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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Hochbahn, die sich ins Hinterland entfernten. Am Himmel leuchtete heimatlich die Erde.
    Dana Lawrence nickte in die Runde.
    Sie hatte graugrüne, prüfend blickende Augen, ein ovales Gesicht und schulterlang geschnittenes Kupferhaar. Mit ihren hoch liegenden Wangenknochen und bogenförmigen Brauen strahlte sie britische Kühle an der Schwelle zur Unnahbarkeit aus. Selbst der sinnliche Schwung ihrer Lippen vermochte wenig daran zu ändern. Erst wenn sie ein Lächeln investierte, verflog der Eindruck, allerdings ging Lawrence nicht eben verschwenderisch damit um. Sie wusste sehr genau um ihre Erscheinung und auch, dass sie von Kompetenz und Ernsthaftigkeit geprägt war – etwas, worauf Leute, die zum Mond flogen, Wert legten.
    »Danke, Lynn«, sagte sie und trat ein Stück vor. »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise. Wie Sie vielleicht wissen, soll dieses Hotel künftig 200 Gästen und 100 Angestellten Platz bieten. Da Sie es nun eine Woche lang für sich alleine haben, waren wir so frei, den Personalbestand ein wenig herunterzufahren, ohne dass es Ihnen an etwas fehlen wird. Unsere Mitarbeiter haben Erfahrung darin, Wünsche zu erfüllen, noch bevor sie geäußert werden. Sophie Thiel –«
    Sie wandte den Kopf zu einem Grüppchen um die Wette lächelnder junger Menschen, allesamt in die Farben der Orley-Gruppe gekleidet. Eine sommersprossige, mädchenhafte Frau trat vor.
    »– meine rechte Hand, leitet die Hausmeisterei und sorgt für das reibungslose Funktionieren der Lebenserhaltungssysteme. Ashwini Anand –«, eine zierliche, indisch aussehende Frau mit stolzem Blick neigte den Kopf, »– verantwortet den Zimmerservice und kümmert sich zusammen mit Sophie um Technologie und Logistik. Astronauten haben in der Vergangenheit viel erdulden müssen, vor allem in kulinarischen Dingen. Der Weg vom Tubenmenü zur Sterneküche war lang, dafür haben Sie nun die Auswahl zwischen zwei vorzüglichen Restaurants unter der Leitung unseres Chefkochs Axel Kokoschka.« Ein vierschrötiger, schüchtern wirkender Mann mit Babygesicht und Vollglatze hob die Rechte und tapste von einem Fuß auf den anderen. »Ihm assistiert unser zweiter Chefkoch Michio Funaki, der unter anderem demonstrieren wird, wie man auf dem Mond fangfrisches Sushi zubereitet.«
    Funaki, mager und kurz geschoren, ließ den Oberkörper vor und zurück schnellen.
    »Alle vier sind Führungskräfte und haben die Schule einiger der besten Hotels und Küchen der Welt durchlaufen, darüber hinaus blicken sie auf eine zweijährige Ausbildungszeit im Orley Space Center zurück; durchaus taugliche Astronauten also, die mit den Systemen Gaias ebenso vertraut sind wie mit den hiesigen Fortbewegungsmitteln. Künftig werden Sophie, Ashwini, Axel und Michio im mittleren Management des Gaia arbeiten, für die Dauer der nächsten Tage stehen sie ausschließlich Ihnen zur Verfügung. Gleiches gilt für mich. Bitte zögern Sie nicht, mich anzusprechen, wann immer Sie etwas auf dem Herzen haben. Es ist uns eine Ehre, Sie hier zu Gast zu haben, wir freuen uns sehr.«
    Ein Lächeln, homöopathisch dosiert.
    »Wenn für den Moment keine Fragen mehr sind, würde ich Ihnen gerne das Hotel zeigen. In einer Stunde, um 20.30 Uhr, erwarten wir Sie dann zum Dinner im Selene.«
     
    Unter der Lobby lag das Casino, ein Ballsaal mit Bühne, Cocktailbar und Spieltischen, ein Stockwerk tiefer begann Gaias Unterbauch und die Dame in den Hüften breiter zu werden, sodass man sich zur allgemeinen Überraschung auf zwei Tennisplätzen wiederfand.
    »Draußen gibt es zwei weitere«, sagte Lawrence. »Für die Hartgesottenen. Im Raumanzug zu spielen, ist kein Problem, Umstände bereiten die Bälle. Auf dem Mond fliegen sie immer gleich einige hundert Meter weit, also haben wir die Plätze eingezäunt.«
    »Wie steht's mit Golf?«, wollte Edwards wissen.
    »Golf auf dem Mond?«, kicherte Parker. »Den Ball findest du erst recht nicht wieder.«
    »Doch«, sagte Lynn. »Wir haben's mit sendergepeilten Bällen versucht. Via LPCS. Funktioniert.«
    »LP was?«
    » Lunar Positioning and Communication System. Um den Mond kreisen zehn Satelliten, damit wir hier oben vernünftig kommunizieren und uns zurechtfinden können. Der Golfplatz liegt auf der anderen Seite der Schlucht, Shepard's Green. Wir nennen ihn auch Platz der langen Wege.«
    »Wem verdankt er seinen Namen?«, fragte Kramp.
    »Dem guten alten Alan Shepard«, lachte Julian. »Ein wahrer Pionier, landete mit Apollo 14 im Hochland südlich

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