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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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Schmecke, ich glaube, jetzt bist du völlig verrückt geworden. Es war mir schon immer klar, dass bei dir die eine oder andere Schraube locker ist. Und dass du ein Taugenichts bist, darüber brauchen wir gar nicht zu reden. Aber jetzt drehst du einfach durch.«
    »Oh, Fräulein Höschen, nicht doch. Sie sind eine Steuerhinterzieherin. Und nach außen tun Sie so, als ob Sie ein Muster an Rechtschaffenheit wären. Sie haben es faustdick hinter den Ohren!«
    Jetzt wurde Lilly wütend.
    »Du hast meine Geduld überstrapaziert. Also mach, dass du raus kommst. Und trau dich nicht mehr unter meine Augen.«
    Maximilian machte es sich auf seinem Stuhl bequem, schlug die Beine übereinander und grinste Lilly an. Er holte die Auszahlungsquittung einer Schweizer Bank aus seiner Jackentasche und hielt sie Lilly hin. Als sie danach greifen wollte, zog er sie weg, legte sie auf den Tisch und hielt seine Hand darauf.
    »Oh, Fräulein Höschen, Sie enttäuschen mich. Wenn ich dieses Dokument der Polizei oder dem Finanzamt präsentiere, dann bekommen Sie echte Schwierigkeiten. Stellen Sie sich vor, die allseits geachtete Lilly Höschen wird wegen Steuerhinterziehung verurteilt und muss in den Knast.«
    Maximilian fing an zu lachen. Lilly hatte sich schnell wieder gefangen und antwortete leise und beherrscht:
    »Abgesehen davon, dass du ein Dieb bist, der anderen Leuten Dokumente stiehlt, bist du nun auch noch ein Erpresser. Wir wollen doch mal sehen, wer von uns ins Gefängnis wandert. Maximilian Schmecke, du bist so dumm wie Bohnenstroh!«
    Maximilian reichte es allmählich, dass sein Gegenüber so unbeeindruckt blieb und er offenbar nichts, aber auch gar nichts gegen Lilly ausrichten konnte. Und ihre ständigen Beleidigungen hatte er schon seit seiner Kindheit satt. Zorn stieg in ihm auf, und er verzog sein Gesicht und knirschte mit den Zähnen, bevor er sehr leise und eindringlich sagte:
    »Du dumme alte Gans. Glaub ja nicht, dass du so groß bist. Hös-chen!«
    Das letzte Wort hatte er fast gebrüllt, um dann in ein gekünsteltes Lachen auszubrechen.
    Lilly schaute ihn an wie den Mann im Mond. Noch nie hatte es jemand gewagt, so mit ihr zu reden.
    Dann fuhr er fort: »Also, du alte Schnepfe, ich verlange von dir fünfzigtausend Euro in bar, und zwar avanti!«
    In beherrschtem Ton antwortete Lilly:
    »Also, ich denke, jetzt reicht es. Verlasse mein Haus. Sofort. Andernfalls rufe ich die Polizei.«
    »Oh, ich habe ja solche Angst«, äffte Maximilian sie an.
    Lilly wurde langsam mulmig in der Magengegend. Sie stand auf und ging zum Telefon. Als sie den Apparat in die Hand nahm, holte Maximilian eine Pistole aus seiner Jackentasche und sagte ernst: »Das würde ich nicht tun.«
    Lilly bekam einen Schreck und legte das Telefon wieder auf die Kommode. Nachdem sie sich wieder im Griff hatte, sagte sie:
    »Nun wollen wir uns mal wieder beruhigen. Wir gehen jetzt in die Küche und kochen uns einen Kaffee. Und dabei überlegen wir, was wir tun können. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich nicht haufenweise Bargeld herumliegen habe.«
    Maximilian wurde nun heiter und zynisch:
    »Ach Hös-chen, ich kann mir manches vorstellen, zum Beispiel, dass man Schwarzgeld in solchen Mengen nicht zur Bank bringt, weil man nämlich in Erklärungsnot gerät, wo der ganze Zaster herkommt. Also mach keine Sprüche. Einen Kaffee kannst du trotzdem kochen. Ich begleite dich.«
    Also gingen sie nach nebenan, Lilly voraus, und Maximilian setzte sich auf den einzigen Stuhl, den es in der kleinen Küche gab. Lilly bediente die Kaffeemaschine und goss eine halbe Kanne Wasser hinein. Dann lehnte sie sich mit dem Rücken zur Fensterseite und schaute Maximilian an, der ihr gegenüber an der anderen Seite neben der Tür saß und zufrieden dreinschaute. Die Hand mit der Pistole hatte er locker auf dem Tisch liegen.
    »Also Hös-chen, was ist mit dem Zaster?«
    »Es liegt fast alles im Bankfach.«
    Das entsprach der Wahrheit.
    »Und warum sollte ich das glauben?«
    »Weil es die Wahrheit ist, du dummer Junge.«
    Das hatte sie lauter gesagt, als sie eigentlich wollte. Und auch der dumme Junge war ihr unwillkürlich herausgerutscht.
    »Hös-chen, ich werde langsam ärgerlich. Ich lass mich von dir nicht mehr beleidigen. Ist das klar?«
    »Natürlich. Das ist nur eine alte Gewohnheit«, sagte Lilly kleinlaut und sanft.
    »Also, gesetzt den Fall, dass es wirklich so ist, wie willst du den Zaster dann ranschaffen?«
    »Es wird mir nichts anderes übrig bleiben, als zur

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