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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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Maries zu tun hat, können wir noch nicht sagen. Aber mit großer Gewissheit hat er Ihnen den Fußball geschickt und Herrn Gutbrodt einen anonymen Brief.«
    »Du meine Güte, das ist ja alles furchtbar. Und? Haben Sie ihn verhaftet?«
    »Als wir das letzte Puzzlestück zusammenhatten, war er bereits mit Amadeus in Kanada. Und die dortige Polizei war bis jetzt nicht in der Lage, ihn ausfindig zu machen. Er ist also wahrscheinlich immer noch dort und versteckt sich. Aber glücklicherweise ist Amadeus nichts geschehen. Er wird heute abend in Deutschland eintreffen. Ein Kollege wird ihn vom Flughafen abholen.«
    Lilly war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.
    »Ach, da bin ich aber froh. Nicht auszudenken, wenn ihm etwas passiert wäre.«
    »Hat denn Amadeus etwas über Herrn Wiebe erzählt?«
    Er hat immer von einem neuen, lukrativen Mandanten in Goslar gesprochen. Den Namen hat er mir erst genannt, bevor er nach Kanada abgereist ist. Jedenfalls hat er ihn in höchsten Tönen gelobt. Sind Sie auch wirklich absolut sicher, dass er der Täter ist?«
    »Absolut sicher kann man nur sein, wenn man handfeste Beweise und nach Möglichkeit auch noch ein Geständnis hat. Aufgrund der Indizienlage sind wir ziemlich sicher, ich denke mindestens zu neunzig Prozent.«
    »Hundert Prozent wären besser.«
    »Die restlichen zehn Prozent werden wir bekommen, wenn wir ihn vernehmen. Aber dazu müssten wir ihn erstmal haben. Ich weiß gar nicht, ob er überhaupt ausgeliefert wird, da er kanadischer Staatsbürger ist. Auf jeden Fall ist das eine lange Prozedur. Aber Hauptsache wäre erstmal, dass er in Haft ist, egal wo.«
    »So egal ist das nicht. Stellen Sie sich vor, er ist nicht der Unhold und wir wiegen uns in Sicherheit, und dann schlägt der wahre Täter wieder zu.«
    Gisela lächelte und antwortete beschwichtigend.
    »Ich denke, in dieser Hinsicht brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Letztendlich weiß nur der liebe Gott alles. Aber wir wissen schon eine ganze Menge, Fräulein Höschen.«
    »Aber ich bin nun mal eine alte Lehrerin. Und wenn Sie sagen, Gott wüsste alles, dann muss ich Ihnen sagen: Ein Lehrer weiß alles besser.«
    Jetzt hatte Lilly sie zum Lachen gebracht und sie antwortete: »Gut, Fräulein Höschen, wenn ich mal nicht weiterkomme und der liebe Gott mir seine Hilfe verweigert, frage ich Sie um Rat.«
    Dann verabschiedeten sie sich.

Goslar, 10. September 2010
     
    Nachdem Amadeus sich ausgeschlafen hatte nach der strapaziösen Reise, besuchte er Kommissar Schneider, um ihm ausführlich über seinen Kontakt mit Herrn Wiebe zu berichten. In seiner Darstellung gab es nicht den geringsten Hinweis, dass dieser irgendetwas im Schilde führte. Amadeus‘ Meinung nach wusste Herr Wiebe nicht mal, dass er der Sohn seines alten Schulkameraden war.
    Neben Schneider waren auch der Staatsanwalt und Gisela bei dem Gespräch anwesend. Der Staatsanwalt hatte Gisela zwar scheel angesehen, verkniff sich aber jede Bemerkung. Er wusste, dass Schneider auf ihrer Anwesenheit bestand.
    »Ich gehe davon aus«, sagte Schneider, »dass Herr Wiebe ein guter Schauspieler ist. Warum sollte er Ihnen signalisieren, dass er weiß, wer Sie sind oder dass er Sie im Visier hat? Nach allem, was wir über ihn wissen, ist er eine gestörte Persönlichkeit, die sich rächen muss für das, was ihr angetan wurde.«
    »Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass Herr Wiebe keine gestörte Persönlichkeit ist. Das können Sie selbst feststellen, wenn Sie mit ihm reden. Er wird in ein paar Tagen wieder in Goslar sein.«
    »Sie sind ein Optimist«, warf der Staatsanwalt ein. »Er wird sich hüten, überhaupt nochmal nach Deutschland zu kommen. Wenn Sie als Anwalt erstmal mehr Erfahrung erworben und Ihre Naivität abgelegt haben, werden Sie wissen, was ich meine.«
    Jetzt wurde Amadeus, dem noch der Jetlag in den Knochen saß, langsam ungehalten und er war selbst etwas überrascht, was für eine Antwort er dem Staatsanwalt hinschleuderte: »Gerade wegen meiner Unerfahrenheit halte ich mich lieber an Fakten und meinen gesunden Menschenverstand als an Scheißhauspsychologie.«
    Gisela lachte laut auf, und der Staatsanwalt sah erst sie und dann Amadeus scharf an.
     
    Niemand außer Amadeus und Herr Beermann hatte damit gerechnet, dass Manfred Wiebe noch einmal nach Deutschland zurückkehren würde. Folglich wurden auch nicht die deutschen Flughäfen kontrolliert. Lediglich die Kanadier hielten an ihren Flughäfen Ausschau nach Wiebe. Sämtliche

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