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Lilith - Wunschlos gluecklich

Lilith - Wunschlos gluecklich

Titel: Lilith - Wunschlos gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Armbruster
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weniger zerknautscht und zerzaust wie Camille. Sie musste lächeln, als sie an den Anblick von eben zurückdachte. Aber nun, wo sie wach war, meldeten sich auch ihre Dämonen zurück. Eine große Leere und die Erinnerung an ihren Albtraum durchfluteten sie und zogen unweigerlich schmerzend durch sie hindurch. Sie würde noch verrückt werden, sollte sie nicht herausfinden, was ihr wirklich fehlte.
    Materiell hatte sie alles, was sie sich wünschen konnte. Und wenn nicht, so dauerte es meist nicht lange, bis es ihr ihre Eltern besorgten. Sie taten dies, sowohl, weil sie es sich leisten konnten, als auch wegen ihres schlechten Gewissens Lilith gegenüber, da sie nie wirklich Zeit für ihr kleines-großes Mädchen hatten. Aber das war schon okay so. Sie kannte es ja nicht anders. Auch am Tod ihrer Großmutter konnte es nicht liegen, dass sie sich momentan so zerrissen fühlte. Nicht mehr. Anfangs vielleicht schon, ja, aber mittlerweile glaubte sie nicht mehr daran. Tagsüber hatte sie längst überwunden, dass ihre Großmutter nicht mehr körperlich bei ihr war, dessen war sie sich sicher. Und nun, da sich auch noch ihre Albträume verändert hatten, ahnte sie, dass es um etwas anderes, um Wichtigeres ging. Etwas, das ihre Seele so sehr und so schmerzlich vermisste, dass die einzige Heilung darin bestand, es schnellstmöglich zu finden.
    Die Frage war nur, was musste sie finden, um zu heilen?
    Es klopfte.
    »Lil? Bist du da drin?«
    »Ja, Cam, komm rein«, erwiderte Lilith.
    Die Tür schwang auf und Camille stürmte mit einer riesigen Portion guter Laune ins Badezimmer.
     
    *
     
    Luc saß wie ein Gefangener in seiner Flasche und wartete darauf, dass Lilith mit Camille das Haus verließ. Er hätte natürlich auch schon heute Nacht, heute Morgen oder auch gleich noch, solange die beiden im Badezimmer beschäftigt waren, verschwinden können. Aber wohin? Da Lilith noch hier war, gab es für ihn keinen anderen Ort in dieser Welt, wohin er hätte gehen wollen. Hier in ihrem Zimmer war er ihr nahe und ab und zu, wenn alles still war, konnte er sogar ihre engelsgleiche Stimme hören. So wie heute Nacht. Sie und Camille hatten bestimmt auf dem Bett gesessen, und weil Lilith seine Kanne immer noch auf dem Nachttisch stehen hatte, konnte er fast jedes ihrer Worte verstehen. Allein schon ihre Stimme zu hören, ließ ihn erschaudern. Er sehnte sich so sehr nach ihr, dass er fast gegen die Regeln verstoßen und sich ihr gezeigt hätte. Aber das wäre das Ende all seiner Hoffnungen gewesen, also blieb er, wo er war. Eingesperrt in seiner Flasche lauschte er einfach weiter den Stimmen. Genau jenen Stimmen, die auch jetzt wieder wie aus dem Nichts auftauchten und die Stille in Liliths Zimmers ablösten.
    »Wonach steht dir heute der Sinn?«, fragte Camille.
    »Wie wäre ein Besuch im Plattenladen? Aiden meinte, dass heute wieder neue Sampler reinkommen.«
    »Aiden?«, wiederholte Camille lang gezogen. Luc sah Camille praktisch vor sich, wie sie in diesem Augenblick vor Lilith stand. Die Arme in die Hüften gestemmt und ihre Brauen grübelnd und bis unter den Pony in die Höhe gezogen. Er lachte auf und eine Woge der Freude glitt durch ihn hindurch. Menschen … Er hatte nie gewusst, wie perfekt ihr Leben doch war.
    »Na, der Typ aus dem Plattenladen. Aiden. Sag nicht, du kennst ihn nicht? Schwarze Haare, groß, gut gebaut, Grübchen.«
    Liliths detaillierte Ausführungen über diesen jungen Mann versetzten Luc schlagartig einen Stich in sein totes Herz und sein Lächeln erstarb. Wieder durchflutete ihn dieses eigenartige Gefühl, das die Menschen als Eifersucht bezeichneten. Genau wie damals, als er die Hand gegen Rob erhoben hatte. Der einzige Unterschied? Heute konnte er nicht eingreifen.
    Okay, so perfekt war das Leben als Mensch also doch nicht. Er fühlte sich verletzlich, was nicht schön war.
    »Ja … jetzt. Klar. Der heißt Aiden? Wusste ich gar nicht. Läuft da was? Ich meine, zwischen euch? Du würdest es mir doch sagen, oder?«
    Gespannt wartete Luc auf Liliths Antwort. Es machte ihn ganz verrückt, dass er sie nicht sehen konnte. Ihr Gesicht, ihre Mimik. Er wollte wissen, wie ihre Augen auf diese Frage reagierten, aber diese Erkenntnis blieb ihm leider verwehrt. Was auch immer sich die nächsten sechs Tage in Liliths Zimmer abspielen würde, Luc würde es hören können, ja. Mehr aber auch nicht.
    »Mit Aiden?«, wiederholte Lilith. »Wie kommst du denn darauf? Er ist nett, gut aussehend und charmant, aber nein, da

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