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Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)

Titel: Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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sicher!«
    Die Antwort war ein vielstimmiges Jubel- und Freudengeschrei, die Bewohner Chavaleens fielen sich in die Arme und überall sah man fröhliche und lachende Gesichter. Ehe Lilith es sich versah, riss André sie an sich und drückte sie so sehr, dass ihr fast die Luft wegblieb.
    »Du ahnst gar nicht, wie dankbar ich dir bin!«
    »Gern geschehen«, gab sie lächelnd zurück.
    Lilith versuchte, sich am allgemeinen Freudentaumel zu beteiligen, doch das seltsame Gefühl der Bedrohung klebte an ihr wie ein penetranter unwillkommener Geruch. Erneut wanderte ihr Blick über die Dächer, Kuppeln und Türme, den Hadesboulevard, die Treppen und Balustraden. Sie stutzte und kniff die Augen zusammen. Saß zu ihrer linken Seite auf einer der oberen Balustraden nicht ein Vogel?
    Das Licht der Kristalldecke spiegelte sich auf seinem glänzenden Gefieder und seine schwarzen Augen schienen sie unverwandt zu fixieren. Trotz der Entfernung war Lilith sich sicher, dass es eine Krähe war. Doch wie kam sie nach Chavaleen? Der Schrecken der Erkenntnis lief wie gefrierendes Eis über ihren Körper und ließ sie erstarren, denn für Lilith kam nur eine Möglichkeit infrage …
    »Belial«, hauchte sie fassungslos.
    Ihre Gedanken überschlugen sich und wirbelten in wildem Chaos umher. Was wollte er hier? Verfolgte der Erzdämon sie etwa? Aber vielleicht war er schon lange vor ihr nach Chavaleen gekommen. Dies würde immerhin erklären, warum er Bonesdale in den vergangenen Monaten in Frieden gelassen hatte.
    Nachdem seine letzten zwei Auseinandersetzungen mit Lilith gescheitert waren, hatte er womöglich einen neuen, völlig anderen Plan gefasst, um seine Ziele zu erreichen. Suchte er bei den Vampiren einen Verbündeten? Oder war Belial sogar der Verräter, der die Vanator mit Informationen versorgte? Weitaus drängender war jedoch die Frage, wie sie sich jetzt verhalten sollte. Wenn sie Alarm schlug und die anderen auf die Malecorax aufmerksam machte, durfte sie keinen Zweifel daran haben, dass es sich nicht nur um eine normale Krähe handelte, die sich ein Bewohner Chavaleens womöglich als Haustier hielt. Ansonsten machte sie sich vollkommen lächerlich. Wie sicher war sie sich tatsächlich, dass es Belial war? Lilith starrte so angestrengt auf die bewegungslos dasitzende Krähe, dass sie sich über ihre tränenden Augen reiben musste. Es dauerte nicht länger als einen Atemzug, aber als sie wieder den Blick hob und zur Balustrade sah, war die Krähe spurlos verschwunden.
    »Verdammt!«, fluchte sie ärgerlich.
    »Ist irgendetwas?« Matt kam mit fragender Miene auf sie zu. »Du machst ein Gesicht, als wäre dir gerade ein Gespenst begegnet.«
    »So etwas in der Art.« Sie versuchte, die Krähe erneut irgendwo zu entdecken, doch vergeblich – sie war wie vom Erdboden verschluckt. Verlor Lilith etwa gerade den Verstand?
    In diesem Moment ließ ein Gongschlag die Halle zum zweiten Mal an diesem Tag erbeben, doch dieses Mal klang der Ton tiefer und durchdringender. Alle Augen richteten sich auf den nachtschwarzen Gong neben dem Eingangsportal, wo Igor mit einem schweren Klöppel in der Hand stand. Der alte Diener taumelte unter dessen Gewicht und Lilith glaubte, Tränen auf Igors faltigen Wangen glitzern zu sehen.
    Die Reaktion der Anwesenden verblüffte Lilith: Schlagartig verstummten die Freudenrufe, viele schlugen sich erschrocken die Hand vor den Mund, Nikolai erblasste und André geriet so sehr in Wanken, dass er sich am Altar abstützen musste.
    Igor ließ den Klöppel achtlos zu Boden fallen, legte sich die rechte Hand auf sein Herz und fing an, mit zittriger Stimme ein Lied zu singen, dessen Melodie feierlich und unendlich traurig klang. Nach und nach fielen alle mit ein und Eloda Lasi war erfüllt vom Klang Tausender Stimmen:
»Die Blumen sind verwelkt,
die Quelle versiegt, der Herbstwind raubt die letzten Blätter.
Gib uns Kraft in dieser dunklen Stunde!
Gefallen in den ewigen Schlaf
beklagen wir deinen Verlust.
Unvergessen im Herzen deines Volkes
sprechen wir dir unseren letzten Dank aus.
Für immer gedenken wir deiner, ehren deine Erinnerung
in unserem Bund, der ewig währt  …«
    Und endlich begriff Lilith: Sie sangen ein Totenlied zu Ehren ihres verstorbenen Führers. Vadim war tot.

8. Kapitel

»Tagesbericht, Nachtrag: Neue Nachricht des Mittelsmanns erhalten, dass wir mit der zweiten Sprengung warten sollen. Frage mich, was er damit bezwecken will. Zuerst nennt er einen falschen Ort für die Sprengung,

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