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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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erledigt. Das Feuerzeug lag immer noch auf dem Dach und dazu jetzt auch noch das Handtuch. Ich trank erst mal was. Und nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, stieg ich noch mal aufs Dach, um Feuerzeug und Handtuch zu holen. Diesmal ganz vorsichtig. Als ich das Feuerzeug in der Hand hatte, fehlten nur noch ein paar Zentimeter bis zum Handtuch. Gerade, als ich danach greifen wollte, verlor ich wieder das Gleichgewicht und kam abermals ins Rollen. Diesmal landete ich zwischen dem Mann und Tante Lilly, die mich ansah wie eine Heimsuchung Gottes. Also rannte ich wieder durch die Hotelhalle. Die Dame an der Rezeption und die Gäste, die davor standen, bekamen den Mund nicht mehr zu.«
    Nachdem die heftigsten Lachkrämpfe versiegt waren, fragte Hans schließlich:
    »Und warum hast du dir, bevor du zum zweiten Mal auf das Dach gestiegen bist, nicht erst mal eine Hose angezogen?«
    »Das, lieber Hans, wird wohl immer zu den großen ungelösten Rätseln meines Lebens gehören. Ich kam damals einfach nicht auf die Idee, mir etwas anzuziehen, weil kein Mensch auf der Welt innerhalb einer Viertelstunde zweimal nackt vom Dach fällt.«
    »Kein Mensch außer meinem Großneffen Amadeus«, ergänzte Lilly.
    »Jedenfalls habe ich mich dermaßen geschämt, dass ich am nächsten Morgen schnell die Rechnung beglichen und mit meinem missratenen Großneffen abgereist bin. Den Weinkühler habe ich mitgenommen, weil es mir zu peinlich gewesen wäre, damit in Verbindung gebracht zu werden.«
    Kaum hatte Lilly ausgesprochen, da läutete es an der Tür. Marie öffnete und kam kurz darauf mit Kommissar Schneider und seiner Assistentin Gisela herein.
    »Na, mit Ihnen haben wir ja nun gar nicht gerechnet«, begrüßte Lilly die beiden. »Ich hoffe, der Anlass Ihres Besuchs ist angenehm. Wollen Sie mit uns Silvester feiern?«
    »Guten Abend, meine Herrschaften. Na, das ist ja prima. Alle, die es angeht, haben sich hier versammelt. Das spart uns einiges an Arbeit am Silvesterabend«, entgegnete Schneider.
    Die beiden Besucher zogen ihre dicken Jacken aus und setzen sich mit allen zusammen an den großen Esstisch. Sämtliche Augen waren erwartungsvoll auf den Kommissar gerichtet.
    »Tja, ich wollte Sie darüber informieren, dass unser Freund Georg Besserdich sich heute gemeldet hat. Er hat bei einem Vermieter in Hahnenklee angerufen und sein Kommen für heute abend angekündigt.«
    »Und warum sind Sie dann nicht in Hahnenklee?«, wollte Lilly wissen.
    »Ganz Hahnenklee ist voll von Kollegen. Außerdem wird Ihr Haus, Herr Gutbrodt, bewacht. Und auch bei Ihnen in Goslar, Herr Wiebe, warten die Kollegen, ob sich etwas tut. Meine Kollegin hier kennen Sie ja. Sie wird bei Ihnen bleiben. Außerdem befinden sich ein paar Polizisten hier im Ort und halten Ausschau nach dem Gesuchten. Das heißt also, wenn Georg Besserdich mit irgendeinem von Ihnen persönlichen Kontakt aufnehmen will oder etwas im Schilde führt, dann haben wir ihn.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Lilly in ihrer penetranten Art.
    »Wenn der Anruf in Hahnenklee nur eine Finte war, dann können wir natürlich nichts machen.«
    Gegen zehn Uhr war der Gesuchte noch immer nicht in Hahnenklee aufgetaucht und Kommissar Schneider verabschiedete sich.
    »Gisela, ich fahre jetzt zurück nach Goslar. Im Büro kann ich die ganze Sache besser koordinieren. Wenn irgendwas ist,...«.
    »...dann rufe ich Sie sofort an. Klar.«
    »Ach, Sie Armer. Statt mit Ihrer Familie zu feiern, müssen Sie jetzt den Abend im Büro versauern«, sagte Lilly.
    »So ist nun mal unser tapferes Schneiderlein«, bemerkte Gisela und lächelte ihren Chef an.
    Die ausgelassene Stimmung war natürlich gekippt. Gisela ging von einem Fenster zum anderen. Amadeus, Marie, Klaus und Lilly saßen am Esstisch. Und Hans Gutbrodt und Manfred Wiebe unterhielten sich leise am Kamin.
    »Eigentlich ist es jammerschade, dass wir uns unter solchen Umständen wiedergesehen haben«, sagte Manfred Wiebe zu seinem alten Schulkameraden.
    »Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen«, entgegnete Hans. »Meine Freundschaft mit Georg war schon etwas ganz Besonderes. Nur irgendwann kam dann die Geschichte mit Amadeus‘ Mutter dazwischen. Er hätte sie nicht heiraten sollen. Und ich hätte natürlich nichts mehr mit ihr anfangen dürfen, nachdem sie nunmal mit ihm verheiratet war. Aber manchmal kommt es einfach so.«
    »Ja, das ist auch in meinem Leben so. Es hätte manches besser laufen können. Aber einige Dinge passieren einfach. Auf jeden

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