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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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war nicht geladen, aber das konnte er nicht wissen.
    »Gut«, sagte sie, während sie die Augen
zusammenkniff und auf ihn zielte. »Verschwinden Sie jetzt. Reiten Sie einfach
weiter, dann wird es keinen Ärger geben.«
    Der Indianer starrte sie zuerst nur
an, dann besaß er die Frechheit, laut zu lachen. »Der Major hat recht gehabt«,
sagte er in perfektem Englisch. »Sie sind ein echter Wildfang.«
    Lily war so verblüfft, daß sie das
Gewehr sinken ließ. »Deshalb war Caleb so gelassen, als wir Ihnen und Ihren
Freunden begegneten! Er kannte Sie!«
    »Mein Name ist Charlie Schnelles
Pferd«, sagte der Mann und hielt Lily die Hand hin.
    Ihr Zorn drohte mit ihr
durchzugehen. »Dieser hinterhältige Schuft! Dieser Lügner, dieser Sohn einer
...«
    Charlie Schnelles Pferd setzte
seinen Kaffee ab und hob beschwichtigend die Hände. »Beruhigen Sie sich, Miss
Lily«, sagte er. »Es war nur ein harmloser kleiner Scherz, mehr nicht.«
    »Wenn ich diesen Schuft wiedersehe,
ziehe ich ihm bei lebendigem Leib die Haut ab!«
    Charlie näherte sich bereits der
Tür. »Ich würde mich sehr gern ein bißchen aufwärmen an Ihrem Feuer, Miss Lily,
aber ich muß jetzt weiter. Nein – bitten Sie mich nicht, zu bleiben.«
    »Raus!« schrie Lily, und Charlie
Schnelles Pferd ergriff die Flucht. Offensichtlich ahnte er nicht, daß das
Gewehr gar nicht geladen war.
    Kaum war er draußen, verriegelte
Lily die Tür und ließ sich aufatmend dagegensinken. Ihr Herz klopfte zum
Zerspringen, und sie zitterte vor Wut am ganzen Körper.
    Bei Sonnenuntergang hörte Lily einen
Wagen vorfahren, aber diesmal hatte sie es nicht so eilig, ihre Tür zu öffnen.
Sie spähte durch eine Ritze in der Wand und sah Caleb zu seinem Land
hinüberfahren.
    Ohne sich um den strömenden Regen zu
kümmern, lud Lily das Gewehr und marschierte hinaus. Caleb lud ein Zelt aus dem
Wagen, und Lily sah, daß unter einer Plane noch andere Dinge lagerten.
    Sie zielte, feuerte, und die
Speichen des Hinterrads von Calebs Wagen zersplitterten. Prompt knickte der
Wagen hinten ein, und Pferd und Kisten stürzten in das nasse Gras. Das Tier
wieherte vor Entsetzen und versuchte verzweifelt aufzustehen.
    Caleb nahm sich die Zeit, es zu
befreien, bevor er sich Lily näherte. Regen tropfte vom Rand seines
breitkrempigen Huts.
    »Ich lasse mir ja ein Menge von dir
gefallen, Lily«, schrie er, um sich im prasselnden Regen verständlich zu
machen, »aber schießen lasse ich nicht auf mich!« Er riß ihr das Gewehr aus den
Händen, umklammerte ihren Arm und schob sie grob auf ihre Hütte zu.
    »Ich hatte Besuch von deinem Freund
Charlie Schnelles Pferd!« rief Lily erbost und viel zu wütend, um sich vor
einer Strafpredigt zu fürchten. Außerdem hätte jedem Narr klar sein müssen, daß
sie Caleb gar nicht treffen wollte!
    Er stellte das Gewehr in eine Ecke,
riß sich den Hut vom Kopf und streifte seine Handschuhe ab. Dann zog er seinen
Regenmantel aus. »Ich habe lange damit gewartet«, erklärte er gefährlich ruhig, »aber jetzt hast du mir
den Anlaß gegeben, den ich brauchte.«
    »W-was soll das heißen?« fragte Lily
bestürzt und trat einen Schritt zurück.
    Caleb krempelte seine Hemdsärmel
auf. »Daß ich dir jetzt deinen süßen kleinen Po versohlen werde.«
    Lily zwängte sich rasch zwischen
Tisch und Wand. »Das würdest du nicht tun, Caleb. Das wäre nicht gut ...«
    »Oh, ich bin überzeugt, daß es das
Beste ist, was ich je getan habe«, antwortete er und kam langsam auf sie zu.
    Lily hielt sich hinter dem Tisch.
»Vielleicht bin ich schwanger!« gab sie verzweifelt zu bedenken.
    »Oder vielleicht auch nicht«,
entgegnete Caleb gleichmütig.
    »Ich wollte dich nicht treffen – ich
wollte dir nur einen Schrecken einjagen.« Lily wich ihm aus und sorgte dafür, daß
der Tisch immer zwischen ihnen blieb. »Sei vernünftig, Caleb. Ich würde dich
doch nicht erschießen – ich liebe dich!«
    »Ich liebe dich auch«, sagte Caleb
ärgerlich, »und trotzdem würde ich dich jetzt am liebsten erschießen!«
    Lily ergriff einen Stuhl und hielt
ihn, wie sie es auf Bildern von Löwenbändigern gesehen hatte. »Bleib, wo du
bist, Caleb. Wenn du mich anfaßt, wirst du es bitter bereuen!«
    »Das möchte ich sehr bezweifeln«,
erwiderte er, packte ein Bein des Stuhls, und Lily sah ein, wie töricht es
gewesen war, zu glauben, sie könnte sich damit verteidigen. Caleb nahm ihr den
Stuhl mühelos ab, stellte ihn auf den Boden und umklammerte ihr Handgelenk.
    Wie ein Mann, der sich nach

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