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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Mond!«
    »Vor allem bin ich 78 Jahre alt.«
    »Na und? Keiner merkt's. Du hast mal gesagt, du willst 300 werden. Daran gemessen bist du ein Kid.«
    Bowie lachte.
    »Und?«, fragte er, das Thema wechselnd. »Bekommst du dein Geld für einen zweiten Aufzug zusammen?«
    »Natürlich«, brummte Julian. »Willst du wetten?«
    »Keine weiteren Wetten. Was ist überhaupt mit den Chinesen? Es heißt, sie rennen dir die Bude ein mit Angeboten.«
    »Offiziell tun sie nichts dergleichen, unter der Hand antichambrieren sie, was das Zeug hält. Sagt dir der Name Zheng Pang-Wang was?«
    »Nicht direkt.«
    »Zheng Group.«
    »Ah!« Bowie zog die Brauen zusammen. »Doch, ich glaube schon. Auch so ein Technologiekonzern, richtig?«
    »Zheng ist die treibende Kraft hinter Pekings Raumfahrt. Ein Privatunternehmer, der Partei verpflichtet, was auf dasselbe hinausläuft. Er lässt keine Gelegenheit aus, meine Reihen zu infiltrieren, aber meine Brandmauern stehen, also versucht er's mit Konspiration. Natürlich würden mich die Chinesen am liebsten exklusiv abwerben. Geld haben sie, mehr als die Amerikaner, nur dass ihnen die Patente für den Fahrstuhl fehlen und Hirnschmalz, um Fusionsreaktoren zu bauen, die sich nicht gleich wieder abschalten. Vor wenigen Wochen traf ich den alten Pang-Wang in Paris. Netter Typ eigentlich. Er versuchte mal wieder, mir das Geldzählen mit Stäbchen schmackhaft zu machen, und appellierte an mein kosmopolitisches Herz, weil saubere Energieversorgung schließlich im Interesse der ganzen Welt sei. Ob ich es nicht unanständig fände, Helium-3 ausschließlich durch das amerikanische Nadelöhr gefädelt zu sehen. Ich fragte ihn, was denn die Chinesen davon halten würden, wenn ich die Patente als Nächstes an Russen und Inder, Deutsche und Franzosen, Japaner und Araber verkaufen würde.«
    »Ich frage mich eher, was die Amerikaner davon halten würden.«
    »Die Frage stellt sich noch ein bisschen anders: Wer sitzt am längeren Hebel? Meines Erachtens bin ich das, aber natürlich würde ich vollkommen neue geopolitische Verhältnisse schaffen. Will ich das? Die meiste Zeit habe ich mit Amerika in einer Art Symbiose gelebt, zum beiderseitigen Vorteil. Neuerdings, seit der Mondkrise, gehen in Washington die Gespenster der kleinen Depression 2008 bis 2010 um. Man meint, da würde was aus dem Ruder laufen, wenn man einem einzelnen Konzern so viel Macht gäbe. Was blanker Unsinn ist, ich habe denen Macht gegeben! Macht, da oben ihre Claims abzustecken. Unter Einsatz meiner Mittel, meines Know-hows! Aber es grassiert so ein Wahn, die Konzerne stärker kontrollieren zu wollen.« Julian schnaubte. »Anstatt dass sich Regierungen um Infrastruktur, Krankenversorgung und Bildung kümmern. Sie sollen Straßen bauen, Kindergärten, Wohnungen, Altenheime, und selbst da muss ihnen die Privatwirtschaft unter die Arme greifen, also was bilden die sich eigentlich ein? Regierungen haben sich als unfähig erwiesen, globale Prozesse voranzutreiben, sie kennen nur Zank, Verzögerungen und faule Kompromisse. In ihren lächerlichen Abkommen haben sie den Umweltschutz nicht auf die Reihe gekriegt, fordern mit brüchiger Stimme Sanktionen gegen korrupte und Krieg führende Staaten, ohne dass ein Schwein zuhört, rüsten auf, blockieren gegenseitig ihre Märkte. Die Russen haben kein Geld mehr für Raumfahrtprojekte, seit Gazprom in den Seilen hängt, aber es würde immer noch reichen, um es mir und den Amerikanern zu geben und dafür den nächsten Weltraumaufzug nutzen zu dürfen. Dann hätten wir eben einen weiteren Mitspieler auf dem Mond. Ich fände das gut.«
    »Aber davon hält Amerika nichts.«
    »Nein, denn sie haben ja mich. Stimmt schon, zusammen brauchen wir niemand anderen, und in so einer Situation tanzt mir Washington auf der Nase herum und fordert mehr Transparenz.«
    »Und was hast du jetzt vor? Die Russen ohne Amerikas Segen auf deine Seite zu ziehen?«
    »Wenn Amerika nicht mit ihnen spielen will und meine Ideen weiter blockiert – du siehst ja, ich habe illuster eingeladen. Zheng hat sogar recht, nur anders, als er denkt. Tatsächlich steht es mir bis hier, dass die Förderung nicht vorankommt! Konkurrenz belebt das Geschäft. Gut, ich fände es schäbig, jetzt von den Amerikanern zu den Chinesen überzulaufen, hüben wie drüben dieselben Idioten, aber den Fahrstuhl allen Nationen anzubieten! – der Gedanke hat schon was.«
    »Und das hast du Zheng so gesagt?«
    »Ja, und er glaubte, sich verhört zu haben. Diesen

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