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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
Autoren: Janine Wilk
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sich dies über kurz oder lang auf ihren Charakter auswirken würde. Und wie jedes Mal, wenn sie darüber nachdachte, gelangte sie zu der quälenden Frage, warum sie diese Fähigkeit überhaupt besaß. Doch sosehr sie sich auch den Kopf zerbrach, sie fand dafür keine logische Erklärung. Anscheinend konnte ihr nur Belial eine Antwort darauf geben, und sie ertappte sich bei dem irrsinnigen Wunsch, dass der Erzdämon bald wieder nach Bonesdale kam, damit sie ihn zur Rede stellen konnte. Lilith drehte sich auf den Rücken und stieß einen verzweifelten Seufzer aus. Es wäre so viel leichter gewesen, wenn sie sich mit alldem jemandem hätte anvertrauen können …
    »Lilith?« Ein gedämpftes Klopfen drang durch die massive Holztür, die mit kunstvollen Intarsien geschmückt war. »Kannst du mir kurz helfen?«
    Fast schon dankbar für die Störung, sprang sie aus dem Bett und öffnete Mildred, die eine große Waschschüssel mit Eiswürfeln vor sich stehen hatte.
    »Wie sieht es denn hier aus?« Mildred warf einen Blick über Liliths Schulter und zog eine Augenbraue hoch. »Waren das Einbrecher oder ist bei dir ein Chaoskobold eingezogen?«
    »Wieso?«, fragte sie unschuldig, während sie vergeblich versuchte, Mildred die Sicht zu verstellen.
    »Ich hatte ja die Hoffnung, dass jetzt, wo du ein größeres Zimmer hast, sich deine übliche Unordnung so gut verteilt, dass sie kaum noch auffällt. Aber wie ich sehe, passt sich die Unordnung automatisch der Zimmergröße an.«
    »Ich habe nur die letzten beiden Umzugskartons ausgepackt, damit liegst du mir doch dauernd in den Ohren.«
    »Den Inhalt einfach auf den Boden zu kippen, kann man wohl kaum auspacken nennen.«
    »Bevor ich es in den Schrank räume, muss ich doch alles gut sortieren«, verteidigte sich Lilith. »Schließlich muss alles seine Ordnung haben, oder nicht?«
    Ihre Tante stieß ein ungläubiges Schnauben aus, ließ das Thema jedoch fallen.
    »Kannst du mir tragen helfen?«, bat sie Lilith. »Ich bin auf dem Weg zu Isadoras Zimmer und dieser Bottich ist schwerer, als ich dachte.«
    »Klar!« Sie hoben gemeinsam die Waschschüssel an und liefen den Korridor entlang, dessen Fenster zum Schutz vor der Hitze abgedunkelt waren.
    »Hilft Isadora denn die Kühlung?«
    »Sogar sehr! Bestimmt wird es ihr bald wieder besser gehen, mach dir keine Sorgen.« Mildred setzte eine betont hoffnungsfrohe Miene auf, doch unter Liliths bohrendem Blick verschwand das aufgesetzte Lächeln aus ihrem Gesicht. »Also schön, die Wahrheit ist, dass wir nicht viel unternehmen können«, gab sie zu. »Durch die Kühlung verschlimmert sich ihr Zustand nur nicht so rasant, aber eigentlich könnte ihr nur eine größere Menge Blut helfen.«
    »Aber Vadim bekommt mehrere Blutkonserven am Tag«, erinnerte sich Lilith an den greisen Träger des Blutstein-Amuletts. »Warum dann nicht auch Isadora?«
    »Vadim ist der Führer der Vampire, natürlich wird alles dafür getan, ihn am Leben zu halten. Isadora jedoch ist nur eine ganz gewöhnliche Vampirfrau. Sie muss sich an die Rationen halten, die ihr zugeteilt werden, und die hängen davon ab, wie viele Touristen im Rathaus zur Blutspende gehen. Für Isadora ist das momentan zu wenig, viel zu wenig …« Ihr zaghafter Tonfall ließ Lilith aufhorchen.
    »Liegt sie etwa im Sterben?«, fragte sie mit belegter Stimme.
    »Sie ist sehr alt, Lilith. Wenn es weiterhin so heiß bleibt, dann …« Mildred ließ das Ende ihres Satzes offen.
    Lilith schluckte schwer. Sie mochte Isadora und Melinda, die beiden Vampirschwestern gehörten für sie mittlerweile fast schon zur Familie.
    »Wir könnten ihr doch etwas spenden!«, schlug sie vor.
    »Leider nicht.« Ihre Tante schüttelte bedauernd den Kopf. »Die Vampire dürfen kein Blut von den Nocturi trinken, das haben sie bei der großen Übereinkunft geschworen. Zu unserem Schutz, aber auch, weil mit unserem Blut ein Teil unserer Kräfte auf sie übergehen könnte. Deswegen trinken Vampire nur Menschenblut. Jedenfalls solange sie noch bei Sinnen sind«, fügte sie unheilschwanger hinzu.
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn sie ausgehungert sind, verlieren sie oft die Kontrolle über sich, sobald sie Blut riechen. Sie können nichts dafür, es ist ein Überlebensmechanismus ihres Körpers. Zum Glück sind sie dann meistens schon so schwach, dass sie keine große Gefahr darstellen.«
    Lilith dachte daran, wie sie kurz nach ihrer Ankunft in Bonesdale von einer Malecorax verletzt worden und Arthur deswegen völlig
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