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Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Armbruster
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wievielter Wunsch war der gerade gesponnene Gedanke eigentlich? Luc wusste es nicht. Seit gestern Abend hatte er aufgehört, ihre gedanklichen Wünsche ihm gegenüber zu zählen. Und so legte er auch an diesem Abend wieder seine Hand auf die ihre und sah zu, wie ihre Hände schemenhaft und wie Schatten miteinander verschmolzen.
    Sie schloss die Augen. »Gute Nacht, Luc.«
    »Schlaf gut, Lilith.« Er seufzte leise, weil er sich sicher war, dass er das Richtige tat. Dass es nicht so schlimm war, ihr etwas Zeit zu lassen. Aber als sie eingeschlafen war, meldete sich sein schlechtes Gewissen zurück und auf einmal war ihm klar, das konnte definitiv nicht so weitergehen. Er war ein Dschinn. Dieses Detail durfte er keinesfalls vergessen. Was ihm ehrlich gesagt immer schwerer fiel. Mehr und mehr fühlte er sich in ihrer Gegenwart wie ein Mensch, denn sie behandelte ihn genauso, wie sie all ihre übrigen Freunde behandelte. Das war nicht gut.
    Er beschloss, wenigstens zu versuchen, sich aus ihren Fängen zu befreien. Das konnte doch nicht so schwer sein. Er dachte daran, dass er sie bis vor ein paar Tagen noch nicht einmal gekannt hatte. Andererseits zog sie ihn auf rätselhafte Weise magisch an. Sein Blick huschte zu ihrem Gesicht und blieb auf ihren zart anmutenden Lippen hängen. Was hatte sie nur an sich, das seine vorherigen Meister nicht vorweisen konnten? Die Antworten darauf hatte er natürlich schon im Kopf, noch ehe er die Frage zu Ende gedacht hatte. Aber es spielte keine Rolle. Er musste wenigstens versuchen, sich von seinen verwirrenden Gefühlen für sie zu lösen. Das war besser für sie beide – vor allem für sie. Sie hatte in letzter Zeit genug durchgemacht und irgendwann müsste er sie sowieso wieder verlassen. Ein schneller Schnitt war um Längen besser, als ein aussichtsloses Dahinsiechen. Zumindest versuchte sich Luc dies einzureden und klammerte sich an den letzten Strohhalm, der ihm blieb.
    Als er sicher sein konnte, dass sie in einen tiefen Schlaf gefallen war, kehrte Luc zurück nach Aslas. Er wollte erst wiederkommen, wenn sie erneut einen Wunsch hatte, einen wirklichen Wunsch. Nicht eher!
     
    *
     
    Lilith hasste ihren Wecker. Er lärmte immer viel zu früh in die erholsame Stille ihres Zimmers. Doch sie wusste, es lohnte sich, die Augen zu öffnen und wach zu werden. Grün war ihre neue Lieblingsfarbe. Denn seit Luc in ihr Leben getreten war, fühlte sie sich nicht mehr allein. Sie fühlte sich stark und lebendig, aber vor allem war sie wieder glücklich. Es war das Grün seiner Augen, das Lilith unweigerlich in seinen Bann zog, sobald sie es erblickte.
    »Guten Morgen, L…« Ihre Worte blieben ihr vor Schreck im Halse stecken. Das Laken neben ihr war leer, er war nicht mehr da. Sie holte tief Luft. Vergaß, wie man ausatmete, erinnerte sich wieder und gab dem Impuls, erneut Luft zu holen nach, ehe sie erstickte. Es hörte sich abgehackt und keuchend an, als sich ihre Lungen erneut mit Sauerstoff füllten. Sie versuchte, sich zu beruhigen, aber es half nichts. Lilith stand kurz vor einem hysterischen Anfall.
    Luc hatte sie tatsächlich verlassen. Er war wirklich gegangen. Dabei war sie sich gestern Abend so sicher gewesen, dass er die gesamte Nacht über bei ihr bleiben würde. Mehr sogar. Sie hatte gehofft, dass er für immer bei ihr bleiben würde.
    Lilith schloss die Augen und schluckte heftig gegen die Tränen an, die sich einen Weg an die Oberfläche bahnen wollten. Sie versuchte, sich erneut zu beruhigen, aber ihre Atmung geriet völlig außer Kontrolle und sie begann zu hyperventilieren. Immer schneller sog sie laut pfeifend den lebenserhaltenden Sauerstoff in ihre Lungen und versuchte zu begreifen, was geschehen war. Er hatte sie gegen sein Versprechen und ohne ersichtlichen Grund allein gelassen. Sie fühlte sich wieder klein und schwach, aber am schlimmsten war, egal, wohin er gegangen war, er hatte ihr Glück mitgenommen.
    Sie presste sich die Faust auf die Brust, um den Schmerz zu stoppen. Liliths Herz starb … Qualvoll, schmerzhaft. Ein tiefes Schluchzen schüttelte sie.
    »Du kannst aufhören zu weinen. Ich bin noch hier.«
    Die Stimme drang hinter ihrem Rücken hervor. Erschrocken wirbelte sie herum. Und da saß er. Zusammengekauert, blass und wie leblos hockte er unter ihrem Fenster mit direktem Blick auf ihr Bett und beobachtete sie ganz offensichtlich schon, seit sie erwacht war.
    Okay, er war hier, aber irgendetwas an dem Bild, wie er sie anstarrte, irritierte sie. Sie

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