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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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als Mätresse, Lily. Sie
würden ein schönes Haus bekommen ...«
    Sie zitterte vor Empörung, und es
kostete sie eine fast übermenschliche Anstrengung, den Major nicht zu
schlagen. »Was bilden Sie sich ein, mir etwas Derartiges vorzuschlagen?« sagte
sie entrüstet.
    Sein Gesicht verhärtete sich. »Ihre
Reaktion auf den Kuß habe ich mir nicht eingebildet«, gab er zurück.
    Lilys Wangen brannten vor Scham. Nur
weil sie ganz allein in der Welt stand und gezwungen war, sich ihren
Lebensunterhalt als Bedienung zu verdienen, hielt Caleb sie für ein leichtfertiges
Mädchen! Es verletzte sie so sehr, daß sie fast geweint hätte, aber sie beherrschte
sich und sagte mit erzwungener Ruhe: »Ich glaube, wir fahren jetzt besser in
die Stadt zurück.« Sie wollte sich nicht nur nicht weiter von Caleb beleidigen
lassen, es waren auch dunkle Wolken am
Himmel aufgezogen, und es sah ganz nach Regen aus.
    Caleb brachte den Picknickkorb in
den Buggy und hob Lily auf den Sitz. Als er neben ihr saß, ergriff er stumm die
Zügel und trieb das Pferd an.
    Um sich von ihren traurigen Gedanken
abzulenken, stellte Lily sich vor, Caleb hielte sie für eine Dame und sie
brauchte ihr Land nicht mehr zu verlassen. Sie würde hier leben und ihm
frisches Wasser auf das Feld bringen, auf dem er arbeitete. Statt seiner
Uniform würde er normale Kleider tragen, und sein Hemd, fast bis zum Nabel
offen, klebte von der harten Arbeit an seiner Brust ...
    Doch dann verbannte sie den Traum
aus ihrem Kopf. Caleb war kein Gentleman, und er hatte ihr klar zu verstehen
gegeben, daß er auch kein Farmer war. Außerdem kannte sie ihn gar nicht gut
genug, um sich derartigen Phantasien hinzugeben.
    Mrs. McAllister wartete auf der Veranda, als Caleb und Lily
vorfuhren. Mit einem erfreuten Lächeln eilte sie die Stufen hinunter. »Möchten
Sie um sieben zum Dinner kommen, Major?« fragte sie, ohne Lily auch nur einen
Blick zu schenken.
    Und das war vielleicht gut so, denn
Lily hätte sie nicht zu dieser Einladung ermutigt. Der Gedanke, am gleichen
Tisch mit einem Mann zu sitzen, der sie für eine Schlampe hielt, war ihr
unerträglich.
    Außerdem waren so starke
Persönlichkeiten wie Caleb nur in kleinen Dosen zu genießen. Ähnlich wie
Rizinusöl.
    »Sehr gern«, erwiderte er und zog
den Hut vor Mrs. McAllister. Dann stieg er aus und ging um den Wagen herum, um
Lily herauszuhelfen. »Vielen Dank, Mrs. McAllister.«
    Lily errötete und preßte die Lippen
zusammen, als bei seiner Berührung erneut ein Schauder über ihren Körper lief.
Ohne Mrs. McAllister oder Caleb anzusehen, bedankte sie sich, entschuldigte
sich und eilte ins Haus.
    Sie brühte sich gerade Tee auf, als
Elmira McAllister in die Küche kam.
    »So ein netter junger Mann«, sagte
sie und ging zum Herd, um zu sehen, wie weit der Braten war. »Du könntest
schlechter abschneiden, als mit einem Major der Armee der Vereinigten Staaten,
Lily Chalmers.«
    Lily setzte sich seufzend an den
Tisch. Sie war zu stolz, Mrs. McAllister zu sagen, daß Caleb nur eine Mätresse
suchte, keine Ehefrau. »Ich bin für keinen Mann zu haben, Mrs. McAllister –
schon gar nicht für einen so überheblichen wie Caleb Halliday.«
    »Hm«, sagte Mrs. McAllister. »Wenn
je eine junge Dame eine starke Männerhand gebraucht hat, dann bist du es,
Lily.«
    Lily strich sich übers Haar. Sie
begriff nicht, was sie getan hatte, um ein solches Urteil zu verdienen.
Immerhin verdiente sie sich ihren Unterhalt, sie war eine zuverlässige
Mieterin, die ihre Miete stets pünktlich bezahlte und nie nach acht Uhr in die
Küche ging oder nasse Handtücher im Badezimmer liegenließ, wie es die
männlichen Bewohner dieses Hauses taten.
    Mrs. McAllister schien enttäuscht,
daß Lily nicht auf ihre Bemerkung einging. Sie nahm den abkühlenden Kuchen vom
Fensterbrett und stellte ihn auf den Tisch. »Jedes Mädchen sollte die Talente
ausnutzen, die ihm von Gott gegeben wurden. Ob es nun Schönheit ist oder
Verstand.«
    Lily wartete gereizt, was noch
kommen würde.
    »Du hast ein hübsches Gesicht und
eine gute Figur«, fuhr die Hauswirtin fort, während sie den Kuchen in acht
großzügige Portionen schnitt. Normalerweise wären zwölf daraus geworden, aber
offensichtlich wollte Mrs. McAllister den Major beeindrucken. »Wenn du klug
bist, ermunterst du ihn.«
    »Warum sollte ich?« Lily mußte
zugeben, daß Caleb ein attraktiver Mann war, aber das erklärte Mrs. McAllisters
übertriebenes Interesse nicht. Bisher hatte sie jedenfalls nie auf

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