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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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nur wenig
Vertrauen in ihre Urteilsfähigkeit.
    »Sie glaubt, daß sie ein Kind erwartet.«
    Caleb enthielt sich eines
Kommentars.
    »Angesichts dessen, was beim letzten
Mal geschehen ist, muß ich die Möglichkeit in Betracht ziehen, daß es stimmt.
Sie will nun bleiben, Caleb, und Robert heiraten.«
    »Bist du sicher, daß er der Vater
ist?«
    »Sandra sagt, er wäre es«, erwiderte
Gertrude achselzuckend.
    Caleb empfand Mitleid mit dem jungen
Lieutenant, weil er wußte, wie oberflächlich und verantwortungslos Sandra war.
»Ich wünsche ihnen viel Glück«, sagte er resigniert.
    »Das ist lieb von dir, Caleb. Aber
ich fürchte, ich muß dich jetzt um einen Gefallen bitten.«
    »Und der wäre?« fragte Caleb
besorgt, weil es sehr wenig gab, was er Mrs. Tibbet abschlagen konnte.
    »Sandra hat beschlossen, für ihre
Hochzeit nach Fox Chapel zurückzukehren. Lieutenant Costner wird ihr in einigen
Wochen folgen, wenn er seinen Dienst beendet hat. Nun hätte ich gern, daß du
meine Nichte zu ihrem Zug nach Spokane begleitest.«
    Obwohl Caleb nicht begeistert war,
stimmte er bereitwillig zu, denn er hatte noch einen anderen Grund, nach
Spokane zu fahren. Dort konnte er die Agentur Pinkerton aufsuchen und sie damit
beauftragen, Lilys Schwestern ausfindig zu machen.
    »Lilys Bruder lebt in Spokane«,
sagte Gertrude wie beiläufig.
    »Hast du eine Ahnung, wie er heißt?«
    »Nein, aber Lily würde es dir sicher
sagen, wenn du sie fragst«, entgegnete Mrs. Tibbet lächelnd.
    Caleb hatte so seine Zweifel, ob
Lily überhaupt je wieder mit ihm sprechen würde, aber er nickte zustimmend und
schaute suchend die Straße hinunter, in der Hoffnung, daß sie zurückkehrte.
    Gertrude lachte leise. »Es ist
wunderbar, dich endlich verliebt zu sehen, Caleb. Ich hatte schon gedacht, ich
würde nie auf deiner Hochzeit tanzen.«
    Caleb hockte sich auf die
Verandabrüstung, nahm Gertrudes Hand und küßte sie. Er wußte nicht, ob er
verliebt war, aber er wollte Gertrudes Freude nicht zerstören. »Wenn ich dich
nicht haben kann«, scherzte er, »muß ich das nehmen, was ich kriegen kann.«
    »Lily wird dir noch Schwierigkeiten
machen, wenn du neunzig bist, aber sie ist genau das, was du brauchst, Caleb.
Sie wird deine Geduld sehr häufig strapazieren, aber sie wird auch das Beste in
dir an die Oberfläche bringen. Und sie wird dir schöne, gesunde Kinder
schenken.«
    Der Gedanke, Lily könnte ihm ein
Kind gebären, löste ein vertrautes Ziehen in seinen Lenden aus. »Willst du
damit sagen, daß ich um sie werben soll?«
    »Ich weiß, was John dir gesagt hat,
und in gewisser Weise hat er recht«, antwortete Gertrude. »Lily gehört zu den
Menschen, die eine Herausforderung zu schätzen wissen; sie ist nicht der
Ansicht, daß alles Gute leicht zu haben ist.«
    Caleb stand auf und hielt erneut
nach Lily Ausschau. Aber sie war nirgendwo zu sehen.
    »Sie treibt mich noch zum Wahnsinn«,
murmelte er.
    Gertrude klopfte ihm auf die
Schultern. »Das bedeutet nur, daß sie die Richtige für dich ist«, entgegnete
sie schmunzelnd und ging hinein.
    Caleb blieb
draußen. Für ihn war das Fest beendet.
    Als Lily und Wilbur Velvets verfallene Behausung in Suds Row
erreichten, war Judd Ingram nirgendwo in Sicht.
    Das erleichterte Lily sehr. »Dürfen
wir eintreten?« fragte sie Velvet, die verblüfft an der Tür erschienen war.
    Velvet trat seufzend zurück. Sie
trug einen Morgenrock, und ihre Wangen waren stark gerötet. »Ich begreife
nicht, was Sie hier wollen«, murmelte sie.
    »Ich möchte mit Ihnen über eine
andere Arbeit sprechen«, begann Lily tapfer, während sie sich im einzigen Raum
der Hütte umsah. Obwohl alles ziemlich schäbig wirkte, war das Zimmer
blitzblank und sauber.
    »Was für eine Art von Arbeit?«
fragte Velvet mißtrauisch. »Mrs. Tibbet sucht dringend eine Haushälterin ...«
    Velvet unterbrach Lily mit einem
rauhen Lachen. »Mrs. Tibbet? Die Frau des Colonels? Sie würde jemandem wie mir
nicht einmal gestatten, an ihre Hintertür zu kommen, geschweige denn, mich in
ihren feinen Salon zu lassen!«
    »Das können Sie nicht wissen, bis
Sie mit ihr geredet haben, oder?« wandte Lily ein und verschränkte die Arme.
Wilbur, der neben ihr stand, schien sich sehr unbehaglich zu fühlen, und Lily
hatte den Verdacht, daß er diese Hütte kannte.
    »Würden Sie mir dann bitte eine
Audienz verschaffen, Miss Naseweis?« fragte Velvet spöttisch.
    »Selbstverständlich. Deshalb bin ich
hier – um Sie zu bitten, mich jetzt gleich zu Mrs.

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