Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
genug Platz, um sich auszubreiten, konnten sogar selbst auf die Jagd gehen und mussten sich nicht mehr von den Abfällen ernähren, die die Nocturi über die Friedhofsmauer warfen. Ein zufriedenes Lächeln huschte über Liliths Gesicht, wenigstens hier hatte sich ihr Einsatz gelohnt! Einige Schritte vom Schutzschild entfernt raschelte es im Unterholz und aus dem Dickicht tauchten eine schwarze Schnauze und ein Paar goldgelber Augen auf. Lilith erkannte selbst aus dieser Entfernung, dass es sich um Weromirs Sohn, Leandor, handelte. Im Winter hatte ihr der Rudelführer das Leben seines Sohnes geschenkt, zum Zeichen seiner ehrlichen Absichten und Aufrichtigkeit. Damals war Leandor noch ein unbeholfener Welpe gewesen, doch mittlerweile hatte er sich zu einem aufgeweckten jungen Werwolf entwickelt.
»Seid gegrüßt, Banshee und Freundin der Werwölfe!«, hörte sie seine sanfte Stimme in ihrem Kopf, als er die mentale Verbindung aufnahm. »Im Namen des Rudels wünsche ich dir einen angenehmen Tag!«
Mittlerweile wusste Lilith, dass die Werwölfe sehr auf ihre Ausdrucksweise und gute Umgangsformen achteten, was in krassem Gegensatz zu ihrem äußeren Erscheinungsbild stand. »Vielen Dank, Leandor!«, antwortete sie ihm mithilfe ihrer Bansheekraft. »Ich gebe den Gruß gerne zurück und wünsche euch heute Nacht eine erfolgreiche Jagd!«
Sie winkte ihm zum Abschied, bevor Matt erneut seinen Sneaker warf und Hannibal bellend hinterherhetzte.
Auch die zwei nächsten Kontrollpunkte passierten sie ohne Komplikationen. Auf dem Weg zur letzten Station entdeckte Lilith jedoch Angelina und Patricia, zwei Mädchen, die sie flüchtig aus der Schule kannte. An einem Bachlauf neben dem Fußweg sammelten sie anscheinend Kräuter. Die beiden wichen hastig ihrem Blick aus, tuschelten miteinander und kicherten unverhohlen.
»Du hattest nicht recht«, zischte Lilith Matt zu. »Es wird doch noch über diese blöde Geschichte geredet. Die beiden lachen über mich.«
Matt winkte ab. »Quatsch, das bildest du dir nur ein.«
»Tu ich nicht! Siehst du nicht, wie sie mich heimlich beobachten?«
Matt schaute zu Angelina und Patricia, dann schüttelte er den Kopf. »Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss, aber die starren nicht wegen dir zu uns.«
Lilith sah ihn verständnislos an. »Warum denn dann?«
»Das wirst du gleich verstehen.«
Matt lächelte verschmitzt.
»Hallo, ihr zwei!«, sagte er in coolem Tonfall, als sie an den Mädchen vorbeigingen. Er zwinkerte ihnen zu, woraufhin die beiden rot anliefen und noch lauter kicherten. Angelina verlor sogar fast das Gleichgewicht und konnte gerade noch verhindern, in den Bach zu fallen.
Endlich begriff Lilith, was sich hier abspielte. »Oh« war alles, was sie herausbrachte.
Matt warf ihr einen selbstgefälligen Blick zu. »Glaubst du mir jetzt, dass es nicht an dir liegt?«
»Jaja, schon gut«, gab sie pampig zurück.
»Bist du etwa eifersüchtig?« Er hob fragend die Augenbrauen, wobei ihm eine seiner dunklen Haarsträhnen in die Stirn fiel.
»Auf die Anzahl deiner Verehrerinnen?« Lilith schnaubte auf. »Als ich noch in London gewohnt habe, hatte ich davon auch mehr als genug.«
Das war natürlich geschwindelt, hörte sich aber, wie Lilith fand, gut an. In Wahrheit hatte sie noch nie einen Freund gehabt und war keinem Jungen je näher gekommen als Vincent Chester, dem sie auf dem Schulhof versehentlich ihren Ellbogen in die Magengrube gerammt hatte. Abgesehen natürlich von der Sache mit Matt auf dem Friedhof, aber wahrscheinlich zählten in diesem Fall Ausnahmesituationen wie akute Lebensgefahr nicht.
»Du hattest auch eine Menge Verehrerinnen?«, spöttelte Matt. »Das überrascht mich jetzt etwas.«
»Ach, mir doch egal, was du denkst«, brummte sie beleidigt.
In diesem Moment entdeckte sie am vierten Kontrollpunkt Scrope und einige weitere Personen, unter anderem Madame Sabatier und Emmas Vater Frank. Sie schienen in eine hitzige Diskussion vertieft zu sein. »Was machen die denn hier?«, entfuhr es ihr überrascht.
Da Lilith die Umsiedelung der Werwölfe initiiert hatte, war sie bisher bei allen Entscheidungen einbezogen worden, doch über eine Besprechung hatte sie niemand informiert.
»Ist das nicht Rebekka?«, fragte Matt.
Tatsächlich, in der Mitte der Gruppe stand Rebekka und beteiligte sich eifrig am Gespräch. Lilith ahnte, dass sie nicht zufällig hier war. Doch warum hatten die anderen sie einfach übergangen und sie nicht von diesem Termin in Kenntnis
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