Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
schien dies nicht neutral genug gewesen zu sein, denn Emmas Vater zwinkerte ihr verschwörerisch zu, während Madame Sabatier und Thomas Gasper sie ansahen, als habe Lilith soeben Hochverrat begangen. Rebekkas hochgezogene Braue ließ lediglich darauf schließen, dass Lilith in ihren Augen soeben mal wieder ihre absolute Inkompetenz unter Beweis gestellt hatte.
»Eine grundlegende Sache scheint ihr ebenfalls zu übersehen«, setzte Regius triumphierend hinzu. »Um das Schattenportal zu schließen, benötigt ihr unsere Hilfe und ich kann euch garantieren, dass ihr keine Hexe und keinen Magier dafür gewinnen könnt. Wir schaufeln uns schließlich nicht unser eigenes Grab!«
»Ihr würdet euch allen Ernstes gegen einen Beschluss der Gemeinschaft stellen?«, rief Madame Sabatier wütend. »Das wäre gleichbedeutend mit einem Putschversuch, Regius. Eine Kriegserklärung gegen euer eigenes Volk!«
Als ob mit dieser Feststellung ein Startschuss abgefeuert worden wäre, redeten plötzlich alle gleichzeitig aufeinander ein und die Situation schien völlig außer Kontrolle zu geraten. Lilith blickte zu Matt hinüber, der hilflos mit den Schultern zuckte.
»Ich bitte um RUHE!« Scropes Stimme dröhnte durch den Schattenwald und ließ augenblicklich alle verstummen. Er seufzte kaum hörbar auf. »Dies ist ein sensibles Thema und ich kann gut nachvollziehen, dass euch momentan eine ruhige, sachliche Diskussion schwerfällt. Ich versichere euch, dass wir versuchen werden, gemeinsam eine Lösung zu finden und dabei alle Interessen zu wahren.« Er schaute mit festem Blick in die Runde. »Am besten wir vertagen uns und setzen in den nächsten Tagen ein neues Meeting an. Vielleicht können sich die Gemüter bis dahin wieder etwas beruhigen. Seid ihr einverstanden?«
»Na schön«, willigte Madame Sabatier ein und auch Regius nickte zustimmend. Seinem zufriedenen Lächeln nach zu urteilen, sah er sich ohnehin als heimlicher Sieger dieser Auseinandersetzung.
Unter einigem Gemurre zerstreute sich die Gruppe, nur Lilith rührte sich nicht vom Fleck.
Matt trat an ihre Seite. »Hey, mach doch nicht so ein besorgtes Gesicht! Solange Scrope den Posten als stellvertretender Führer der Nocturi innehat, ist dieser Streit nicht dein Problem.«
»Aber er könnte es werden.« Lilith nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe. »Außerdem habe ich ein ganz schlechtes Bauchgefühl.«
»Du hörst plötzlich auf so etwas?«, fragte er überrascht. »Und was sagt dir dein Bauch?«
Trotz der Hitze rieb sich Lilith fröstelnd über die Arme. »Dass sich bald alles ändern wird und nichts mehr sein wird, wie es war«, sagte sie düster.
Matt wirkte einen Moment beunruhigt, doch dann winkte er ab. »Ich würde sagen, dieses Bauchgefühl ist lediglich Hunger und es wird Zeit, dem ›Eiscafé Leichenstarre‹ einen Besuch abzustatten. An einem Sommertag wie heute ist das genau das Richtige. Komm, wir holen Emma ab und ich lade euch zum Abschied zu einem eiskalten ›Hirnschocker‹ ein.«
»Das hört sich gut an!« Lilith zwang sich zu einem Lächeln, wahrscheinlich hatte Matt recht. Abgesehen davon konnte sie im Augenblick sowieso nichts an dieser vertrackten Situation ändern, und sobald Matt und Emma zu ihren diversen Reisezielen aufgebrochen waren, blieb ihr ohnehin genügend Zeit, über eine Lösung nachzugrübeln.
Einige Stunden später kämpften sich Matt, Hannibal und Lilith schwerfällig zur Burg hinauf.
»Wir haben es gleich geschafft«, verkündete Matt. »Da ist schon das Tor.«
»Ich kann nicht mehr«, jammerte Lilith. »Mir ist so übel, ich habe viel zu viel gegessen.«
»Wem sagst du das?« Tatsächlich wirkte Matt relativ blass um die Nase. »Wir konnten ja nicht ahnen, dass William uns zu einem Geisterbahn-Probeessen einlädt.«
William, der Besitzer des Cafés, hatte heute versuchsweise ein Laufband an der Theke angebracht, auf dem ähnlich wie in einem Sushi-Restaurant sämtliche Köstlichkeiten des Cafés an den Gästen vorüberfuhren, alles schön dekoriert auf kleinen Geisterbahnwägen und mit der passenden Geräuschkulisse versehen. Emma war so aufgeregt wegen ihrer Reise nach London, dass sie ununterbrochen geredet hatte und im Gegensatz zu Matt und Lilith kaum einen Bissen herunterbrachte. Als sie sich voneinander verabschiedeten, fielen sie sich in die Arme und Emma versprach Lilith, sich so oft wie möglich bei ihr zu melden.
Lilith bückte sich und warf Matts Sneaker unmotiviert nach vorne, er klatschte einem der
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