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Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Regeln unantastbar waren – und genau dagegen hatte Cathy rebelliert.
    Â»Deine Mutter konnte nicht nachvollziehen, dass ausgerechnetich die Gesetze so streng befolgte«, fuhr Imogen fort. »Natürlich hat es mich damals verletzt, als mich meine Familie in ein Heim steckte, doch bis heute verstehe ich ihre Beweggründe. Baron Nephelius wollte mit den Gesetzen das Überleben der Nocturi sichern, deswegen verbot er auch die Ehe zwischen Socor und Nocturi, denn eine Verbindung zwischen zwei Auserwählten erhöht die Chancen, die besonderen Kräfte zu vererben. Um die Gefahr einer Liebesheirat zu unterbinden, legte der Baron fest, dass die Nocturi die Socor nur noch als ihre Untergebenen betrachten und sich weitestgehend von ihnen fernhalten sollten.« Sie deutete auf ein kunstvoll beschriebenes und mit Blattgold verziertes Pergament, das eingerahmt an der Wand hing. »So hat er es in den zehn Grundregeln der Nocturi, den Zochâss, festgelegt.«
    Lilith lag eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, doch sie zwang sich, diese zurückzuhalten. Wenn sie Imogen gesagt hätte, was sie von diesen Regeln hielt, wäre sie von ihr wahrscheinlich umgehend rausgeschmissen worden.
    Imogen stellte das Bild zurück und fuhr fort, die Schubladen zu durchsuchen. Plötzlich hellte sich ihr Gesicht auf. »Ach, wo habe ich nur meinen Kopf? Ich habe die Sachen doch auf den Sekretär gestellt!«
    Sie griff nach einem zusammengefalteten Blatt Papier und einer kleinen Flasche und wies Lilith an, wieder Platz zu nehmen.
    Â»Ich habe dir eine Duftmischung aus Heilkräutern und Blumen nach dem Rezept meiner Familie zusammengestellt und dir aufgeschrieben, wie du sie in Zukunft selbstherstellen kannst. Damit kannst du die Todesträume und Vision abmildern, vielleicht sogar ganz fernhalten. Das kommt auf die genaue Zusammensetzung an, die jede Banshee für sich selbst herausfinden muss.«
    Mit feierlicher Miene übergab sie ihr den Zettel und die Parfümflasche, die mit einer violetten Flüssigkeit gefüllt war. Lilith starrte auf das Fläschchen in ihrer Hand. Es war fast der gleiche Flakon, den Rebekka in der Crepusculelane in Händen gehalten hatte. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitzschlag.
    Â»Wenn ich mich mit so einem Parfüm schützen kann, ist es bestimmt auch möglich, eine Vision mit einer speziellen Duftmischung auszulösen, oder nicht?«
    Imogen wich ihrem Blick aus und erhob sich ruckartig. »Ich würde sagen, das reicht für heute! Über die vier Symphorien und den Kuss einer Banshee sprechen wir beim nächsten Mal. Der Kuss einer Banshee kann nämlich nicht nur töten, er bedeutet viel mehr, weißt du?«
    Lilith sprang in die Höhe. Sie war nicht bereit, sich so einfach geschlagen zu geben. »Ich verliere überhaupt nicht die Kontrolle über meine Bansheekräfte, oder? Rebekka hat meine Vision mit dem Parfüm absichtlich ausgelöst! Und Sie sind gar nicht zufällig am Weiher spazieren gegangen. Kurz vorher habe ich Sie nämlich bei Madame Sabatier getroffen und von dort konnten Sie beobachten, wie mich ihre Tochter mit der Duftmischung eingenebelt hat. Deswegen sind Sie mir hinterhergelaufen – Sie wussten, dass ich in Gefahr bin!«
    Â»Das ist doch absurd!« Imogen quälte sich ein Lachenab, doch sie war noch immer nicht in der Lage, Lilith in die Augen zu sehen. »Rebekka hätte überhaupt keinen Grund dazu gehabt, so etwas zu tun. Mir und meiner Tochter solch eine Anschuldigung an den Kopf zu werfen, ist eine bodenlose Unverschämtheit. Du verlässt auf der Stelle mein Haus!«
    Sie deutete mit zittriger Hand in Richtung Haustür, die in diesem Augenblick mit voller Wucht aufgestoßen wurde.
    Rebekka platzte atemlos und mit geröteten Wangen herein. »Im Dorf ist die Hölle los! Johnson hat mitbekommen, dass er überwältigt werden soll, und verkündet, dass er jeden, der sein Land betritt, umbringen wird. Scrope hat sofort die Evakuierung der letzten Touristen angeordnet und für alle Einwohner, die nicht bei der Vertreibung teilnehmen, gilt eine Ausgangssperre.«
    Wie von selbst wanderte Liliths Blick zu der Kuckucksuhr in Imogens Wahrsagerzimmer. Seit sie das »Eiscafé Leichenstarre« verlassen hatte, war nicht ganz eine Stunde vergangen.
    Â»Matt …«, hauchte sie entsetzt.
    Sein Heimweg führte ihn direkt durch Johnsons Waldstück. Ob er von der

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