Lily und der Major
Blitzschnell
hob sie ihre Hüften an, und ein heiserer Aufschrei kam von seinen Lippen.
Die Sprungfedern quietschten, als er
den Rhythmus seiner Bewegungen beschleunigte, und Lily biß sich auf die Lippen,
um nicht das ganze Fort durch ihre lustvollen Schreie auf das aufmerksam zu
machen, was sich in ihrem Haus abspielte.
Die innige Begegnung ihrer Körper,
Calebs Rhythmus, der immer heftiger, immer erregender wurde, ließen Lilys
Verlangen ins Unerträgliche wachsen. Sie schrie leise auf, als endlich ein
lustvolles Zittern durch ihren Körper lief und die letzte Spannung, die sich in
ihr aufgebaut hatte, löste.
Im gleichen Augenblick bäumte sich
auch Caleb auf, und er erstickte ihren Schrei mit seinem eigenen.
Danach lagen sie lange schweigend
nebeneinander im blassen Mondschein, der durch das Fenster
kam. Irgendwann stand Caleb auf und zog sich an.
Lily zog die Decke über sich und
rollte sich auf die Seite. Jetzt, wo die Glut ihrer Leidenschaft gelöscht war,
meldete sich wieder ihr Stolz, der schwer verwundet war.
Sie hörte das Klappern von Metall
und merkte an dem kalten Luftzug, daß Caleb hinausgegangen war, um frisches
Wasser zu holen.
Lily rührte sich nicht, bis er sehr
viel später ans Bett trat und ihr einen Klaps versetzte. »Dein Badewasser ist
wieder heiß«, sagte er. »Schließ die Tür ab, wenn ich fort bin.«
Lily
schaute bittend zu ihm auf. »Caleb ...«
Er legte ihr den Zeigefinger auf die
Lippen. »Schluß jetzt mit dem Unsinn«, sagte er streng. »Ich werde ein, zwei
Tage unterwegs sein. Wenn ich zurückkomme, möchte ich dich in meinem Haus
vorfinden – dort, wo dein Platz ist.«
Bevor Lily
etwas erwidern konnte, war er fort.
Als Lily am nächsten Morgen in das
einzige Geschäft
des Forts kam, um ein paar Briefe aufzugeben, erwartete sie eine Überraschung.
Ein mehrfach umadressierter Umschlag wurde ihr übergeben, der aus Chicago kam.
Die Handschrift auf dem Brief kam Lily merkwürdig bekannt vor.
Mit zitternden Händen riß sie den Umschlag
auf. Der Brief muße von Caroline sein ... oder von Emma ...
Ein Stück Papier flatterte auf den
Boden, und Sergeant Killoran, der den Laden führte, hob es auf. »Sie sind so
blaß«, sagte er zu Lily. »Setzen Sie sich lieber einen Moment.«
Lilys Kehle wurde eng, als sie den
Brief las. Er war von ihrer Mutter – von Kathleen Chalmers Harrington!
Lily ließ den Brief sinken. Sie war
zu schockiert, um sich auf seinen Inhalt zu konzentrieren.
»Hier, trinken Sie das«, sagte
Sergeant Killoran freundlich und reichte ihr ein Glas.
Lily nippte
einmal an dem Brandy.
»Schlechte
Nachrichten?« erkundigte sich der Sergeant.
Zuerst schüttelte Lily den Kopf,
dann nickte sie und las den Brief noch einmal durch. Kathleen schrieb, das
Leben sei sehr großzügig zu ihr gewesen in all diesen Jahren, doch es sei kein
Tag vergangen, an dem sie die Trennung von ihren Kindern nicht bitter bereut
habe. Als sie endlich ihre verhängnisvolle Neigung zum Trinken überwunden
hatte, habe sie ihre Mädchen verzweifelt gesucht, doch sie habe erst jetzt,
nachdem eine Detektivagentur mit der Suche beauftragt wurde, Erfolg damit
gehabt.
Kathleen schloß den Brief mit der
schlichten Bitte, ihre geliebten Mädchen mögen ihr verzeihen und zu ihr
zurückkehren – da sie befürchtete, nicht mehr lange zu leben zu haben.
Lily legte den Brief beiseite und
betrachtete das Stück Papier, das Sergeant Killoran für sie aufgehoben hatte.
Es war ein Scheck über siebenhundertfünfzig Dollar und trug Kathleens
Unterschrift.
Siebenhundertfünfzig Dollar! Ein
Vermögen.
Lily schluckte betroffen. Mit diesem
Geld konnte sie all ihre Träume verwirklichen – oder zumindest einige von ihnen
– sofern sie sich nicht dazu entschloß, ihrer Mutter den Scheck ins Gesicht zu
schleudern ...
Lily trank noch etwas von dem Brandy
und dachte an ihr Leben in Chicago, welchen Hunger sie stets gehabt hatte und
welche Angst. Sie erinnerte sich an den Soldaten, der Kathleens Po getätschelt
hatte und mit ihr hinter dem Vorhang verschwunden war. Angeekelt zerknüllte
Lily den Brief und warf ihn zusammen mit dem Umschlag in den Ofen neben ihrem
Stuhl.
Den Scheck in der Hand, trat sie wie
in Trance auf die Straße hinaus. Mit dem Geld konnte sie Bauholz kaufen und
einen Detektiv bezahlen ... falls sie nicht doch beschloß, den Scheck
zurückzuschicken.
Lily war schon fast zu Hause, als
ihr zu Bewußtsein kam, daß ihre Mutter, wenn sie sie gefunden hatte,
auch etwas über Emmas und
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