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Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Armbruster
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unnachgiebig an mir riss, aber ich konnte nicht wieder zurück, etwas trieb mich weiter voran und ich kam nicht dagegen an. Ich lief und lief … Ziellos streifte ich umher. Was suchte ich bloß? Was würde mich heilen? Und vor allem, wo würde ich finden, wonach ich suchte?
    Eine Hand legte sich von hinten kalt und schwer auf meine nackte Schulter. Ich entzog mich sogleich dem festen Griff des Unbekannten und fuhr erschrocken herum. Aber es war kein Unbekannter. Ich erkannte ihn sofort. »Luc! Was tust du hier?«
    »Ich bin gekommen, weil du mich suchst. Ich bin, was du brauchst. Ich bin dein fehlendes Stück zum Glück. Vertrau mir …«, flüsterte er und reichte mir seine Hand.
    Ich trat einen Schritt zurück und schüttelte abwehrend den Kopf. Er war es nicht. Er konnte es nicht sein. Nicht mein fehlendes Stück.
    »Versuch es, bitte …«, forderte er mich auf und trat einen Schritt auf mich zu. Sein Blick schien traurig, fast verzweifelt flehten mich seine Augen an, ihm zu vertrauen. Aber wie sollte ich das? Ich kannte ihn doch so gut wie überhaupt nicht. Ich konnte keinem Fremden vertrauen, so war ich nicht. Dennoch war ich versucht, es zu tun.
    Ich brachte die Frage, die mir auf der Seele brannte, fast nicht über die Lippen. »Wie?« Es war nur der Hauch eines Wortes, so zart, so leise. Fast nicht zu verstehen. Und er antwortete auch nicht sofort. Er näherte sich nur einen weiteren Schritt und Hoffnung erfüllte nun seinen sehnsüchtigen Blick. Jetzt war er so nah, dass seine Fingerspitzen mich erreichten und zart über meine Wange strichen. Ich erstarrte unter seiner Berührung.
    »Wünsch es dir … Denn dein Wunsch ist mir Befehl.«
     
    »Nein! … Nein …«, keuchte Lilith und schnappte nach Luft, wie ein Fisch, den man an Land geworfen hatte.
    »Lil …?« Camille schoss neben ihr in die Höhe.
    Lilith konnte nicht antworten. Sie schnappte nur weiter unaufhaltsam nach Luft, atmete um ihr Leben. Camille rückte näher an sie heran und strich ihr die losen, wirren Haarsträhnen hinters Ohr, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten.
    »Doch wieder ein Albtraum …?«, fragte Camille bekümmert.
    Lilith nickte, obwohl es nur zur Hälfte der Wahrheit entsprach.
    »Komm her, Süße.« Camille zog sie in ihre Arme und strich ihr beruhigend über den Rücken.
    Der Traum hatte Lilith zwar erschreckt, aber es war nicht wirklich ein richtiger Albtraum gewesen. Es war zumindest nicht das Schreckgespenst, das sie seit Wochen fürchtete und welches sie jede Nacht wieder und wieder an den Rand der Verzweiflung trieb. Dieser Traum war neu gewesen. Weniger ängstigend, dafür vielmehr verstörend. Dieser Luc kam darin vor und das verunsicherte Lilith daran am meisten. Wieso schlich er sich in ihre Träume?
    Langsam entspannte sich ihr Körper wieder. So, sicher und beschützt in Cams Armen, fand auch ihr Atem zu seiner normalen Gleichmäßigkeit zurück und selbst ihr Herz schlug schon fast wieder ganz regelmäßig und träge vor sich hin. Trotzdem überrannte sie erneut das Gefühl, dass etwas in dieser Szenerie komplett falsch war. Die Arme, die sie hielten, waren beruhigend und tröstlich, doch sie war sich sicher, dass es im Grunde die falschen Arme waren, die sie hielten.
    Sie verdrängte ihr Unbehagen und bemühte sich erneut, in einen ruhigen Schlaf zu finden.
     
    Als Lilith am Morgen langsam wieder zu sich kam, schnarchte und fiepte jemand neben ihr wie ein Schweinchen. Verschlafen drehte sie sich der Geräuschquelle zu. Sachte blinzelte sie in die Helligkeit, die schon ihr gesamtes Zimmer viel zu grell überflutete.
    Neben ihr lag ein wild und zerzaust aussehender, blonder Haarschopf und grunzte Lilith erneut witzige Laute entgegen. Camille … richtig, sie hatte die vergangene Nacht bei ihr verbracht. Das hatte sie vergessen. Camille lag auf dem Rücken und hatte alle vier Gliedmaßen weit von sich gestreckt. Erst jetzt bemerkte Lilith, dass sie ihr kaum einen Spaltbreit Platz in ihrem eigentlich großzügigen Bett gelassen hatte. Was letztendlich wohl ihre immer noch vorhandene Müdigkeit und vor allem ihren verspannten Nacken erklärte. Sie setzte sich auf, rieb sich aufstöhnend über ihr rechtes, schmerzendes Schulterblatt und blickte erneut auf ihre Freundin hinab. Sie schlummerte so friedlich wie ein Baby.
    Lilith ließ sie weiterschlafen, kroch behände aus dem Bett und schlurfte Richtung Bad. Das Individuum, das sie mit klitzekleinen Augen aus dem Spiegel heraus anblinzelte, war nicht

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