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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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verlegen. »Ja,
natürlich«, log sie. »Warum sollte es denn nicht so sein?«
    Wilbur war zu höflich, um diese
Frage zu beantworten. »Es scheint Regen zu geben«, sagte er nach einem
Räuspern. »Ist das Dach dicht?«
    Lily seufzte. Sie hätte Wilbur gern
zu einer Tasse Kaffee eingeladen, aber sie wagte nicht, ihn hereinzubitten.
Nach Calebs kleiner Demonstration war nicht auszudenken, was die anderen
Soldaten vermuten würden, wenn sie für eine Weile mit dem Corporal allein war.
»Das werde ich bald merken«, erwiderte sie. »Warum machen Sie nicht für heute
Schluß und fahren mit den anderen ins Fort zurück? Ich komme schon zurecht.«
    Wilbur wirkte sehr erleichtert.
»Behalten Sie das Gewehr in Ihrer Nähe«, riet er Lily.
    »Das werde ich tun«, versprach sie.
    Als sie sicher war, daß die Soldaten
aufgebrochen waren, ging sie hinaus und schaute besorgt zum Himmel auf. Tatsächlich
brauten sich dort dunkle Regenwolken zusammen.
    Rasch trug sie Holz ins Haus und
ging dann wieder hinaus, um zu überlegen, was sie mit Dancer machen sollte. Zum
Schluß band sie ihn vom Pfosten los und führte ihn in den Wald, wo er
wenigstens ein bißchen Schutz finden würde. Nachdem sie ihn an einen niedrigen
Ast gebunden hatte, ging sie zurück, um einen Eimer Wasser und etwas Hafer für
ihn zu holen.
    Die Wolken sahen von Mal zu Mal
bedrohlicher aus, und ein kalter Wind war aufgekommen. Das Gras auf Lilys und
auf Calebs Land bewegte sich in Wellen
wie der Ozean, und der Bach trug kleine Schaumkronen auf dem Wasser. Ihre Röcke
mit der einen Hand zusammenhaltend, stand Lily vor der Hütte und wartete auf
den Beginn des Unwetters.
    Sein Vorbote war ein leichter,
warmer Regen, und Lily ging in ihre Hütte, schürte das Feuer und zündete eine
Petroleumlampe an. Dann suchte sie eines der Bücher heraus, die sie sich von
Caleb ausgeliehen hatte. Sie hatte sich gerade mit einer Tasse Kaffee an den
Tisch gesetzt, als der Sturm heftiger wurde und es ganz ernsthaft zu regnen
begann.
    Der Regen prasselte auf das Dach und
sickerte durch die zahllosen Ritzen im Holz. Bald tropfte er auf das Bett, auf
den Sack mit dem Mehl und auf den handgewebten Teppich, den Mrs. Tibbet Lily
geschenkt hatte. Das Wasser rieselte herein, bis Lily sämtliche Töpfe und Pfannen,
die sie besaß, unter die Rinnsale gestellt hatte, und dann begann es zu
sprudeln wie ein Wasserfall.
    Als es ganz unvermittelt an der Tür
klopfte, sprang Lily freudig auf. Das mußte Caleb sein! Was machte schon ein
bißchen Regen, wenn er zurückgekommen war, um ihr zu sagen, daß er sein
Verhalten bereute und sie in die Arme nehmen und sie lieben würde?
    Lily riß die Tür auf, und ihr
Lächeln verblaßte. Derselbe Indianer, der sie gegen zwei Pferde hatte
eintauschen wollen, stand auf der Schwelle, mit triefend nassem Haar und einem
bunten Hemd, durch das vor lauter Nässe seine bronzefarbene Haut zu sehen war.
    »Kein Haus!« sagte er.
    Für einen Moment war Lily wie
gelähmt. Jetzt war er da, der Augenblick, vor dem sie alle gewarnt hatten! Nun
wurde sie entweder skalpiert oder vergewaltigt, oder in ein Indianerdorf
verschleppt. Vielleicht sogar alles zusammen.
    Sie warf einen verzweifelten Blick
auf das Gewehr und lächelte den Indianer gleichzeitig freundlich an. »Es tut
mir schrecklich leid«, sagte sie, »aber Sie sehen ja, daß es ein Haus gibt.«
    »Frau weggehen!« beharrte der
Indianer.
    Lilys Herz stieg ihr in die Kehle,
aber sie straffte die Schultern und schob trotzig das Kinn vor. »Ich bleibe
hier«, erwiderte sie fest. »Es ist mein Land, und ich besitze Papiere, die es
beweisen!«
    Der Indianer stieß in seiner Sprache
eine Reihe von Flüchen aus; am Ton erkannte Lily, daß es Flüche waren.
    Sie versuchte, die Tür zu schließen.
»Wenn Sie so unverschämt sind, müssen Sie gehen«, sagte sie entschieden.
    Doch der Indianer drängte sich an
Lily vorbei ins Haus. Er ging zum Herd und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein,
trank einen Schluck und verzog das Gesicht. »Sie haben Feuerwasser?« verlangte
er. »Mit Feuerwasser besser.«
    Lily war in ihrem ganzen Leben noch
nie so wütend und verängstigt gewesen, Eine Hand flach an ihre Brust gelegt,
ging sie langsam rückwärts in die Richtung, in der sich das Gewehr befand.
»Kein Feuerwasser«, erwiderte sie bedauernd. »Aber ich habe Zucker. Dort in der
blauen Dose.«
    Als ihr unerwünschter Gast sich nach
dem Zucker umdrehte, schnappte Lily sich blitzschnell das Gewehr und richtete
es auf den Indianer. Es

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