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LIMIT - reich, gewissenlos, tot

LIMIT - reich, gewissenlos, tot

Titel: LIMIT - reich, gewissenlos, tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sullivan Mark T.
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warf sich nach allen Seiten, um sich aus den Fesseln zu befreien, und brüllte auf Schweizerdeutsch auf seine Peiniger ein. Die Geschworenen am Ende des Hebels hievten Klinefelters Stuhl jetzt einen halben Meter in die Höhe und schwenkten ihn dann über das Wasser.
    »Nein!«, schluchzte Klinefelter beim Anblick des Wassers. »Zu Hilfe!«
    Die Geschworenen ließen den Balken los, und der Schweizer plumpste mitsamt Stuhl ins Wasser. Als sich die Gischt gelegt hatte, sah man, wie Klinefelter fünfzehn Zentimeter unterhalb der Wasseroberfläche den Kopf nach hinten geworfen hatte und lautlos in den Himmel schrie.
    Der General stand mit dem Rücken zum Ertrinkenden vor dem Becken. Er sah in die Kamera und rezitierte mit feierlicher Stimme und erhobenem Zeigefinger: »
›O seht, da steht am tiefen Pfuhl ein Apparat, der Eintauchstuhl. Der Richter senkt ihn in die Flut, ein Schrecken dem, der Böses tut.‹
Ein Gedicht von Benjamin West aus dem Jahre 1780 .«
    Er sah mit ernster Miene in die Kamera und sagte: »Eine Folter, die zu poetischen Ergüssen inspiriert, schön, nicht wahr? Mal sehen, wie bei Herrn Klinefelter die Aktien stehen!«
    Die Geschworenen hoben den Hedgefonds-Magnaten aus dem Wasser. Seine nassen Kleider dampften in der Winterluft, er hustete und spuckte, und Wasser tropfte ihm aus der Nase. Sein flaches Keuchen stieß klägliche Wolken in die eisige Luft.
    »Er scheint sich lediglich in einer Rezession zu befinden«, stellte der General fest.
    Die Geschworenen ließen den Balken ein zweites Mal los. In der Gischt, die bei seinem Eintauchen entstand, warf Klinefelter den Kopf nach allen Seiten und gab Laute von sich wie ein verwundetes Pferd.
    Am Beckenrand wandte sich der General wieder zur Kamera. »Der Tauchstuhl, der Pranger, der Stock und der Schandpfahl. All dies gehört zu einer guten Revolution.«
    »Ihr seid Bestien!«, brüllte Albert Crockett, der zwanzig Meter entfernt saß. »Bestien! Und so was nennt sich politische Bewegung, dass ich nicht lache!«
    »Wir sind keine Bewegung«, versetzte der General. »Wir sind eine Revolution. Und vor jeder Revolution ist ein Hausputz erforderlich.«
    Klinefelters wütendes Winden unter Wasser war schwächer geworden.
    »Überprüft seine Pumpe!«, sagte der General und grinste in die Kamera. »Ein paar Tauchgänge wird sie noch aushalten, meinen Sie nicht?«
    Die Geschworenen hievten Klinefelter ein zweites Mal aus dem Wasser. Er ließ den Kopf hängen, erholte sich aber und schnappte nach Luft. »Nein«, keuchte er. »Aufhören. Aufhören.« Er hustete und spuckte Wasser. »Mitleid.«
    Dann begann er asthmatisch zu keuchen und kämpfte zähneknirschend gegen einen inneren Aufruhr. Die Adern an Hals und Schläfen traten hervor. Fünf Sekunden lang verharrte er in diesem Zustand, zitternd, mit krampfhaft zusammengezogenen Muskeln und hervorquellenden Augen. Dann warf er den Kopf nach hinten, riss den Mund weit auf und streckte, von Krämpfen geschüttelt, die Zunge heraus.
    Das letzte Fünkchen Leben strömte aus ihm heraus und versickerte. Sein Körper sackte vornüber und hing tot und tropfend in den Seilen über dem Wasser.
     
    Willis Kane schlug so fest gegen die Wand der Kommandozentrale, dass Mickey Hennessy befürchtete, er habe sich die Hand gebrochen. »Verflucht«, schrie Kane. »Verflucht.«
    »Stürmt den Club«, sagte Hennessy, der hinter ihm stand. »Jetzt gleich. Ihr wisst doch, wo die Geiseln versteckt sind.«
    Kane schüttelte den Kopf. Er sah aus wie ein geprügelter Hund, weil die Umstände sich seiner Kontrolle entzogen. »Wir können Crockett nicht mehr retten, falls du das meinst. Und wenn wir es versuchen, bevor wir vollzählig sind, riskieren wir das Leben der übrigen Geiseln und das unserer Männer. Mir sind die Hände gebunden, Mickey. Ich kann nichts tun und muss damit leben.«
    Hennessy wollte ihm widersprechen, ließ es aber. Kane trug eine gewaltige Verantwortung auf den Schultern, und er wollte ihm die Last nicht noch schwerer machen. Stattdessen griff er sich sein Handy und fragte: »Seid ihr im Tunnel?«
    Nach einer Weile hörte er Connor flüstern: »Wir sind hier drin, Dad.«
    »In Sicherheit?«
    »Jawohl.«
    »Gut«, sagte er erleichtert. »Bleibt wo ihr seid und verhaltet euch leise.«
    Hennessy legte das Handy beiseite, als er sah, dass Cheyenne auf den Bloomberg Report starrte. Der DOW war um fast sechshundert Punkte gefallen und wurde jetzt um vier Prozent niedriger gehandelt als zum Jahresbeginn. Der Moderator

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