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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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von Kommissar Schneider war dies nicht möglich, da er gegen seine Sachlichkeit einfach nicht ankam. Und nun musste diese kleine Pute namens Gisela Berger ihn auch noch vor allen Kollegen als Arschloch bezeichnen. Er würde es schon allen zeigen. Gut, dass Schneider jetzt im Bett lag. Er, Staatsanwalt Matthias Huber, würde den Täter schon zu fassen kriegen und dann in einem Aufsehen erregenden Prozess brillieren. Diesen trägen Säcken und Querulanten von Polizisten würde er schon Beine machen.

Goslar, 2. Januar 2011
     
    Gisela klopfte an die Tür des Polizeidirektors und ging ohne abzuwarten in das große Dienstzimmer. Harald Weber, ein freundlicher Mensch um die fünfzig, stand auf, reichte ihr die Hand und wünschte ihr ein frohes neues Jahr. Nachdem sie auf dem Besucherstuhl Platz genommen hatte, sagte er mit einem unscheinbaren Lächeln:
    »Frau Berger, Herr Staatsanwalt Huber hat sich beschwert. Könnte es sein, dass Sie ihn gestern ein Arschloch genannt haben?«
    Es war Gisela klar gewesen, dass der Staatsanwalt irgendetwas unternehmen würde nach der gestrigen Besprechung und sie antwortete freundlich lächelnd:
    »Theoretisch könnte das durchaus sein, weil er sich gern wie ein Arschloch benimmt. Praktisch gesehen war es jedoch nicht so. Ich habe ihn lediglich aufgefordert, sich nicht wie ein Arschloch zu benehmen. Das ist ein Unterschied. Wenn man nach vierundzwanzig Stunden Dienst, in denen man alles gegeben hat, was möglich ist, und dann die Enttäuschung verarbeiten muss, dass die ganze Arbeit für die Katz war, vom Staatsanwalt derart heruntergeputzt wird, wie unfähig man sei und so weiter und so weiter, dann kann einem schon mal der Kragen platzen.«
    Der Polizeidirektor hatte mit weit geöffneten Augen zugehört und fing an zu lachen.
    »Liebe Frau Berger, ich schätze Sie, Kommissar Schneider schätzt Sie. Und was irgendein Staatsanwalt sagt, dass ist nicht so wichtig. Sie wissen, dass der Mann ein Arschloch ist, ich weiß, dass er ein Arschloch ist. Nur, man darf es natürlich nicht sagen. Man darf ihn noch nicht mal auffordern, sich nicht wie ein solches zu benehmen. Denn mit einigen juristischen Winkelzügen kann man auch solch eine berechtigte Aufforderung als Beleidigung auslegen. Also, machen Sie weiter Ihre Arbeit und halten Sie mich auf dem Laufenden. Ich nehme mir den Staatsanwalt zur Brust. Er selbst hat ja auch Vorgesetzte, bei denen man sich über ihn beschweren kann.«
    Beide lächelten verschwörerisch. Sie hatten sich verstanden.

Goslar, 15. Januar 2011
     
    Gerald Schneider war wieder gesund. Schon seit einigen Tagen hatte es ihn in den Fingern gejuckt, zum Telefon zu greifen und Gisela anzurufen. Aber seine Frau hatte zu verhindern gewusst, es auch zu tun. Nun war er wieder im Büro und ließ sich von Gisela über alles informieren. Bezüglich des Falls, der ihnen allen unter den Nägeln brannte, war dies nicht viel. Georg Besserdich spielte mit der Polizei und den anderen Betroffenen. Schneider hatte das ungute Gefühl, dass er irgendwann zum finalen Schlag ausholen würde, theatralisch inszeniert und mit großem Getöse. Davor graute ihm, denn es konnte wieder um Menschleben gehen. Aber bis dahin würde er seine Opfer sicher noch ein bisschen auf Trab halten. Und er hatte ja gute Karten. Ein Anruf genügte, um den ganzen Polizeiapparat ins Schwitzen zu bringen. Für heute morgen war eine Besprechung angesetzt, um auf den Punkt zu bringen, wie die Dinge standen. Der Polizeidirektor hatte Schneider und dessen fünf Mitarbeiter zu sich gebeten, und auch den Staatsanwalt. Mit diesem war er bereits eine halbe Stunde vorher verabredet, um unter anderem über das Thema Gisela Berger zu reden. Nun saß er diesem am Besprechungstisch in seinem Büro gegenüber.
    »Es ist schön, dass Sie so kurzfristig Zeit haben, um an der Besprechung teilzunehmen, Herr Huber«, sagte Polizeidirektor Weber freundlich.
    »Da Herr Schneider ab heute wieder im Dienst ist, sollten wir mal Zwischenbilanz im Fall Georg Besserdich ziehen. Aber vorher wollte ich noch über Gisela Berger mit Ihnen reden.«
    »Ich hoffe, Sie haben sich endlich entsprechende Konsequenzen einfallen lassen. Ich hatte eigentlich mit einer Suspendierung gerechnet«, schoss es aus dem Staatsanwalt heraus.
    »Nun wollen wir mal nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen, lieber Herr Huber. Was meine Mitarbeiter hier leisten müssen, ist nicht ganz ohne.«
    » Wenn sie denn wirklich etwas leisten würden.«
    »Herr Huber, auf

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