Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
gesprächig fort und schwebte dabei munter im Zimmer umher. »Wenn Schluss ist, ist Schluss, das ist meine Meinung! Wir werden doch sowieso schon unglaublich alt, wo kämen wir denn da hin, wenn wir uns auch noch alle in Zombies verwandeln lassen würden? Aber du musst Fayola bei nächster Gelegenheit unbedingt meinen Dank ausrichten, Lisa! Sie hat wirklich gute Arbeit geleistet, und bis auf eine Kleinigkeit hat der Zauber großartig funktioniert. Eigentlich hätte sich das Zeichen erst am Tag der Beisetzung, zwei Tage nach meinem Tod, aktivieren sollen, denn da berühren meine Söhne zum Abschied zuerst mein und dann ihr Herz.«
»Ich glaube, das ist meine Schuld«, gestand sie ihm. »Wahrscheinlich habe ich das Zeichen früher aktiviert, weil ich mithilfe meiner Bansheekräfte versucht habe, den Faden, mit dem Fayola die Seele verankert hatte, zu lösen.«
Sie fuhr sich über das Gesicht und stutzte plötzlich. »Moment mal, haben Sie vorhin etwa gesagt, dass Sie ermordet wurden? Dann waren das Todesmal und die Halluzinationen doch nicht nur Symptome einer Krankheit?«
»Sieht so aus!« Vadims Augen verengten sich. »Wenn ich diese miese Ratte erwische …« Er fing Liliths erstaunten Blick auf. »Hey, ich spreche immerhin von meinem Mörder! Soll ich den etwa mein Puschelbärchen‹ nennen? Außerdem bin ich tot, ich brauche mich nicht mehr an irgendwelche Anstandsregeln zu halten.«
»Ich schätze, in dem Fall würde selbst meine Tante Mildred Kraftausdrücke erlauben«, meinte Lilith. »Also wissen Sie nicht, von wem Sie getötet wurden?«
»Leider nicht.« Er stieß einen frustrierten Seufzer aus. »Obwohl ich in diesem wunderbar befreiten Geisteszustand so klar denken kann wie noch nie zuvor, ist meine Erinnerung an die letzten Tage und Wochen immer noch getrübt. Aber ich spüre, dass ich die Wahrheit in mir trage.«
»Das heißt, wir müssen jetzt nicht nur Belial finden, sondern auch Ihren Mörder.«
Vadim fuhr so alarmiert herum, dass seine Konturen für einen Moment ins Flackern gerieten.
»Der Erzdämon ist in meinem Reich? Der spinnt wohl, Belial kann doch nicht einfach in Chavaleen eindringen und hier seine bösen Spielchen treiben«, regte er sich auf. » Wir müssen ihn aufhalten! Am besten, wir alarmieren Razvan und seine Leute, sie sollen ganz Chavaleen auf den Kopf stellen und alle Wohnhöhlen durchsuchen!«
»Das dürfte schwierig werden«, bemerkte Lilith. »Ich befürchte, die anderen werden nicht so einfach glauben, dass mir der Geist ihres verstorbenen Anführers erschienen ist und mir erzählt hat, dass er ermordet wurde. Und für Belials Anwesenheit habe ich leider auch keine Beweise.«
Mit diesen bestechenden Argumenten versetzte sie Vadims Tatkraft und Entschlossenheit einen sichtlichen Schlag. Er ließ sich auf das Sofa plumpsen, wobei ein Teil seines Körpers im Möbelstück verschwand. »Und was machen wir nun?«
»Ich würde sagen, wir halten Kriegsrat! Meine Freunde warten vor der Tür, vielleicht haben sie eine Idee, was wir unternehmen können. Leider ist die Zahl unserer Verbündeten recht überschaubar und einer davon ist ein übergewichtiger, vorlauter Dämon.«
»In unserer Situation ist mir jeder, der auf unserer Seite ist, willkommen!« Schon hatte sich Vadim wieder erhoben. »Es würde mich nicht wundern, wenn Belial etwas mit meiner Ermordung zu tun hat. Wahrscheinlich musste er mich für die Erfüllung seines Plans aus dem Weg räumen. Das bedeutet aber auch, dass er mit jemandem zusammenarbeitet, der Zugang zum Palast hat, denn ein Dämon kann das Eingangsportal unmöglich durchschreiten.«
»Unmöglich ist leider nicht ganz zutreffend.« Peinlich berührt steckte Lilith die Hände in die Taschen. »Diese dämonischen Schutzrunen sind außer Kraft gesetzt worden, als wir angekommen sind.«
»Na großartig! Wer kam denn auf die blöde Idee?«, bemerkte er säuerlich. » Allerdings entkräftet das nicht die Theorie, dass Belial einen Komplizen hat, denn meine Krankheit begann schon, bevor ihr gekommen seid. Wahrscheinlich ist es jemand auf höchster Führungsebene.«
Sofort musste Lilith an Razvan denken. Hatten ihn die Zustände in Chavaleen vielleicht so sehr mit Unzufriedenheit und Groll erfüllt, dass er ein Bündnis mit dem Erzdämon eingegangen war?
Vadims Miene verdüsterte sich. »Lisa, ich spüre, dass sich hier etwas ganz Übles zusammenbraut, glaube einem alten Mann!« Er fasste nach der Türklinke, doch seine Hand verschwand im
Weitere Kostenlose Bücher