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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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gar nicht, wenn ein fremder Mann an der Straße steht, um mitgenommen zu werden in dieser gottverlassenen Gegend.«
    »Das hätten Sie sich früher überlegen müssen«, war Lillys triumphaler Kommentar.
    Sie faltete die Decke zusammen, setzte sich ans Steuer und Marie daneben, während der Mann um das Auto herumhampelte und nicht fassen konnte, was ihm geschah.Und schon wieder bekam Marie einen Lachkrampf, und Amadeus musste den Höhrer vom Ohr weghalten, weil er selbst sich nicht mehr vor Lachen halten konnte.
    »Das ist Tante Lilly! Ebenso gefürchtet wie geliebt.«
    »Du hättest das Gesicht dieses Mannes sehen sollen!«
    Als sich die beiden wieder beruhigt hatten, erkundigte Marie sich nach dem Stand der Ermittlungen und Amadeus sagte:
    »Ich habe heute mit dem Kommissar telefoniert. Er war in Bayern. Er konnte oder wollte zwar nichts Konkretes sagen, meinte aber, dass der Schlüssel für alles dort läge. Wenn ich etwas Wichtiges erfahre, melde ich mich bei dir. Ansonsten solltest du dich möglichst nicht so viel damit beschäftigen. Genieße die Schweiz und Tante Lilly.«
    »Du hast gut Reden.«
    »Ich weiß. Mir geht das ja auch alles wahnsinnig an die Nieren. Allein, wenn ich daran denke, was dir passiert ist und was dir noch hätte passieren können. Am liebsten würde ich mich ins Flugzeug setzen und zu dir kommen. Aber ich habe auf einmal so viel zu tun mit dem neuen Mandanten, dass ich gar nicht weiß, wie ich es bewältigen soll. Auf der anderen Seite bedeutet das, dass ich endlich mal richtig Geld verdiene.«
    »Ist doch klar. Mach deine Arbeit; ich komme schon zurecht. Lilly kümmert sich ganz rührend um mich. Ich mache jetzt Schluss. Lilly liegt schon im Bett, und ich bin auch ziemlich kaputt von diesem Tag. Ich wollte nur noch mal deine Stimme hören und dir berichten, was heute passiert ist.«
    »Danke, Schatz. Vor allem bin ich jetzt beruhigt, dass du wieder so herzhaft lachen kannst.«
    Amadeus verließ die Kanzlei gut gelaunt. Der Tag hatte trotz manchem Stress und die bohrende Sorge um Marie doch noch einen guten Abschluss gefunden. Bis zu seiner Wohnung war es nur ein Fußweg von fünf Minuten. Da lief ihm Maximilian Schmecke über den Weg. Er schien etwas angeheitert.
    »Na, Herr Anwalt, sag bloß, du kommst jetzt erst von der Arbeit?«
    »Leider haben es nicht alle so gut wie du, Max.«
    »Selber Schuld. Das Leben ist leicht, wenn man es sich leicht macht.«
    »Darin hast du ja Erfahrung. Wenn ich mal deinen Rat brauche, wie man das macht, komme ich auf dich zurück.«
    »Das ist nicht schwierig. Ich kann dich ja noch auf ein Bier einladen, dann erzähl ich dir, wie’s geht.«
    Im Prinzip hatte Amadeus keine Lust auf Maximilians Gesellschaft. Aber gegen ein Bier um diese Uhrzeit war nichts einzuwenden.
    »Na gut. Es ist zwar nicht so einfach, in diesem Kaff zu dieser späten Stunde noch ein Bier zu kriegen; aber ich glaube, da gegenüber ist noch geöffnet.«
    In der Kneipe war nicht viel los. Die beiden setzten sich in eine dunkle Nische und bestellten Bier.
    »Sag mal, Max, was ich dich schon längst mal fragen wollte: wie bist du eigentlich an Frau Gutbrodt rangekommen? Ich meine, sie war eine seriöse Frau, verheiratet mit einem ebensolchen Mann. Wie kam es dazu, dass ihr beide...?«
    »Wie es immer dazu kommt, wenn man Lust auf Abwechslung hat. Ich habe mich von ihr massieren lassen, ein bisschen gestöhnt und ihr schöne Augen und ein paar Andeutungen gemacht. Und irgendwann habe ich zugelangt, und ihr gefiel es. Wir haben eine zeitlang viel Spaß miteinander gehabt. Blöderweise ist es dann zum Schluss über die reine Lust hinausgegangen. Das heißt, wir haben über alles mögliche gequatscht. Das sollte man nicht tun. Dadurch wird alles nur kompliziert. Als die Verhandlung war, war ich im Grunde schon auf dem Absprung. Aber ich musste ihr schwören, dass ich sie nicht brüskiere. Sie stand für ein Alibi nicht zur Verfügung.«
    »Aber sie hätte doch sagen können, dass du als ganz normaler Patient bei ihr warst. Ich meine, Massage ist Massage.«
    Maximilian grinste: »Da hast du im Prinzip recht. Aber ihr Alter hätte sich Gedanken gemacht, dass ausgerechnet seine Frau mir ein Alibi gibt. Ist jetzt auch scheißegal.«
    »Hast du sie nach der Verhandlung noch einmal gesehen?«
    »Nein!«
    Dieses Nein kam wie aus der Pistole geschossen, und Amadeus wusste, dass es eine Lüge war.

Goslar, 30. August 2010
     
    Gerald Schneider hatte noch einmal Hans Gutbrodt bestellt. In einem

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