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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sagte sie betrübt. »Sie machen keinen Bogen um dich oder verbieten
ihren Kindern, mit dir zu reden.«
    Caleb kam zu ihr herüber. »Was
willst du damit sagen, Lily?«
    Stockend erzählte Lily ihm von den
Ereignissen am Tag ihrer Abreise. »Sie halten mich für eine Schlampe«, schloß
sie bitter und schlug beide Hände vor ihr Gesicht. »Und vielleicht haben sie
sogar recht.«
    Caleb zog kopfschüttelnd ihre Hände
fort. »Wenn du mich heiratest, bringst du alle Gerüchte zum Verstummen. Du
wirst sehen, wie sie dann miteinander wetteifern werden, um sich deine Gunst zu
sichern.«
    »Ich kann es nicht, Caleb«,
flüsterte Lily. »Es geht nicht, und du weißt, warum.«
    Seufzend ließ er ihre Hände los und
wandte sich von ihr ab.
    Eine Stunde später erreichten sie
Tylerville. Caleb mietete im Hotel ein Zimmer für Lily und ließ ihr heißes
Wasser bringen. Er selbst ging in den Saloon. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer
begegneten ihr zwei ältere Damen, die mit unverhohlener Verachtung ihre
Männerhose und ihre Bluse musterten.
    Lily streckte ihnen die Zunge heraus
und schloß ihre Zimmertür hinter sich ab.
    Weder Lily noch Caleb waren sehr gesprächig, als sie Tylerville
verließen. Als sie Lilys Land erreichten, hielt Caleb den Buggy an, um die
Pferde ausruhen und trinken zu lassen.
    Lily ließ ihren Blick zufrieden über
die ausgedehnten Weiden gleiten, aber ihr Lächeln verblaßte, als sie auf einer
kleinen Anhöhe sechs Indianer sah.
    »Caleb!« flüsterte sie.
    »Was ist?«
    »Indianer«, zischte sie. »Dort
oben!«
    Caleb drehte sich gelassen um und
machte weder Anstalten, seinen Revolver zu ziehen, noch das Gewehr zu holen,
das er unter dem Buggysitz aufbewahrte. »Verdammt«, murmelte er, aber es klang
nicht sehr besorgt.
    Lily wollte das Gewehr unter dem
Sitz hervorziehen.
    »Keine abrupten Bewegungen, Lily«,
warnte Caleb leise, ohne sie anzusehen. »Das haben sie nicht gern.« Sie blieb
stocksteif sitzen, obwohl es ihr in den Fingern zuckte, die Waffe herauszuholen. Tu doch etwas! dachte sie gereizt, als die Indianer im Schritt den Hügel
hinabgeritten kamen. »Sie werden mich skalpieren«, meinte sie wütend.
    »Wenn du dich nicht still verhältst,
ganz sicher«, versetzte Caleb.
    Lily sagte nichts mehr und schaute
mit großen Augen zu, wie die Indianer näherkamen. Sie hatten
schulterlanges, schwarzes Haar, aber das war auch schon die einzige
Ähnlichkeit, die sie mit den Illustrationen in Typhoon Sally und den
anderen Büchern aufwiesen, die Lily mit soviel Begeisterung verschlang. Statt
eines Lendenschurzes trugen sie ganz gewöhnliche Hosen, und auch ihre
Oberkörper waren nicht nackt, sondern mit schlichten Kattunhemden bekleidet.
Nicht einmal Mokassins trugen sie, sondern schwarze Stiefel, wie man sie bei
jedem Händler kaufen konnte.
    Einer der Indianer löste sich aus
der Gruppe und deutete mit seinem Gewehr auf Lily. »Blaurocks Frau?« fragte er.
    Caleb schüttelte den Kopf. »Nein.
Aber frag sie ruhig selbst.«
    Das Herz rutschte Lily in den Magen,
und beinahe hätte sie wieder nach dem Gewehr gegriffen – aber diesmal war es
Caleb, den sie erschießen wollte. »Er lügt«, sagte sie rasch. »Ich bin seine
Frau.«
    Der Indianer drehte sich zu seinen
Männern um, und alle lachten. Auch um Calebs Lippen spielte ein Lächeln.
    »Blaurock tauscht Frau gegen zwei
Pferde?«
    Caleb rieb sich nachdenklich das
Kinn. »Vielleicht sollte ich lieber aufrichtig zu euch sein. Sie macht ziemlich
viel Ärger, diese Frau.«
    Lilys Wut war plötzlich noch größer
als ihr Entsetzen. »Caleb!« Der Indianer maß Lily mit einem prüfenden Blick und
schnippte mit den Fingern.
    »Er will, daß du vom Wagen steigst,
damit er dich besser sehen kann«, bemerkte Caleb ruhig.
    »Da kann er lange warten«,
entgegnete Lily ungehalten. Der Indianer schrie ihr etwas zu, was wie ein
Befehl klang. »Er wird ungeduldig«, bemerkte Caleb unnötigerweise.
    Als Lily resigniert vom Buggy
kletterte, ritt der Indianer in einem großen Bogen um sie herum. Dabei stieß er
ein anerkennendes Grunzen aus, das Lilys Wut von neuem schürte und sie ihre
Vorsicht vergessen ließ. »Das ist mein Land!« schrie sie ärgerlich, »und ich
fordere Sie und Ihre Freunde auf, es zu verlassen – und zwar sofort!« Der
Indianer zügelte sein Pferd und starrte Lily verwundert an.
    Caleb trat
rasch hinter sie. »Halt den Mund!« flüsterte er ihr warnend zu.
    Lily hielt
es für besser, zu gehorchen, als sie die grimmige Miene des
Indianers sah. »Hilf

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