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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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neunzig.«
    »Hm.« Der Ire rieb sein Kinn. »Ich bin eins fünfundsiebzig.«
    »Könnte knapp werden. Heidrun?«
    »Eins achtundsiebzig. Egal. Wer's nicht schafft, gibt einen aus.«
    »Vergiss es.« O'Keefe winkte ab. »Hier ist alles kostenfrei.«
    »Dann eben auf der Erde. Hey, in Zürich! Alles klar? Eine Runde Geschnetzeltes in der Kronenhalle.«
    »Aber für alle!«, rief Julian.
    »Gut, wir springen gemeinsam«, beschied Hanna. »Rückt rüber, dass wir uns nicht gegenseitig in die Quere kommen. – Ihr da oben, zurücktreten! Fertig?«
    »Ja, Meister.« Heidrun grinste. »Bereit.«
    »Und hoch!«
    Kraftvoll federte Hanna ab. Es ging unglaublich leicht. Mit der Gelassenheit eines Superhelden flog er der Kante entgegen, packte sie, holte neuen Schwung und landete aufrecht stehend. Neben ihm flatterte Heidrun heran, um Gleichgewicht bemüht. O'Keefes Hände drohten am Brückenrand abzurutschen, dann fand auch er mit mäßiger Eleganz hinauf.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Kronenhalle fällt flach.«
    »Ihr seid trotzdem eingeladen«, rief Ögi im Tonfall eines Menschen, der die Welt umarmt. »Nie zuvor ist eine Schweizerin aus dem Stand vier Meter hoch gesprungen. Wir sehen uns in Zürich wieder!«
    »Optimist«, sagte Lynn so leise, dass es nur Lawrence mitbekam.
    Die Hoteldirektorin stutzte. Sie tat, als habe sie das bleiche, kleine Wort nicht gehört, dem etwas Hinterhältiges anhaftete.
    Was war los mit Orleys Tochter?
    »Denken Sie bitte daran«, sagte sie laut in die Runde, »auch in verminderter Schwerkraft baut Ihr Körper Muskelmasse ab. Es gibt zwei Gästefahrstühle im Gaia, E1 und E2, sowie einen Personalfahrstuhl, doch empfehlen wir, viel zu trainieren und öfter die Abkürzung über die Brücken zu nehmen. Jetzt reden wir aber erst mal wieder über Komfort und zeigen Ihnen die Zimmer.«
     
    Hanna ließ sich von Sophie Thiel in die Geheimnisse seiner Suite einweisen. Nichts Wesentliches unterschied die Lebenserhaltungssysteme von denen der Raumstation.
    »Die Temperatur ist auf 20 Grad Celsius eingestellt, aber regelbar«, erklärte Sophie Thiel mit Panoramalächeln und wies auf ein Knöpfchen neben der Tür, wobei sie so dicht an Hanna heranrückte, dass es eben noch mit ihrer Jobbeschreibung vereinbar war. »Ihre Suite verfügt über ein eigenes Wassermanagement, wunderbar steriles Wasser –«
    »Das sollten Sie den Leuten nicht so verkaufen«, sagte Hanna, während er sich umsah und den libidinösen Hitzestrahl ihres Blicks in seinem Rücken spürte. Kein Zweifel, Frau Thiel mochte Muskeln. »Es klingt, als wollten Sie jemanden damit vergiften.«
    »Gut, nennen wir's einfach frisch. Haha.«
    Er drehte sich zu ihr um. Die Halbmonde ihrer Augen ließen kaum die Farbe erkennen, dafür schien sie über 64 blitzweiße Zähne und unerschöpfliche Ressourcen an Frohsinn zu verfügen. Sie war kein bisschen schön und doch sehr hübsch. Eine herangewachsene Pippi Langstrumpf, oder wie diese schwedische Göre gleich noch hieß. An einem Sonntagnachmittag in einem Hotel in Deutschland, während er Stunden um Stunden auf jemanden hatte warten müssen, der längst tot im Rhein trieb, war er auf den Film gestoßen und eigenartig berührt hängen geblieben. Ein verstaubter, infantiler Streifen, doch die darin gezeigte Kindheit unterschied sich so eklatant von der seinen, dass es an Science-Fiction grenzte. Er hatte nicht umschalten können. Nie zuvor hatte er einen Kinderfilm gesehen, jedenfalls nicht so einen.
    Nie wieder danach hatte er einen geguckt.
    Thiel demonstrierte die Lichtregelung, öffnete eine respektable Minibar und erklärte ihm, welche Nummern er zu wählen habe, falls es ihm an etwas mangele. Ihr Blick sagte, unter anderen Umständen. Hab in den besten Hotels der Welt gearbeitet. Niemals mit Gästen. Man konnte ihr nicht gerade den Vorwurf machen, dass sie sich aufdrängte. Sie war professionell und freundlich, halt nur ein offenes Buch.
    Doch Hanna war nicht hier, um sich zu amüsieren.
    »Wenn Sie noch etwas wünschen –«
    »Nein, im Augenblick nicht. Ich komme zurecht.«
    »Ach, fast hätt ich's vergessen! Unten im Kleiderschrank finden Sie Mondpantoffeln.« Sie krauste die Nase. »Uns ist noch kein besserer Name dafür eingefallen. Die Sohlen sind mit Blei versetzt, falls Sie schwerer zu sein wünschen.«
    »Warum sollte ich?«
    »Manche Menschen bevorzugen es, sich auf dem Mond wie auf der Erde zu bewegen.«
    »Ach so! Sehr weitsichtig.«
    Ihr Blick sagte, es sei denn, du gibst dir

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