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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Dennoch machte der Kellner ein Gesicht, als gehe es um sein Leben.
    »Sie verunsichern die Leute«, stellte Lilli fest.
    »Aber Sie , meine Liebe, scheine ich nicht zu verunsichern.«
    »Würden Sie das wollen?«
    »Ein bißchen vielleicht. Aber lassen wir meine persönlichen Eitelkeiten. Reden wir übers Geschäftliche.«
    »Stransky ist tot«, erinnerte Lilli Steinbeck.
    »Ja, natürlich. Aber er war nicht der letzte Mann in diesem Spiel. Zwei fehlen noch. Nummer neun geht innerhalb der nächsten zwei, drei Wochen ins Rennen. Irgendwo auf der Welt wird er aufwachen und sich nicht auskennen. Wie eine Roulettekugel, die beim besten Willen nicht sagen kann, warum sie auf diese und nicht auf eine andere Zahl gefallen ist. Weshalb sie überhaupt auf einer Zahl liegt anstatt etwa auf einer Wiese, in einem Bett, auf einem weichen, warmen Körper. Es muß deprimierend sein, festzustellen, daß man auf einer dummen Zahl liegt. Aber so sieht nun mal das Schicksal der meisten aus, gleich ob man eine Kugel oder ein Mensch ist.«
    »Na, bei den Menschen«, meinte Lilli, »soll es schon mal vorkommen, daß sie auf einen halbwegs warmen Körper treffen.«
    »Das reden wir uns nur ein. Auch wenn da ein Körper ist, man liegt auf einer Zahl«, erklärte Dr. Antigonis. »Das ist der Grund, daß sich alle so unwohl fühlen. Ich persönlich denke, es wäre sehr viel besser, wenn wieder die Götter das Kommando übernehmen würden. Es wäre aufregender und menschlicher. Und es würde eine Elite herrschen, die es auch verdient zu herrschen. Und nicht diese Witzfiguren auf den Kapitänsbrücken, die uns ständig am Ziel vorbeimanövrieren.«
    »Sind Sie nicht selbst ein solcher Kapitän?«
    »Madame, Sie beleidigen mich. Aber ich verzeihe Ihnen. Ich verzeihe Ihnen sogar gerne. Und ich bitte Sie, weiterhin für mich zu arbeiten. Vergessen Sie nicht, zwei Spielsteine sind noch auf dem Brett. Wir haben alle Chancen.«
    »Wer sagt Ihnen, daß ich auf der Seite Ihrer sogenannten Götter stehen möchte.«
    »Weil es Ihr Job ist, das Leben zu schützen.«
    Lilli erklärte, daß es doch die Götter seien, die dieses Spiel dem Menschen aufdrängen würden. Und ihn zwingen würden, seinesgleichen zu töten.
    »So kann man das nicht sagen«, erwiderte Antigonis. »Der Mensch hat sich von Beginn an für die Rolle des Mörders entschieden. Quasi aus seinem Anspruch heraus, gottgleich zu sein, verurteilend, richtend und grausam. Nehmen wir Frau Esha Ness. Sie sollten diese Frau einmal kennenlernen. Ein Ungetüm, wenn Sie mich fragen. Ein attraktives, beeindruckendes Ungetüm, keine Frage, was die Sache aber nicht besser macht. Es ist ganz bezeichnend, daß Madame Ness diesen Henri Desprez, nachdem der Job erledigt war, hat liquidieren lassen. So ist sie, gnadenlos und undankbar. Häßlich zu den eigenen Leuten.«
    »Ach was. Und Sie? Sind Sie denn nicht häßlich zu den eigenen Leuten? Wie ist das mit dem Fledermausmann, den Sie mir gestern nacht geschickt haben? Schon wieder einer. Und diesmal mußte ich mich auch noch selbst retten. Was ist damit? Tun Sie das, weil Sie mich mögen?«
    »Ich prüfe Sie«, erklärte Antigonis. »Ich sehe mir an, was Sie aushalten. Und es freut mich zu sehen, daß Sie eine Menge aushalten. Zum Beispiel, daß Sie trotz allem, trotz der vergangenen Nacht, hierhergekommen sind, um mich zu treffen. Und Sie haben natürlich recht, ich mag Sie.«
    »Sie sind ein reizender Mensch. Dieser Perverse hätte mich umbringen können.«
    »Ja, das hätte er wohl. Andererseits habe ich eine Menge Geld darauf gesetzt, daß Sie überleben werden. Diese Fledermaustypen sind nicht meine Freunde, wie Sie wissen müssen. Ganz im Gegenteil.«
    »Wie bitte?«
    »Diese Leute sind meine Gegner. Auch das ist ein Spiel. Kein schönes, aber es gehört dazu. Schöne Spiele sind sowieso die Ausnahme.«
    Lilli stöhnte. Sie war jetzt froh um den Ouzo, der ihr als ein Rest von Normalität erschien, nichts als ein Schnaps. Sie sagte: »Ist es nicht der pure Hohn, die Opfer auszuwählen, um sich dann großmütig auf ihre Seite zu stellen.«
    »Großmütig ist das falsche Wort«, äußerte Antigonis. »Was ich tue, tue ich aus Prinzip. Und immer in der Hoffnung, das Opfer möge sich durchsetzen. So wie Sie sich durchgesetzt haben. Nicht nur, weil ich darum eine Wette gewonnen habe. Ich habe mehr gewonnen. Ich durfte recht behalten. Recht behalten im Wettstreit mit Leuten, die ich verachte.«
    »Gott im Himmel«, sprach Lilli zu sich selbst. Aber

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