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Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Titel: Lilli Steinbeck Bd. 1 - Die feine Nase der Lilli Steinbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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eigentlich mußte sie etwas Derartiges erwartet haben. Wäre sie sonst überhaupt gekommen? Hätte sie sonst noch ein Wort mit diesem Mann gewechselt? Im Grunde verdankte sie Antigonis die Möglichkeit einer zweiten Chance. Indem sie das, was ihr bei der ersten Begegnung mit einem Fledermausmann nicht gelungen war, in einem zweiten Versuch hatte einlösen können. Ein Monster zu sprengen.
    Darum nützte es auch nichts, daß Lilli sich jetzt abrupt erhob, wie um davonzulaufen. Zum Davonlaufen war sie nicht hier.
    »Liebe Frau Steinbeck, Madame«, säuselte Antigonis, »bleiben Sie doch bitte sitzen.«
    »Nein, ich werde nicht für Sie arbeiten.«
    »Müssen wir das hier besprechen?«
    »Was wollen Sie denn noch?« fragte Lilli mit einer Stimme, die wie sonnenverbrannte Haut war, die sich löst.
    »Ich möchte Sie zu mir einladen. In mein Haus.«
    »Das überrascht mich«, meinte Lilli. »Wie ich gehört habe, lassen Sie niemanden zu sich.«
    »Da haben Sie falsch gehört. Es wäre mir eine Ehre …«
    »Damit Sie mir einen dritten Batman auf den Hals hetzen? Beziehungsweise auf den Bauch setzen.«
    »Keine Fledermäuse mehr. Bloß ein Abend unter Freunden.«
    »Was für Freunde?«
    »Ich habe mir die Freiheit genommen, Ihren Mitarbeiter, Herrn Kallimachos, von Saint Paul abholen zu lassen. Er ist jetzt Gast in meinem Hause.«
    »Was denn? Freiwillig?«
    »Es heißt doch, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Umgekehrt ist dort, wo ein Weg ist, kein Wille nötig. Schon gar nicht ein freier.«
    »Wollen Sie damit sagen, Sie hätten Kallimachos gekidnappt?«
    »Meine Güte, Frau Steinbeck, was sind das für Begriffe? Es geht nicht um Kidnapping, sondern um Bestimmung.«
    »Und Sie sind es also, der bestimmt.«
    »Mitnichten«, erklärte Antigonis und erhob sich nun ebenfalls, indem er sich mit einer hübschen, runden Bewegung aus seinem Sessel drehte. »Ich lasse Sie um sieben Uhr abholen. Ich nehme an, Sie werden bei Ihrem Freund, diesem jungen Polizisten sein.«
    »Lassen Sie die Stirlings aus dem Spiel!«
    »Ich schicke Ihnen meinen Fahrer, wohin Sie wollen.«
    »Wo liegt Ihr Haus?«
    »In einem Wäldchen nördlich der Stadt.«
    »Werde ich Ihre Frau kennenlernen?«
    »Selbstverständlich«, sagte Antigonis.
    »Niemand kennt sie.«
    »Nur die Niemands kennen sie nicht. Und Niemands gibt es zur Genüge. Auch in höchsten Kreisen. Niemands, wohin man schaut.«
    »Also gut. Sieben Uhr«, legte Lilli fest. »Ich warte aber im Büro von Kommissar Pagonidis. Pagonidis soll wissen, wohin meine Reise heute abend geht.«
    »Ganz wie Sie wünschen, Madame Steinbeck. Ich schicke einen Wagen zu Pagonidis. Schön, daß Sie soviel Vertrauen zu diesem Mann haben.«
    Lilli verdrehte die Augen. Was Antigonis nicht hinderte, ihr erneut die Hand zu küssen. Dabei hauchte er auf Lillis Handfläche, als drücke er ihr ein Brandzeichen in die Haut. Lilli jedoch war fest entschlossen, niemals das Kälbchen dieses Mannes zu werden. Aber sein Haus aufzusuchen würde ihr einfach nicht erspart bleiben. Da hatte er schon recht, wo ein Weg war, da war kein Wille.
    Kurz vor sieben stand sie mit Stirling und Pagonidis im Büro des Hauptkommissars. Die Identitäten des ersten wie des zweiten Batmans standen nun fest. Bei beiden handelte es sich um bislang unbescholtene Bürger, der eine Chemiker, der andere Geschäftsmann. Der Verdacht bestand, daß die beiden einer Geheimloge angehörten, von der die Polizei aber nur geringe Kenntnis besaß und welche bisher in keiner Weise durch die Ausübung sadistischer Praktiken aufgefallen war. Von der es bislang bloß geheißen hatte, ihre Mitglieder würden in der Art jener amerikanischen Comic-Figur Bruce Wayne Batmankostüme tragen. Sich allerdings von ihrem Vorbild dadurch unterscheiden, nicht dem Gesetz zu dienen, sondern höheren Gesetzen. Was ja auch der Sinn von Logen ist, eigene Paragraphen zu schaffen und mit Verachtung auf die Idioten zu sehen, die sich an die herkömmlichen halten. Dabei ist eine Loge auch nichts anderes als ein Verein. Und Vereine sind im Prinzip für Menschen gedacht, die es nie in ihrem Leben wirklich geschafft haben, alleine auf die Toilette zu gehen.
    Natürlich war nicht auszuschließen, daß es sich bei den zwei toten Männern um Trittbrettfahrer handelte, die sich des Mythos geheim verbundener Fledermäuse bedient hatten. Wie aber hatte der eine auf den anderen folgen können? Wenn man bedachte, daß die Polizei über den ersten Angriff auf Lilli Steinbeck geschwiegen

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