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Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Armbruster
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die Hände zu Fäusten und trampelte auf dem kalten Fliesenboden wie ein tobsüchtiges Kleinkind. »Ich wünschte, ihr würdet mich endlich mit dem Scheiß in Ruhe lassen. Haltet euch aus meinem Leben raus, wie ihr es immer …« Sie stockte. O mein Gott! Was hatte sie gerade gesagt? Nein, nein, nein … Das war nicht echt, nicht echt. Sie träumte. Ja, sie musste träumen.
    Lilith kniff sich, so fest sie konnte, in den Oberarm, aber auch nach dem zweiten Mal stand sie immer noch in der Küche, sie erwachte einfach nicht. »Bitte nicht! Bitte …«, schrie sie ihre Eltern an. Sie packte Mom bei den Schultern, schüttelte sie wie im Rausch, aber es hatte keinen Zweck, denn schon sah sie Lucs schemenhafte Gestalt in der Küche erscheinen.
     
    *
     
    Lilith und ihre Eltern stritten nun schon seit geraumer Zeit in der Küche, und Luc war froh, dass er sich entschieden hatte, oben auf Lilith zu warten. Er lag mit geschlossenen Augen auf ihrem Bett und atmete den süßen Mandelduft ein, den sie von der vergangenen Nacht zurückgelassen hatte. Seine Gedanken schweiften ab. Er blendete Lilith und ihre Eltern im Untergeschoss ganz und gar aus und dachte an den gestrigen Abend zurück.
    Dieser Rob … Wie kam der nur dazu, Lilith »Baby« zu nennen? Und was hatte ihn nur dazu veranlasst, ohne einen direkten Befehl einzugreifen? Lilith hatte sich nicht bei ihm beschwert … Gut, er hatte ihren gequälten Gesichtsausdruck bemerkt. Sah, wie sie versuchte, sich allein gegen diesen Rob zu wehren. Auch hatte er gespürt, dass sie sich wünschte, dieser Arsch würde verschwinden, dennoch, sie hatte nicht nach seiner Hilfe verlangt. Wieso also? Wieso hatte er eingegriffen?
    Er kannte die Antwort längst. Es war ein absolut menschliches Gefühl, das ihn dazu getrieben hatte. Etwas, das er noch niemals in seinen über achthundert Dienstjahren verspürt hatte. Es war wie eine Art Gift, das sich langsam aber sicher durch seinen gesamten Körper fraß und ihm unendliche Schmerzen bereitete. Und je länger er Robs Unverschämtheiten Lilith gegenüber hatte mit ansehen müssen, desto peinigender war die Qual für ihn geworden. Eifersucht!
    Ihm blieb nur zu hoffen, dass seine Wächter nach seiner Rückkehr niemals erkennen würden, welche Emotionen er in seiner Zeit mit Lilith verspürt hatte. Es wäre sonst definitiv sein letzter Job gewesen.
    Was würde er ihr noch alles gewähren, ohne je eine Gegenleistung zu verlangen? Wenn er ehrlich war – alles …
    Völlig unerwartet zog plötzlich eine mächtige Schmerzenswelle über Luc hinweg und riss ihn in die Höhe. Er wurde aus Liliths Zimmer katapultiert und landete ohne Umschweife in der Küche zu ihren Füßen.
    Sie hatte ihren ersten Wunsch ausgesprochen.
    Versehentlich, unbedacht und ohne jeden Nachdruck. Einfach nur lässig dahergesagt, schnell und ohne nachzudenken. Sie bereute ihre Wortwahl offensichtlich und würde alles dafür tun, um die letzten Minuten zurückzudrehen, genau wie er.
    Als er vor ihr stand, schüttelte sie weinend den Kopf, bettelte und flehte ihn an. »Bitte nicht Luc, bitte. Es war ein Versehen, wirklich! Ich will das nicht. Du willst das nicht. So glaub mir doch. Ich befehle es dir! Bitte …«
    So gern Luc auch auf sie gehört hätte, so gern er auch ihren indirekten Befehl ignoriert hätte, er war nicht in der Lage, den ausgesprochenen Wunsch eines Meisters ungeschehen zu machen. Er konnte Wünsche einen ungewissen Moment hinauszögern, mal mehr – mal weniger lange, doch die Qual wurde für ihn meist schnell unerträglich. Er musste einfach gehorchen.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte er, als Lilith schluchzend vor ihm auf die Knie fiel. Er konnte den Wunsch nicht länger aufhalten. Er strömte unerbittlich durch ihn hindurch und sein Mund sprach wie von selbst: »Dein Wunsch ist mir Befehl, Herrin.«
    Bei der Ausführung achtete er genauestens darauf, ihn ganz nach Liliths Vorgaben zu gewähren. Er wollte ihren Wunsch perfekt verpacken, nichts sollte schiefgehen oder sich negativ auf Liliths weiteres Leben auswirken. Und so löschte er bei ihren Eltern nicht die Erinnerungen an Liliths angebliche Selbstgespräche, sondern lediglich deren Interesse daran. Ab sofort sahen ihre Eltern es als normal an, angesichts der Tatsache, dass erst vor Kurzem ihre geliebte Großmutter gestorben war. Sie würden ihr nun alle Zeit der Welt lassen und Lilith damit nicht weiter behelligen.
    Lilith lag mittlerweile zusammengerollt zu Lucs Füßen. Sie schluchzte und

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