Lilith - Wunschlos gluecklich
einfach nur glücklich sehen. Denn einzig und allein ihr Glück konnte ihm derzeitig ein Gefühl von Frieden vermitteln, das er normalerweise nur von seinem Leben in Aslas kannte.
»Ich darf mir etwas wünschen?«
Luc biss sich auf die Lippen und zog die Stirn kraus. Lilith musste noch total durch den Wind sein. Wie kam sie sonst dazu, ihm solch eine eigenartige Frage zu stellen? »Das vielleicht nicht gerade. Also, ich meine … wenn du wünschst, natürlich schon, aber …« Er suchte nach den richtigen Worten, doch Lilith verstand auch so.
»Sorry!« Sie lachte und schlug sich auf den Mund. »Ich hab echt vergessen, dass ich ja wirklich drei …« Sie stockte und ein leichter Anflug von Traurigkeit huschte über ihr Gesicht. Doch genauso schnell, wie sich ihre Miene verfinstert hatte, hellte sie wieder auf. »Zwei, meine ich. Ich habe ja wahrhaftig noch zwei Wünsche frei.« Sie stand auf, kramte ein Brettspiel aus einem ihrer weißen Schränke und kam damit zurück zum Bett. »Bereit zu verlieren?« Sie hüpfte auf die weiche Zudecke ihres Bettes und machte es sich bequem.
»Du denkst doch nicht im Ernst …?« Luc lachte und winkte gleichzeitig ab. »Fang schon an.« Sie dachte wohl wirklich, sie hätte eine Chance gegen ihn, denn sie reckte siegessicher das Kinn nach vorn und baute das Spielfeld auf.
»Das Spiel ist aus Deutschland. Eine Austauschschülerin hat es mal mitgebracht. Du wirst dich schwarz ärgern.«
Auf der Verpackung stand in bunten Buchstaben »Mensch ärgere dich nicht«. Luc wusste sofort, dass genau das Gegenteil der Fall sein würde, denn er hatte nicht vor, gegen sie zu verlieren.
Und so war es auch. Er hatte flugs eine seiner Spielfiguren sicher nach Hause gebracht, als Lilith immer noch verzweifelt versuchte, eine Sechs zu würfeln, um so endlich mit ihrem ersten Männchen ins Spiel eingreifen zu können. Nach fünf weiteren Zügen schlug er eines ihrer beiden jetzt auf dem Spielfeld stehenden Männchen aus dem Spiel. Gleich darauf das zweite. Nur kurze Zeit später brachte er seinen zweiten Spielkegel in Sicherheit, dann seinen dritten. Langsam zeigte sich, warum dieses Spiel seinen Namen verdient hatte. Lilith nörgelte und schimpfte vor sich hin und ihr Gesicht ähnelte, zumindest der Farbe nach, immer mehr dem einer Tomate. Luc lachte. Erbarmungslos gesellte er sein letztes Männchen zu den anderen in die sichere Sammelstelle, ohne dass es auch nur eine einzige von Liliths Figuren dorthin geschafft hatte.
Ihre Miene war nun wieder ausdruckslos. »Ich gewinne sonst immer«, flüsterte sie. Sie hob den Blick und sah ihn anklagend an. »Du hast geschummelt«, warf sie ihm vor. »Gib es zu!«
Er schüttelte den Kopf. »Hab ich nicht.«
Sie blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schnaubte, sie schien ihm nicht zu glauben. Sie stand auf und kramte immer noch leise vor sich hingrummelnd ein neues Spiel aus dem Schrank.
So ging es weiter und weiter, bis in die späten Abendstunden. Sie forderte ihn nacheinander in Schach, Skat, Monopoly und einigen anderen Spielen heraus. Aber sie hatte kein Glück. Er gewann, und zwar jedes Mal.
Nachdem Luc auch das letzte Spiel Schnick-Schnack-Schnuck haushoch gewonnen hatte, gab Lilith endlich klein bei und riskierte beiläufig einen Blick auf die Armbanduhr.
»Mist, schon so spät … Ich hasse die Schule. Ich will da morgen nicht hin«, beschwerte sie sich und klimperte ihm mit ihren langen, schwarz getuschten Wimpern verführerisch zu.
Wieder musste er lachen. »Und wenn ich dich erneut begleite?«
»Genau das wollte ich hören«, hauchte sie ihm zu. Dann beugte sie sich elegant über ihn hinweg und zog freudestrahlend ihren Pyjama unter der Bettdecke hervor. Ihr süßer Mandelduft bahnte sich schleichend einen Weg in seine Lungen und ließ beim Ausatmen einen stechenden Schmerz in seinem Innersten zurück. Die Pein bewirkte, dass er erneut für ihre Ohren nicht hörbar aufstöhnte. Sie wusste wohl um ihre Wirkung, denn sie lachte und hüpfte halb gehend, halb tanzend Richtung Badezimmer. Luc fiel auf, dass sie nicht darum gebeten hatte, dass er blieb. Es war auch nicht nötig. Lilith wusste anscheinend genau, dass er nicht mehr in der Lage war, einfach so zu verschwinden.
Als Lilith wiederkam, schien sie dennoch erleichtert zu sein, ihn immer noch in ihrem Zimmer vorzufinden. Ohne weitere Umschweife huschte sie ins Bett, wandte sich ihm zu und bettete ihre Hand auf die gleiche Stelle wie in den vergangenen Nächten. Ihr
Weitere Kostenlose Bücher