemüht geduldigen Tonfall, den Erwachsene üblicherweise für Kleinkinder reserviert hatten. »Deswegen sage ich es dir im Guten: Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen!«
    »Bitte, Lilith«, sagte Emma kaum hörbar.
    »Aber sie wird sterben, wenn sie springt«, rief Lilith empört. »Ich werde das nicht zulassen!«
    Alberta musterte sie mit höhnischer Miene. »Und was willst du dagegen unternehmen?«
    Liliths Wangen brannten vor Scham und unterdrückter Wut. Alberta hatte recht: Sie hätte allein gegen den gesamten Hexenzirkel keine Chance.
    Aber wenn sie ihre Dämonenkräfte einsetzte?, schoss es Lilith durch den Kopf. Immerhin hatte sie mit deren Hilfe schon einen Erzdämon besiegt und die Hexen rechneten sicherlich nicht damit, dass sie über eine derartige Macht verfügte. Der Überraschungsmoment wäre somit auf ihrer Seite. Lilith biss sich zweifelnd auf ihre Unterlippe. Nein, sie hatte sich geschworen, den Chor der Dämonen nie mehr anzurufen, egal wie ausweglos die Situation sein würde. Es musste noch eine andere Möglichkeit geben!
    Kurz entschlossen setzte sich Lilith auf den Stein und griff nach der Kette. »Ich rühre mich hier nicht mehr vom Fleck und ihr werdet bestimmt nicht so weit gehen, den Stein mitsamt der Trägerin des Bernstein-Amuletts in die Tiefe zu werfen, oder?«
    Alberta zog scharf die Luft ein und vom Kreis der Hexen war aufgeregtes Gemurmel zu hören.
    »Komm mit, sofort!« Alberta packte Lilith am Arm und zog sie unsanft beiseite. Völlig überrumpelt stolperte Lilith hinterher, sie hatte nicht erwartet, dass die alte Hexe über derart viel Kraft verfügte.
    »Um was für ein Versprechen habe ich dich vor ein paar Tagen gebeten?«, fragte Alberta, als sie außer Hörweite waren. Sogar der schwarze Flaum auf ihrer Oberlippe zitterte vor Empörung.
    »Dass ich mich unter keinen Umständen in die Prüfung einmischen soll.« Lilith verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber da wusste ich schließlich nicht, dass ihr Emma umbringen wollt.«
    »Du beanspruchst meine Geduld über alle Maßen, Kind!«, stieß Alberta in scharfem Ton aus. »Aber da ich dich anders wohl nicht zum Aufgeben bewegen kann, muss ich mich nun über die Regeln hinwegsetzen und dir einen Tipp zur Lösung der Hexenprüfung geben. Hörst du gut zu?«
    Lilith nickte mit zusammengekniffenen Lippen. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag war sie als Kind bezeichnet worden und sie stellte fest, dass ihr das gewaltig gegen den Strich ging.
    »Halte einen Moment inne und erinnere dich deiner Fähigkeiten, Todesfee!« Alberta fixierte sie mit eindringlichem Blick. »Dann wirst du die Wahrheit erkennen!«
    Sie stapfte zurück und Lilith blickte ihr verständnislos hinterher. Sie sollte ihre Bansheekräfte einsetzen? Wozu das denn? Während sich ihre Gedanken überschlugen und sie fieberhaft das Rätsel zu lösen versuchte, fuhr Alberta, ohne weiter Zeit zu verlieren, mit der Prüfung fort.
    »Bist du bereit, die dir gestellte Aufgabe zu absolvieren, Emma Middleton?«
    »Ja, das bin ich«, hörte Lilith sie zu ihrer Überraschung mit fester Stimme antworten. Während der kurzen Unterbrechung schien sie sich wieder gefasst zu haben und auch ihre Haltung wirkte selbstsicherer. »Ihr habt mir euer Wort gegeben, dass ich diese Herausforderung bestehen kann. Ich werde an meine Kräfte glauben und dem Zirkel vertrauen. Dafür stelle ich mich sogar dem Tod.«
    Dem Tod … Natürlich! Fast hätte sich Lilith mit der flachen Hand auf die Stirn geschlagen. Wie hatte sie nur so blind sein können? Als sie zusammen in Emmas Zimmer saßen, hatte sich Emma während ihres Gesprächs endgültig dazu entschlossen, die Prüfung anzutreten und sie bestmöglich zu Ende zu bringen. Wäre dies die Entscheidung gewesen, die zu ihrem Tod führte, hätte sich von diesem Zeitpunkt an das Todesmal über ihrem Kopf gebildet. Auch wenn Liliths größte Sorge damit beseitigt
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