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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sein.«
    »Ich beneide sie«, erklärte Gertrude
seufzend.
    Caleb konnte nicht mehr stillsitzen.
»Sag mir, wo Lily ist«, drängte er.
    Gertrude hob den Kopf nicht von
ihrer Stickerei. »Sie ist nach Spokane gefahren, um Nägel und Saatgut und
dergleichen zu kaufen. Sie ist irgendwie an Geld
gekommen und hat gleich heute morgen die Postkutsche genommen.«
    »Nach Tylerville?«
    »Nein, nach Spokane«, erwiderte
Gertrude.
    »Was soll das heißen, sie ist an
Geld gekommen?« hakte Caleb nach.
    Mrs. Tibbet zuckte die Schultern.
»Sie sagte etwas von einer Erbschaft, Lieber.«
    Caleb sprang auf und fluchte
unterdrückt. Er hatte Lily soviel zu sagen und ihr sogar Geschenke mitgebracht,
und nun war sie ihrer verrückten Pläne wegen nach Spokane gefahren! Anscheinend
hatte sie tatsächlich vor, auf diese verdammte Farm zu ziehen.
    »Lily kommt nächsten Samstag wieder,
Caleb«, versuchte Gertrude ihn zu besänftigen. »Dein Fluchen bringt sie auch
nicht früher zurück.«
    Es gab einige Dinge, deren Caleb
sich im Moment nicht sicher war, aber es war ihm klar, daß er nicht eine volle
Woche auf Lily warten würde. Er nahm seine Taschenuhr heraus, die Joss ihm zu
seinem zwölften Geburtstag geschenkt hatte, und klappte sie auf. Auf dem
Rückweg von Tylerville war er der Kutsche begegnet, mit einem schnellen Pferd
war sie vielleicht noch einzuholen.
    Da sein eigener Wallach nach dem
Ritt zu müde war, lieh er sich ein anderes Pferd und nahm zwanzig Minuten
später die Verfolgung der Postkutsche auf. Weitere fünfzehn Minuten später
befand er sich zu Fuß auf dem Rückweg nach Fort Deveraux. Sein geliehenes
Pferd hatte ein Huf verloren.
    Lily nutzte ihren kurzen Aufenthalt in Tylerville, um im Hotel etwas zu
essen. Als sie wieder in die Kutsche stieg, stellte sie erleichtert fest, daß
die rundliche Frau und ihre Tochter die Reise nicht fortzusetzen schienen.
    Dafür kam jedoch im letzten
Augenblick noch eine sehr schöne rothaarige Dame, mit einer Menge Koffer und
Reisetaschen.
    »Hallo«, begrüßte sie Lily
freundlich, als sie einstieg. »Hallo«, erwiderte Lily warm. »Mein Name ist Lily
Chalmers.«
    »Miss oder Mrs.?«
    »Miss. Aber nennen Sie mich doch
bitte Lily.«
    »Gern. Ich bin Bianca Parrish. Lily,
und ich freue mich, Sie kennenzulernen. Was ist Ihr Reiseziel, Lily?«
    Lily lächelte, Bianca war ihr
sympathisch. »Spokane. Und Sie?«
    Trauer flackerte für einen Moment in
Biancas Augen auf. »Ich fahre nach San Francisco«, sagte sie nach kurzem
Zögern. »Ich fürchte, Tylerville hat mir nicht viel Glück gebracht.«
    »Das tut mir leid«, erwiderte Lily
aufrichtig.
    Bianca zuckte mit den Schultern.
»Ach, das braucht es nicht«, sagte sie lächelnd. »Ich heirate, wenn ich nach
Hause komme, und dann werde ich wieder einigermaßen glücklich sein.«
    Lily dachte bei sich, daß Bianca
lieber nicht heiraten sollte, wenn sie der Ehe nicht mit mehr Enthusiasmus
entgegensah, als sie zeigte, aber sie sagte nichts. Schließlich war die Frau
ihr fremd. »Hatten Sie hier ein Geschäft?« fragte sie, um Konversation zu
machen.
    Die Kutsche setzte sich polternd in
Bewegung, und Bianca hielt ihren federbesetzten Hut fest. »Das könnte man
sagen. Ich wartete darauf, daß ein Mann mich heiratete – ich hoffe, das
schockiert Sie nicht, Lily, aber es ist so eine Erleichterung, offen sprechen
zu können. Doch der Mann kam zu mir und sagte, er habe eine andere gefunden.«
    Wieder tat Bianca Lily leid. »Das
ist schrecklich.«
    »Zum Glück gibt es einen Mann in San
Francisco, der schon seit Jahren auf mich wartet. Ich habe ihm telegrafiert, daß
ich nach Hause komme, falls er mich noch haben will, und er hat geantwortet,
daß er auf mich wartet.«
    »San Francisco muß eine schöne Stadt
sein«, bemerkte Lily. »Ich wollte sie schon immer kennenlernen.«
    Bianca nickte und schaute durch das
Kutschenfenster auf das offene Land hinaus. »Ach, ich glaube, ein Ort ist wie
der andere«, sagte sie mit einem kleinen
Seufzer. Als sie Lily anschaute, lächelte sie schon wieder. »Sagen Sie doch,
Lily – was haben Sie in Spokane zu tun?«
    Lily erzählte von den Einkäufen, die
sie machen wollte, und dann, als ihr Gesprächsthema erschöpft war, schwieg sie
und betrachtete die vorüberziehende Landschaft.
    Als irgendwann die Umrisse von
Spokane in der Ferne zu sehen waren, hielt die Kutsche plötzlich an. Lily hörte
den Kutscher fluchen und dachte voller Schrecken, daß die Kutsche überfallen
worden war. Sie war gründlich

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