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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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Bengel ja gar nicht mit Kaffee zu übergießen brauchen. Vielleicht hätte eine kräfte Ohrfeige auch geholfen.«
    Als Lilly wieder allein war, fand sie auf dem Küchentisch die Auszahlungsquittung der Schweizer Bank, nahm ein Feuerzeug und zündete sie im Kamin an.

Goslar, 29. April 2011
     
    Am späten Nachmittag holte man Maximilian Schmecke aus dem Krankenhaus ab, nachdem er dort versorgt worden war. Staatsanwalt Huber, Kommissar Schneider und Gisela Berger saßen bereits im Vernehmungsraum. Schmecke saß in einem anderen Raum und unterhielt sich mit einem Anwalt, den seine Mutter ihm besorgt hatte. Schneider sagte leicht resigniert:
    »Ob er wirklich mit dem Mord an Frau Gutbrodt in Verbindung zu bringen ist? Ich bin mir da nicht mehr so sicher. Er hat uns zwar belogen: Angeblich hat er das Opfer vor ihrem Tod nicht mehr gesehen, und dann verabredet er sich mit ihr zur Tatzeit. Aber warum geht er zu Fräulein Höschen mit einer Spielzeugpistole?«
    »Nageln Sie ihn erst mal an seiner Lüge fest. Wenn er unschuldig ist, warum lügt er dann?«, antwortete der Staatsanwalt.
    Dann betrat Maximilian Schmecke das Zimmer und mit ihm sein Anwalt, ein älterer Herr im blauen Anzug. Dieser begrüße freundlich den Staatsanwalt, den er gut kannte und reichte dann Gisela und Schneider die Hand.
    Der arme Maximilian bewegte sich vorsichtig mit kleinen Schritten. Offenbar hatte er entsprechende Bandagen im Schrittbereich. Gisela konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    Der Rechtsanwalt ergriff das Wort:
    »Um es vorwegzunehmen: Herrn Schmecke geht es nach der Behandlung im Krankenhaus den Umständen entsprechend gut. Das heißt, er ist zur Zeit einigermaßen schmerzfrei, hat aber Verbrennungen zweiten Grades. Er muss morgen zur Nachuntersuchung und zum Verbandwechsel wieder den Arzt aufsuchen.«
    »Kein Problem«, antwortete Schneider.
    Dann fuhr der Anwalt fort:
    »Zur Sache soviel: Mein Mandant gibt zu, dass er Fräulein Höschen um ein Darlehen gebeten hat. Dann fing sie an, ihn zu beleidigen und zu demütigen, wofür diese Dame ja hinreichend bekannt ist. In ihrer Rage hat sie Herrn Schmecke dann mit Kaffee übergossen und ihm fiel, als er zum Wasserhahn rannte, eine Spielzeugpistole aus der Tasche.«
    Jetzt brach Gisela in haltloses Gelächter aus, und nur unter Mühen konnte sie eine Frage formulieren:
    »Entschuldigung, Herr Rechtsanwalt. Sagen Sie, wie alt ist Ihr Mandant eigentlich, dass er eine Spielzeugwaffe mit sich herumträgt? Hat er sich vielleicht gedacht: nimmst du halt mal die Spielzeugpistole mit, vielleicht findest du jemanden, der mit dir Räuber und Gendarm spielt oder Cowboy und Indianer?«
    Der Anwalt musste sich zusammenreißen, um nicht auch zu lachen, konnte sich aber gerade noch beherrschen und antwortete:
    »Frau Berger, jetzt werden Sie aber kindisch. Herr Schmecke hatte dieses Spielzeug gerade gekauft und daher zufällig bei sich. Er mag Kinderspielzeug. Es gibt viele Leute, die Spielzeug mögen oder auch Kinderbücher. Das ist nichts Außergewöhnliches. Jedenfalls ist es doch albern, anzunehmen, dass er damit einen Überfall oder ähnliches begehen wollte.«
    »Nun gut«, mischte sich jetzt Schneider ein, »das ist jetzt Ihr Standpunkt. Wir kommen später darauf zurück. Was gravierender ist als die Erpressung, die wir Ihrem Mandanten vorwerfen, ist der Mord an Frau Gutbrodt.«
    Jetzt brüllte Maximilian los:
    »Womit soll ich die dumme Kuh denn umgebracht haben? Mit einer Spielzeugpistole? Ich habe die alte Schnepfe nicht kaltgemacht!«
    Der Anwalt versuchte zu beschwichtigen, und Schneider sagte laut:
    »Zumindest haben Sie uns belogen, Herr Schmecke. Sie haben behauptet, dass Sie Frau Gutbrodt vor ihrem Tod nicht mehr gesehen haben. Und dann treffen Sie sich mit ihr an dem Abend, an dem sie ermordet wurde.«
    »Na und?«
    Die Vernehmung zog sich über zweieinhalb Stunden hin. Schmecke räumte die Erpressung von Lilly nicht ein und den Mord an Frau Gutbrodt schon gar nicht.
    Gegen 21 Uhr verließ Gerald Schneider seinen Arbeitsplatz. Vor dem Gebäude traf er auf Staatsanwalt Huber.
    »Na, Herr Schneider, das war ja wieder mal ein ereignisreicher Tag. Darf ich Sie vielleicht zu einem kleinen Imbiss einladen? Der Abend ist ja sowieso verkorkst.«
    Gerald Schneider überlegte kurz, dass sein Sohn ohnehin schon im Bett war und stimmte zu. Bisher hatte er noch nie außerhalb der Dienstzeit mit Matthias Huber zu tun gehabt.
    »Ja, warum eigentlich nicht.«
    Die beiden suchten ein gemütliches

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