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Lily und der Major

Lily und der Major

Titel: Lily und der Major Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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flüssige Juwelen.
    Lily band Dancer in der Nähe des
Wassers an, damit er trinken konnte, wann er wollte, und näherte sich dann
Calebs Zelt. »Hallo«, rief sie fröhlich.
    Keine
Antwort.
    Lily versuchte es noch einmal. »Dein
Pferd ist weggelaufen«, sagte sie vergnügt.
    Keine
Antwort.
    Ungeduldig
schlug Lily die Plane zurück und spähte in das feuchte, dunkle Zelt. Calebs
Schlafsack war nicht nur leer, sondern lag ordentlich zusammengerollt
in einer Ecke. Daneben stand eine Laterne, und auf einem kleinen Armeekasten
lag ein Buch.
    Lily ließ die Plane sinken und trat
stirnrunzelnd zurück. Wo konnte Caleb so früh am Morgen hingeritten sein?
    Resigniert bereitete sie sich ein
leichtes Frühstück zu und aß. Während der Nacht hatte sie das Bett von der Wand
abgerückt, um es vor der Feuchtigkeit zu schützen; jetzt schob sie es zurück.
    Als sie das wenige Geschirr
abgewaschen hatte, ging sie, eine glänzende neue Hacke in der Hand, hinaus ins
Freie, um ihren Garten umzugraben. Für das meiste
Gemüse war es zum Pflanzen schon zu spät, aber wenn es ein langer, heißer
Sommer wurde, konnte sie wenigstens Mais anbauen.
    Lily arbeitete schon hart, als
Wilbur mit seinen Männern kam. Wie immer trugen sie keine Uniformen, sondern
schlichte Arbeitshosen und Hemden.
    Wilbur kam zu Lily, während die
anderen sich unverzüglich an die Arbeit machten. »Guten Morgen«, sagte er
schüchtern und ohne Lily anzusehen.
    »Guten Morgen, Wilbur«, erwiderte
sie und brach ihre Arbeit einen Moment ab.
    Wilbur wirkte ausgesprochen
unbehaglich. »Wegen gestern, Lily ... Ich wollte Ihnen sagen, wie leid es mir
tut. Ich hätte Sie nicht küssen dürfen. Es war nicht richtig.«
    Lily seufzte und lächelte schwach.
»Ich kann Ihnen nicht böse sein, Wilbur, nachdem Sie so freundlich und
hilfsbereit waren.«
    Er lächelte scheu. »Ich würde alles
für Sie tun, Lily – sogar eine Farm bestellen, wenn es sein muß.«
    Ein Reiter kam über den Hügel, und
Lily wußte sofort, daß es Caleb war. Der Richtung nach zu urteilen, aus der er
kam, war er in Tylerville gewesen. Nein, es gab nur einen Mann, mit dem sie
ihre Farm teilen wollte – und der setzte gerade mit einem arroganten Sprung
über den Bach. »Danke, Wilbur«, erwiderte Lily sanft, »aber ich bin nicht die
richtige Frau für Sie.«
    Auch Wilbur sah Caleb kommen. »Ich
verstehe«, sagte er ruhig, drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging.
    »Du wirst dich sicher fragen, wo ich
gewesen bin«, bemerkte Caleb, als er aus dem Sattel stieg. Es klang sehr
selbstzufrieden.
    »Keineswegs.« Lily hatte die Arme
über der Brust verschränkt und schaute ihn trotzig an. Ihr fiel auf, daß Caleb
heute keine Uniform trug, sondern dunkle Hosen und ein dunkles Hemd. Auch
seinen breitkrempigen Armeehut hatte er durch einen weichen Lederhut ersetzt.
Obwohl er keinen Waffengurt und keinen Revolver trug, steckte ein Gewehr in
der Lederscheide an seinem Sattel.
    Caleb griff schmunzelnd nach den
Satteltaschen. »Dann werden meine Geschenke dich sicher auch nicht
interessieren.« Lily trat zögernd näher. »Geschenke?«
    Caleb legte die schweren
Satteltaschen seufzend über seine Schulter. »Du wirst sie bestimmt nicht sehen
wollen.«
    Lily biß sich auf die Lippen. »Das
kommt darauf an ...« Caleb lachte. »Worauf?«
    Lily lächelte widerstrebend. »Es
hängt davon ab, was du mir gekauft hast.«
    Caleb warf ihr die Taschen zu, und
fast riß ihr Gewicht sie um. »Schau selber nach, wenn du willst.«
    Verlegen öffnete Lily eine der
Taschen und schaute hinein. Sie war gefüllt mit duftenden Orangen, bei deren
Anblick Lily das Wasser im Mund zusammenlief.
    In der anderen Satteltasche fand sie
zwei Romane, Wilhelmina und die wilden Indianer und Evelyn und der
Mann aus den Bergen, sowie eine Tafel Schokolade und zwei hübsche
Schildplattkämme für ihr Haar. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, flüsterte
sie verwirrt. Noch nie hatte sie so viele schöne Geschenke auf einmal bekommen.
»Außer vielen Dank, natürlich.«
    Caleb küßte ihre Stirn. »Stehe ich
jetzt wieder in deiner Gunst?«
    Lily schaute ihn forschend an. »Das
hängt davon ab, ob du beschlossen hast, mich zu heiraten oder nicht.«
    Ein harter Zug erschien um Calebs
Kinn, und für einen Moment hatte Lily Angst, er könnte ihr die Geschenke wieder
abnehmen. »Ich habe mich entschieden«, antwortete er so kalt, daß Lily nicht zu
fragen brauchte, wie seine Entscheidung ausgefallen war.
    Sie drückte ihm die vollen
Satteltaschen

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