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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Tibbet zu begleiten. Sie
veranstaltet heute eine Party, und es wird eine Menge aufzuräumen und
abzuwaschen geben. Das ist Ihre Chance, Velvet, ihr zu beweisen, wie tüchtig
Sie sind.«
    Ein leiser Hoffnungsschimmer
erschien in Velvets Augen, aber sie fragte argwöhnisch: »Soll das ein Trick
sein?«
    Lily stampfte ungeduldig mit dem Fuß auf.
»Es würde Ihnen nur recht geschehen, nach allem, was Sie meiner Wäsche angetan
haben, aber die Wahrheit ist, daß Mrs. Tibbet dringend eine Hilfe braucht.
Jemanden, auf den sie sich verlassen kann.«
    »Warten Sie draußen, dann ziehe ich
mich an«, brummte Velvet.
    Wenige Minuten später erschien sie
in einem ordentlich gebügelten schwarzen Kleid auf der Veranda. In der Hand
trug sie einen Schirm mit einer gebrochenen Stange. »Ich hoffe, daß es kein
Scherz ist, Miss Lily, denn sonst verkaufe ich Sie an den erstbesten Indianer,
der über diese Straße kommt.«
    Lily verkniff sich ein Lächeln und
drückte Wilburs Arm, weil er Velvet mit empörten Blicken maß. »Schon gut«,
sagte sie leise. »Sie meint es nicht böse.«
    »Das werden wir sehen«, warf Velvet
ein, die sehr gute Ohren zu haben schien.

10

    »Viel Glück«, wünschte Lily Velvet, nachdem Mrs. Tibbet sich
bereit erklärt hatte, Velvets Fähigkeiten einen Tag zu prüfen und dann über ihr
weiteres Schicksal zu entscheiden.
    Sie war
schon an der Tür, als Velvet leise sagte: »Lily?«
    »Ja?«
    »Vielen
Dank.«
    Lily lächelte. »Keine Ursache, Velvet.«
    Es war stockfinster draußen, und
Lily war sehr überrascht, als sie entdeckte, daß in ihrem Haus Licht brannte.
Vorsichtig trat sie in das Blumenbeet unter dem Fenster und spähte durch das
Glas. Es erfüllte sie mit Zorn, Caleb am Tisch sitzen und eine Pfeife rauchen
zu sehen, als wäre er hier zu Hause.
    Sie riß die Tür auf und stürmte in
den Raum. »Was machst du hier, Caleb Halliday?«
    Er warf ihr einen gleichgültigen
Blick zu. »Du hattest fast kein Feuerholz mehr«, sagte er, »deshalb habe ich
dir welches gebracht. Ich bekomme in ein paar Tagen wieder neues.«
    »Hättest du mir das nicht sagen
können, ohne hier hereinzumarschieren und dich aufzuführen, als wärst du hier
zu Hause?«
    Er lächelte nicht, wie sie erwartet
hatte, sondern seufzte nur und zog an seiner Pfeife. Dann sagte er:
»Aprilabende sind sehr kalt. Ich wollte nur, daß du es warm hast.«
    Lily kam sich sehr albern vor und
war ein bißchen enttäuscht über Calebs Reaktion. »Ich mag es nicht, wenn hier
jemand raucht«, schnappte sie.
    »Wenn du einmal ein Haus besitzt,
das nicht der Armee gehört, dann kannst du deine eigenen Regeln aufstellen«,
entgegnete Caleb gelassen. Es klang fast gelangweilt. »Setz dich, Lily. Wir
haben einiges zu besprechen.«
    Zu müde, um zu widersprechen, legte
Lily ihren Umhang ab und setzte sich.
    »Hast du schon zu Abend gegessen?«
    »Ich bin kein Kind, Caleb. Ich esse,
wenn ich Hunger habe.«
    Er zuckte mit den Schultern und
stand auf, um sich Kaffee nachzuschenken. »Na schön. Erzähl mir von deinem
Bruder.«
    Lily beobachtete ihn aus schmalen
Augen, als er an den Tisch zurückkam. Er hätte ihr wenigstens auch eine Tasse
anbieten können! »Er heißt Rupert Sommers, und er ist Lehrer.«
    »Und deine Schwestern?«
    Lily stand auf und schenkte sich
selber Kaffee ein. »Ich habe dir schon von ihnen erzählt. Was willst du sonst
noch wissen?«
    »Ich bin einfach neugierig«,
erwiderte Caleb. »Sei so nett.«
    »Sie heißen Emma und Caroline.
Caroline ist die älteste – sie wäre jetzt einundzwanzig. Sie hat dunkles Haar
und braune Augen. Emma ist zwanzig, und ihr Haar hat die Farbe von Kupfer und
Gold. Ihre Augen sind blau.«
    »Ist das alles, was du von ihnen
weißt?«
    »Ich habe sie seit dreizehn Jahren
nicht gesehen, Caleb.« Sie kam mit der gefüllten Tasse an den Tisch zurück.
»Wir sangen früher oft zusammen«, berichtete sie wehmütig. »Emma hatte die
schönste Stimme. Und Caroline war ein kleiner Tyrann«, fügte sie lächelnd
hinzu. »Hast du Geschwister?« wollte sie dann wissen.
    Ein Ausdruck tiefer Trauer erschien
auf Calebs Zügen, aber er verstand es, seine Gefühle sehr schnell wieder zu
verbergen. »Ich habe einen älteren Bruder, Joss, und eine jüngere Schwester,
Abigail.«
    »Leben sie in Pennsylvania – in Fox
Chapel?«
    Caleb nickte geistesabwesend und
stellte dann selbst eine Frage. »Du und Emma und Caroline – hattet ihr
denselben Vater?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Lily
aufrichtig, denn die Scham war

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