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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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Größe dürfte er sich äußerlich stark verändert haben. Gut, die Augenfarbe, blau, ist unveränderlich. Ansonsten bringen uns die körperlichen Merkmale nicht weiter.«
    »Wann wurde er denn zuletzt gesehen?« wollte Peter Knott, ein fähiger Kollege wissen, ein Mann von Ende dreißig, groß und lässig gekleidet.
    »Seine Mutter hat ihn zum letzten Mal vor zwanzig Jahren gesehen. Da war er in Würzburg, um das Erbe seines Vaters einzusacken. Geld, Aktien und sonstige Anlagen, die er dann auch sofort versilbert hat. Danach gab es keinen Kontakt mehr zur Mutter.«
    »Ist er ein Einzelkind?« fragte Knott weiter.
    »Ja. Merkwürdigerweise hatten seine Eltern trotzdem kaum Zeit für ihn oder kein Interesse. Der Vater war Geschäftsmann, und die Mutter war damit beschäftigt, sich zu amüsieren. Der Junge wurde beizeiten aufs Internat abgeschoben. Über seine Misshandlungen hat er zu Hause nichts erzählt. Er war ein Einzelgänger.«
    »Und was wissen wir über die letzten zwanzig Jahre?« fragte Knott weiter.
    »Mein Gott, nun unterbrich mich doch nicht ständig. Ich würde gern alles am Stück erzählen«, patzte Gisela ihren Kollegen an, der schuldbewusst und beschwichtigend die Hände hob.
    »Also, 1990 ging Michael Leutkamp mit der Erbschaft im Gepäck zurück nach Amerika, wo er einen guten Job bei einer Firma Geoproject hatte. Dort war er dann noch fünf Jahre beschäftigt, bis die Firma verkauft und dann aufgelöst wurde. Diese Firma hat sich mit südamerikanischen Edelsteinminen beschäftigt. Es ist mir gelungen, ehemalige Mitarbeiter ausfindig zu machen und mit diesen zu telefonieren. Eine Mitarbeiterin meint, sich erinnern zu können, dass Michael Leutkamp einen Teil des Unternehmens gekauft und sich dann selbstständig gemacht hat. Das muss 1995 gewesen sein. Also habe ich nachgeforscht, welche Unternehmen in Amerika 1995 in dieser Branche gegründet wurden. Und diese Firmen habe ich mir einzeln vorgenommen. Ergebnis: In keinem dieser Unternehmen taucht der Name Leutkamp auf. Das muss natürlich nichts heißen, denn er kann ja als stiller Gesellschafter fungieren. Außerdem sollten wir in Betracht ziehen, dass er die Firmengründung in einem anderen Land vorgenommen hat, zum Beispiel auf den Caiman Inseln oder sonstwo. Und was wir auch bedenken müssen: Er kann seinen Namen geändert haben. Das ist in manchen Ländern einfacher als man denkt. Jedenfalls habe ich international in unzähligen Unternehmen der Edelsteinbranche gewühlt, ohne dass auch nur ein einziges Mal der Name Leutkamp aufgetaucht wäre. Wenn er also seinen Namen beibehalten hat, tritt er nicht als große Nummer in Erscheinung. Oder er hat heute einen anderen Namen. Dass er einen anderen Namen hat, wird noch wahrscheinlicher, weil ich natürlich in allen zugänglichen Telefonbüchern dieser Welt nach ihm gesucht habe. Es gibt keinen Michael Leutkamp, der mit unserem übereinstimmt.«
    »Das bedeutet also«, meldete sich Schneider zu Wort, »dass wir genauso schlau sind wie vorher.«
    »Ja. Allerdings gibt es noch einen Hoffnungsschimmer.«
    Jetzt wurden alle hellhörig.
    »Die ehemalige Mitarbeiterin von Geoproject versucht herauszufinden, wie die damalige Freundin oder Verlobte hieß. Es war eine ernsthafte Verbindung. Sie meint, dass die beiden bestimmt geheiratet haben. Es wäre schon unwahrscheinlich, wenn diese Frau sich auch in Luft aufgelöst haben sollte. Möglicherweise hat Leutkamp ja auch den Namen dieser Frau angenommen. Ich denke, wir brauchen noch ein paar Tage Geduld. Ich werde jeden zweiten Tag anrufen und fragen, ob sie weitergekommen ist. Parallel läuft eine Anfrage bei den Einbürgerungsbehörden. Wenn wir Glück haben, wissen wir in ein paar Tagen mehr.«
    »Danke, Gisela. Bleiben Sie am Ball«, sagte Schneider.

Goslar, 6. September 2010
     
    Amadeus hatte es sich in der Sitzecke von Herrn Wiebes Büro bequem gemacht. Die Zusammenarbeit mit ihm war angenehm. Die Aufgaben, mit denen er betraut wurde, waren lösbar, die Chemie zwischen den beiden stimmte.
    »Ich hoffe, dass Herr Beermann von dem Schlag mit dem Tablett nichts zurückbehalten hat«, sagte Amadeus. »Ich kann gar nicht sagen, wie peinlich mir das ist.«
    »Ach, machen Sie sich darüber keine Sorgen. Er hatte zwar noch ein, zwei Tage ein ordentliches Horn am Kopf. Aber der alte Knabe hat einen harten Schädel. Wenn Sie ihn erst mal näher kennen und er Ihnen seine Kriegsgeschichten erzählt, dann werden Sie merken, dass für ihn ein Schlag mit dem Tablett

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