Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
Griff.
»Verflixt, das klappt alles noch nicht so gut, wie es soll«, fluchte er und schwebte beiseite.
Lilith öffnete und trat auf den totenstillen Flur hinaus. Sie war gespannt, was Matt und Strychnin zu ihren Neuigkeiten sagen würden.
»Ihr werdet es nicht glauben, ich …« Die Worte erstarben in ihrer Kehle.
Matt und Strychnin lagen bewusstlos auf dem Boden und regten sich nicht! Lilith stürzte zu ihnen, und gerade als sie nach Matts Handgelenk fassen und seinen Puls fühlen wollte, wurde sie brutal nach hinten gerissen. Eine Schrecksekunde lang war Lilith wie gelähmt vor Entsetzen und reagierte überhaupt nicht auf den Angriff, erst dann fiel ihr wieder das Selbstverteidigungstraining von Louis ein. Da drückte sich jedoch ein Unterarm schon so stark gegen ihren Kehlkopf, dass ihr anstatt eines Schreis nur ein kaum hörbares Krächzen entwich. Sie zappelte und versuchte, um sich zu schlagen, doch der Angreifer zeigte sich von ihrer Gegenwehr völlig unbeeindruckt. Er presste ihr ein Tuch auf Nase und Mund, das mit einer süßlich riechenden Flüssigkeit getränkt war.
Er will mich betäuben!, schoss es ihr panisch durch den Kopf.
Verzweifelt grub sie ihre Fingernägel in den Arm des Mannes und versuchte, die Luft anzuhalten, doch unweigerlich füllten sich ihre Atemwege mit dem unangenehm süßlichen Geruch und ihr wurde schwarz vor Augen. Das Letzte, was sie sah, war Vadims Geist, der mit aufgerissenem Mund wie versteinert auf den Mann hinter ihr starrte.
9. Kapitel
»Augusto, sieben Tage vor Vollmond (wahrscheinlich, mein Zeitgefühl ist hier nicht das Beste).
Wetter: nicht vorhanden
Gesundheitslage: Leide unter bohrenden Schädelschmerzen durch Betäubung.
Mahlzeiten: Keine, die gegenwärtige Situation schlägt mir auf den Magen.
Tätigkeiten: Meine Ladyschaft ist verschwunden!!! Ganz Chavaleen ist deswegen in Aufruhr. Am gestrigen Abend wurden der junge Herr und ich hinterrücks von einem vermummten Unbekannten überfallen und betäubt, während meine Fürstin der Dunkelheit im Zimmer der schnippischen Kuh weilte. Ehe wir wussten, was geschah, hatte er schon den jungen Herrn überwältigt und sich mir zugewandt, was dazu führte, dass bei mir ungewollt der genetisch veranlagte Selbstverteidigungsmechanismus der dämonischen Giftspritzler einsetzte (eine blitzartig beginnende Schockstarre, durch die der Angreifer denken soll, man sei bereits tot).
Als wir wieder zu uns kamen, war meine Ladyschaft verschwunden, und es gibt keinerlei Anhaltspunkte, wo sie hingebracht wurde. Alle haben sich auf die Suche nach ihr gemacht, allerdings nicht nur aus Sorge um ihr Leben:
Da sie das Amulett bei sich hat, könnte der Entführer den Schutzschild um Chavaleen jederzeit aufheben!«
Eintrag aus Strychnins Dämonen-Tagebuch
A ls Lilith wieder zu sich kam, bohrte sich spitzes Gestein in ihren Rücken und die Betäubung lähmte jeden Muskel in ihrem Körper. Nicht imstande, sich zu bewegen oder einen Ton von sich zu geben, hörte sie wie aus weiter Ferne die Stimmen zweier Männer, die sich miteinander unterhielten.
»Ich bin immer noch der Meinung, wir sollten sie umbringen. Dann kann sie uns definitiv keine Schwierigkeiten mehr machen.«
»Nein!«, widersprach der andere energisch. »Ihre Chancen, hier lebendig herauszukommen, sind sowieso aberwitzig gering. Du rührst sie nicht an!«
Benommen fragte sich Lilith, wer so vehement für sie Partei ergriff, und obwohl der Mann geholfen hatte, sie zu entführen, wallte intuitiv Dankbarkeit in ihr auf.
»Gerade von dir würde man so viel Mitgefühl nicht erwarten«, entgegnete der Erste hörbar überrascht. »Dass mein Bruder bald zu Asche verbrannt sein wird, schien dir dagegen relativ gleichgültig zu sein.«
»Du kannst dir nicht sicher sein, dass das Amulett ihn tötet.«
Das Amulett? Sprachen sie etwa über Andrés möglichen Tod? Aber das würde bedeuten, dass einer der Männer Nikolai sein musste! Nein, das war nicht möglich, Nikolai würde ihr so etwas niemals antun …
»Die Wahrscheinlichkeit, dass das Blutstein-Amulett André pulverisiert, liegt bei nahezu neunzig Prozent. Das genügt mir, um optimistisch in die Zukunft zu blicken! Keiner von denen ahnt, dass die Runen auf dem Amulett fehlerhaft sind und es deshalb so viele Thronanwärter tötet. Auf diesem Ding liegt quasi ein Fluch und ich bin der Einzige, der davon Kenntnis hat.«
»Ich weiß! Du hast mir vom Ergebnis deiner Studien schon hundertmal erzählt«, stöhnte der andere.
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