Lilith - Wunschlos gluecklich
läuft nichts. Er berät mich nur oft, wenn ich nach neuen Alben suche. Ich kann nicht begreifen, dass er dir noch nicht ins Auge gesprungen ist. Ich meine … Er ist eigentlich ganz dein Geschmack.«
»Na ja, wann bin ich schon mal im Soultrade? Du weißt, ich zieh mir meine Musik lieber aus dem Internet. Ich kann sowieso nicht verstehen, dass du immer so viel Geld für Platten ausgibst, obwohl du die Musik von mir umsonst bekommen könntest.«
»Ich liebe es aber, die original Musik-CDs zu kaufen und zu sammeln. Du weißt, ich liebe meine CD-Sammlung fast so sehr wie meine Bücher«, erwiderte Lilith. »Und ich liebe es noch viel mehr, im Soultrade danach zu stöbern. Es ist ein so wunderschöner, kleiner Laden. Nicht so hip wie das Virtuos, aber das stört mich nicht. Ich mag einfach die heimelige Atmosphäre. Komm, lass uns hingehen. Vielleicht hat Aiden gerade Schicht, dann stell ich ihn dir vor. Wer weiß, vielleicht willst du mich dann ja öfter begleiten?«
Luc hörte noch fröhliches Lachen und eine Tür, die fast lautlos ins Schloss fiel, bevor es still in Liliths Zimmer wurde. Sie waren weg. Er wartete noch ein wenig, bevor er hinter einem Gebüsch nahe dem Haus aus dem Nichts auftauchte. Als er aus dessen Schatten hervortrat, sah er sich argwöhnisch um, aber niemand der vorbeilaufenden Passanten schien ihn zu beachten. Luc war erleichtert.
Soultrade … Merkwürdig, dass Lilith während ihrer gemeinsamen Zeit nicht einmal mit ihm dort gewesen war. So wusste Luc nun nicht einmal, wo sich dieser ominöse Plattenladen befand. Er musste in der Stadt gelegen sein, so viel war Luc klar. Er wollte schon loslaufen, als er es sich anders überlegte. Warum lange suchen, wenn er ganz einfach mit Magie dorthin gelangen konnte. Es gab keinen Grund, sie nicht anzuwenden, zumindest solange er seine übrig gebliebenen Reste davon noch nutzen konnte.
Sechs Tage … Ihm blieben sowieso nur noch sechs Tage, bevor alles um ihn herum zusammenbrechen würde. An eine Erlösung durch Liliths Hände glaubte er nicht. Dafür kannte er sie einfach zu gut.
Er schloss die Augen und dachte: »Plattenladen … Soultrade … Seattle …«, und schon tauchte er vor einem Store auf, dessen Auslagen ihm sofort verrieten, dass er richtig war. Auf einem Straßenschild an der Kreuzung war »Bluebonnet Rd« zu lesen.
Zu viel mehr reichte ihm die Zeit nicht aus, da fröhliches Gelächter ihn unvermittelt aus seinen Gedanken riss. Lilith. Schnell zog er sich zurück und beobachtete, hinter einem voluminösen Jeep verborgen, wie Lilith immer noch laut lachend Camille über die Türschwelle des Soultrade schubste.
Jetzt oder nie! Er trat aus seinem Versteck hervor. Luc war nicht wohl bei dem Gedanken, Lilith hier, geschweige denn irgendwo anders, aufzulauern, aber was blieb ihm anderes übrig? Irgendwie musste er ja dafür sorgen, dass sie sich an ihn erinnerte. Vorher galt es allerdings, noch etwas viel Schwierigeres zu bewerkstelligen. Denn er musste es erst einmal zustande bringen, dass sie dies auch wollte. Was angesichts ihrer bestimmt immer noch vorherrschenden und wirklich abartigen Wunschlosigkeit ein hoffnungsloses Unterfangen für ihn darstellte. Luc war ein solches Verhalten nicht gewohnt und wusste daher auch nicht, wie er Lilith, noch dazu gegen ihren Willen, dazu überreden konnte, sich etwas zu wünschen.
Er seufzte, betrat den Laden und versuchte, betont lässig durch die Reihen sauber angeordneter Platten und CDs zu schlendern. Seinen Blick richtete er stur nach unten in die Regale. Etwa in der Mitte des kleinen und übersichtlich sortierten Stores blieb er stehen. Mit den Fingern durchforstete er langsam und möglichst unauffällig die Plastikverpackungen der aufgereihten CDs, vor denen er stand. Der Inhalt spielte keine Rolle. Er hatte noch nicht einmal eine Ahnung, welche Platten ihm da gerade durch die Finger glitten, denn seine Augen schielten in eine ganz andere Richtung.
Als er Lilith erblickte, hätte er am liebsten sofort seine Hand ausgestreckt und den schwarzhaarigen Typen neben ihr zum Kotzen gebracht. Aber er versuchte es gar nicht erst, denn diesen Dienst würde ihm seine geringe Menge übrig gebliebene Magie sicherlich versagen. Sie war lediglich noch dafür da, ihn in seinen letzten Tagen in der Menschenwelt über Wasser zu halten, nicht um seine Wut an unschuldigen Menschen auszulassen. Seine Augen konnte er trotz allem nicht von Lilith abwenden.
Die Minuten quälten sich dahin und kamen ihm vor
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