Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilith Parker

Lilith Parker

Titel: Lilith Parker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
Vom Netzwerk:
Ausgangssperre gehört hatte? Die Einwohner Bonesdales begegneten ihm und seiner Mutter nach wie vor ablehnend und Lilith fragte sich, ob sie es wohl für nötig befunden hatten, Matt vor dem blutrünstigen Vampir zu warnen. Ohne länger zu zögern, schnappte Lilith sich ihre Jacke und rannte an Rebekka vorbei aus dem Haus.
    Im düsteren Zwielicht der Abenddämmerung hetzte Lilith den Weg entlang, der zu dem Haus der O’Conners führte. War Matt heute zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule gekommen? Lilith konnte sich nicht mehr daran erinnern, doch sie betete darum, dass er nicht gelaufen war. Mit dem Rad waren seine Chancen größer, Johnson zu entkommen.
    Hinter sich hörte sie Stimmengemurmel und vereinzelte Rufe. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah in einiger Entfernung die tanzenden Lichtpunkte unzähliger Fackeln.
    Das mussten die Dorfbewohner sein, die sich auf den Weg zu Johnsons Hütte machten.
    Der Schnee auf dem Waldweg war mit einer Eisschicht überzogen, doch sie dachte nicht daran, ihr Tempo zu drosseln. Die Sorge um Matt trieb sie weiter voran. War er Johnson schon in die Hände gefallen? Würde der Vampir ihn tatsächlich umbringen oder ihn nur als Geisel halten? Vielleicht konnte sie Johnson dazu bringen, wieder zur Vernunft zu kommen. Auch wenn er sich skrupellos gezeigt hatte, so schien er vor dem Bernstein-Amulett einen gewissen Respekt zu besitzen.
    Ihr Atem ging stoßweise und unter ihrer Winterkleidung wurde es unerträglich heiß. Sie erreichte eine Abzweigung und bog in den Weg ein, an dessen Ende das Haus der O’Conners lag. Bisher hatte sie keine Spur von Matt entdeckt. Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war?
    Da – ein Geräusch aus dem Unterholz! War das Johnson? Mit klopfendem Herzen schnellte sie herum, rutschte aus und fiel zu Boden. Ein brennender Schmerz durchfuhrihr rechtes Handgelenk und Lilith stöhnte auf. Sie bewegte es vorsichtig, zum Glück schien es nicht gebrochen zu sein.
    Mühsam richtete sie sich auf, ihr Handgelenk schützend umklammert, und lauschte mit angehaltenem Atem in die Richtung, aus der sie das Rascheln vernommen hatte. Vielleicht war es nur ein Tier? Oder sie hatte es sich eingebildet?
    Nein. Lilith spürte, dass sie nicht mehr allein war. Mit aufgerissenen Augen starrte sie in das Unterholz.
    Hinter einer Baumreihe erklang ein Knirschen, jemand lief langsam durch den Schnee. Es kam von ihrer Rechten, dort, wo es zu Johnsons Hütte ging.
    Â»Hallo?«, fragte sie so leise, dass sie es selbst kaum hören konnte. »Matt? Bist du das?«
    Mit zittrigen Beinen tastete sie sich in den Wald hinein und folgte dem Geräusch. In Lilith keimte der sehnliche Wunsch auf, Emma an ihrer Seite zu haben und nicht ganz auf sich allein gestellt zu sein. Aber vielleicht waren die Dorfbewohner schon in ihrer Nähe? Sie sah sich um, doch die Lichter der Fackeln waren von hier aus nicht mehr zu sehen. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, als sie die Baumreihe erreichte, an der sie zum letzten Mal die Schritte vernommen hatte.
    Â»Ist da jemand?«, wisperte sie.
    Hinter einem Busch lugten zwei Beine hervor, von einer Person, die leblos auf dem Boden lag. Lilith wartete einige Augenblicke ab, doch egal, wer dort lag, er regte sich nicht mehr. Sie schluckte schwer und ging weiter darauf zu.
    Bitte, lass es nicht Matt sein!, betete sie. Sie würde es nicht ertragen, ihn dort tot auf dem Boden liegen zu sehen …
    Die Angst vor diesem Anblick verlangsamte ihre Schritte, sodass sie sich kaum überwinden konnte, den Busch zu umrunden. Es kostete sie unendlich viel Kraft, in das Gesicht des Toten zu blicken.
    Johnson!
    Seine schreckgeweiteten Augen starrten in den Abendhimmel, der Mund war zu einem stummen Schrei aufgerissen und seine fettigen Strähnen klebten auf seinem blassen Gesicht.
    Lilith taumelte erschrocken zurück. Auch wenn Johnson ein Mörder gewesen war, so hatte sie ihm solch ein Ende sicherlich nicht gewünscht. Dennoch durchflutete sie auch eine Welle der Erleichterung. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie es ihr ergangen wäre, wenn sie Matt anstatt des Vampirs hier im Schnee vorgefunden hätte …
    Da fiel ihr ein Detail auf, das ihr bisher entgangen war: Mitten auf Johnsons Stirn zeichnete sich ein grauweißer Kussabdruck ab. Der Todeskuss einer Banshee! Johnson war von einer Todesfee umgebracht worden. Lilith

Weitere Kostenlose Bücher