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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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wissen als jeder andere.«
    Â»Und warum sehe ich dann überhaupt dieses blöde Todesmal, wenn ich nicht eingreifen darf?«
    Â»Weil hier deine Aufgabe als Banshee beginnt: Der Tod ist das Ende, du bist die Trauer und der Schmerz. Deshalb werden Banshees so oft weinend und klagend dargestellt. Durch dein Mitgefühl und deine Tränen hilfst du der Seele des Sterbenden beim Übergang und tröstest die Hinterbliebenen, da du ihnen einen Teil des Schmerzes nehmen kannst.«
    Lilith schwieg überrascht. So hatte sie ihre Gabe noch nie betrachtet. Im Gegensatz zu den Magiern, die faszinierende und unglaubliche Erfindungen zustande brachten, oder den Hexen, die heilen und mächtige Zaubertränke zusammenbrauen konnten, kamen ihr ihre Bansheekräfte immer unnütz und sinnlos vor. Doch Imogens Worte begannen etwas in ihr zu verändern. Irgendwie gefiel ihr der Gedanke, dass sie mit ihrer Gabe und ihrem Mitgefühl auf diese Art und Weise helfen konnte.
    Lilith machte sich einige Notizen, runzelte dann jedochdie Stirn. »Ich habe aber noch niemanden direkt vor meinen Augen sterben sehen. Meine Visionen und Träume handeln von längst vergangenen Todesfällen, dabei kann ich doch überhaupt nicht mehr helfen.«
    Â»Bei den Todesvisionen liegt die Sache in der Tat etwas anders«, stimmte Imogen ihr zu. »Sie sind wie ein emotionales Echo, oft auch hervorgerufen durch einen überraschenden Unfall oder einen Mord. Der Tod kam so überraschend, dass die Seelen nicht mit dem Leben abschließen konnten und nicht loslassen wollten. Du musst lernen, dich davor zu schützen, denn in diesem Fall ist dein Mitgefühl nicht mehr hilfreich und führt nur dazu, dass dich all die Schreckensbilder in den Wahnsinn treiben. Dies ist Lektion Nummer drei: Achte auf Anzeichen wie Übelkeit, Schwindelgefühl und Kopfschmerzen, die mit einer Todesvision einhergehen. Dein Körper stellt sich in diesem Moment auf die Frequenz des Toten ein, wie ein Radiosender.«
    Lilith dachte an ihren Unfall am Weiher, genau so hatte die Vision damals angefangen.
    Â»Zum einen kann ich dir mentale Strategien beibringen, die dir bei der Abwehr der ungewollten Todesvisionen helfen, es gibt aber auch eine einfachere, leider nicht ganz so effektive Methode. Ich habe hier schon etwas für dich vorbereitet …« Sie stand auf und durchsuchte die Schubladen der Anrichte. »Wo habe ich es denn hingelegt?«, murmelte sie stirnrunzelnd.
    Lilith konnte ihre Neugier nicht mehr zurückhalten, trat neben sie und betrachtete die Fotos.
    Auf einem entdeckte sie ihren Großvater, der neben einerjüngeren und um einiges attraktiveren Imogen vor dem Eingangsportal zu Nightfallcastle stand. Das kleine Mädchen, das einen knallroten Sonnenhut trug und mit einer Plastikschippe fröhlich in die Kamera winkte, musste Rebekka sein. Erstaunt stellte Lilith fest, dass sie damals noch richtig süß und sympathisch aussah. Der Mann neben ihr in Butlerkleidung und mit hellblonden, nach hinten gegelten Haaren war vermutlich ihr Vater. Er wirkte so steif, als hätte er einen Stock verschluckt.
    Â»Ein Bild aus glücklicheren Tagen«, sagte Imogen versonnen. Sie war neben Lilith getreten und betrachtete das Foto.
    Â»Sie haben gerne auf der Burg gearbeitet?«
    Â»Natürlich!« Die Leere und Hoffnungslosigkeit in ihrem Gesicht machten einem freudigen Lächeln Platz. »Es war eine große Ehre für mich, deinem Großvater dienen zu dürfen. Als Socor hat man die Pflicht, diejenigen zu unterstützen, die für die Welt der Untoten von Nutzen sind.«
    Ach du lieber Himmel! Lilith musste an sich halten, um nicht verständnislos den Kopf zu schütteln. Wie konnte Imogen nach allem, was sie durchmachen musste, diese antiquierten Traditionen auch noch propagieren?
    Â»Mein Großvater sieht bemerkenswert jung aus, wenn man bedenkt, wie alt er war«, stellte sie fest.
    Alles an Edward Nephelius strahlte Stolz und Würde aus und mit seiner schlanken und hochgewachsenen Gestalt überragte er alle anderen. Sein schwarzes Haar war von weißen Strähnen durchzogen und lichtete sich bereits, doch wenn Lilith es nicht besser gewusst hätte, hätte sie ihn für einen Mann Ende fünfzig gehalten.
    Â»Ja, er konnte auf ein erfülltes Leben zurückblicken.« Sie nahm das Foto in die Hand und strich liebevoll über den Rahmen.
    Lilith spürte, dass Imogen sie

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