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Limit

Limit

Titel: Limit
Autoren: Frank Schätzing
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in wenigen Worten erklären, wie man Kurt Cobain spielte? Oder wen auch immer.
    »Heißt das nicht method acting ?« , fragte Parker. »Der Schauspieler gibt seine Identität zugunsten der Filmfigur auf, schon Wochen und Monate vor dem Dreh. Er verordnet sich praktisch eine Art Gehirnwäsche.«
    »Nein, ganz so ist es nicht. Ich arbeite anders.«
    »Und wie?«
    »Profaner. Es ist ein Job, verstehen Sie. Einfach ein Job.«
    Parker schien enttäuscht. O'Keefe spürte Heidruns violetten Blick auf sich ruhen. Er begann sich unbehaglich zu fühlen. Jeder starrte ihn an.
    »Sie sprachen eben von einem Musical«, sagte er zu Ögi, um sich aus dem Fokus des Interesses zu stehlen. »Um welches geht's denn?«
    »Nine Eleven«, sagte Ögi. »Wir haben es vergangene Woche in New York gesehen. Waren Sie drin?«
    »Noch nicht.«
    »Wir überlegen, reinzugehen«, sagte Edwards.
    »Tun Sie das.« Ögi sonderte Rauchzeichen ab. »Wie gesagt, drastisch! Sie hätten es in Pietät ersaufen lassen können, aber natürlich braucht der Stoff eine kraftvolle Inszenierung.«
    »Das Bühnenbild soll gewaltig sein«, schwärmte Parker.
    »Holografisch. Man glaubt, man säße mittendrin.«
    »Ich mag die Arie von dem Polizisten und dem Mädchen. Sie wird ständig im Radio gespielt. Bis in den Tod, mein Kind –«
    Sie begann eine Melodie zu summen. O'Keefe hoffte, sich nicht zu dem Thema äußern zu müssen. Weder hatte er Nine Eleven gesehen noch die Absicht, hinzugehen.
    »Die Schmonzetten rechtfertigen den Besuch nicht«, schnaubte Ögi. »Klar, Jimeno und McLoughlin sind anständig besetzt, auch ihre Ehefrauen, aber hauptsächlich lohnt es sich wegen der Effekte. Wenn die Flugzeuge kommen, das glaubt ihr nicht! Und wegen dem Typ, der Osama bin Laden singt. Der ist wirklich exorbitant.«
    »Bass?«
    »Bariton.«
    »Ich geh schwimmen«, sagte Heidrun. »Wer kommt mit? Finn?«
    Danke, dachte er.
    Er ging auf sein Zimmer und zog sich um. Zehn Minuten später kraulten sie im Pool um die Wette. Zweimal hintereinander wurde er von Heidrun abgehängt, erst beim dritten Mal erreichten sie gleichzeitig den Beckenrand. Sie stemmte sich hoch. Walo warf ihr eine havannaqualmende Kusshand zu, bevor er mit großer Geste fortfuhr, etwas zu erzählen. Im selben Moment betraten ein Athlet und eine kurvig gebaute Frau mit feuerrotem Schopf die Anlage.
    »Kennst du den Typ?«, fragte er.
    »Nö.« Heidrun verschränkte die Arme auf dem Beckenrand. »Muss eben erst gekommen sein. Vielleicht dieser kanadische Investor. Irgendwas mit H, Henna oder Hanson. Die Rothaarige hab ich schon mal gesehen, glaub ich. Weiß bloß nicht mehr, wo.«
    »Die?« O'Keefe strich sich das tropfende Haar aus der Stirn. »Sie heißt Miranda Winter.«
    »Ach richtig! Stand die nicht mal unter Mordverdacht?«
    »Eine Weile, ja.« O'Keefe zuckte die Achseln. »Sie ist ganz witzig, wenn man sich an den Umstand gewöhnt hat, dass sie ihren Brüsten Namen gibt und ein Erbe von 13 Milliarden Dollar planlos verprasst. Keine Ahnung, ob an den Anschuldigungen was dran war. Es wurde eine Menge geschrieben. Letzten Endes kam sie frei.«
    »Wo trifft man solche Vögel? Auf Partys?«
    »Ich geh nicht auf Partys.«
    Heidrun ließ sich tiefer ins Wasser gleiten und legte sich auf den Rücken. Ihr Haar entfaltete sich zu einer fahlen Blüte. O'Keefe musste an Geschichten über Meerjungfrauen denken, an verführerische Wesen, die aus der Tiefe emporgestiegen waren und Seeleute unter Wasser gezogen hatten, um ihnen mit ihrem Kuss den Atem zu rauben.
    »Stimmt ja. Du hasst es, im Mittelpunkt zu stehen, was?«
    Er dachte darüber nach. »Eigentlich nicht.«
    »Eben. Es nervt dich nur, solange zwischen dir und denen, die deine Filme sehen, nicht mindestens ein Bildschirm oder eine Absperrung ist. Du genießt den Kult, der um dich veranstaltet wird, aber noch mehr genießt du es, die Leute glauben zu machen, es sei dir egal.«
    Verblüfft starrte er sie an. »Ist das dein Eindruck?«
    »Als dich das People Magazine zum Sexiest Man Alive gekürt hat, hast du dir die Schlägerkappe in die Stirn gezogen und behauptet, dir sei nicht im Mindesten klar, warum Frauen bei deinem Anblick weinen.«
    »Ich versteh's nicht«, sagte O'Keefe. »Ehrlich nicht.«
    Heidrun lachte. »Ich auch nicht.«
    Sie ließ sich unter Wasser sinken. Ihre Silhouette zerfiel in kubistische Vektoren, als sie davonschnellte. O'Keefe fragte sich einen Moment lang, ob er ihre Antwort mochte. Das Hämmern von Rotoren drang zu ihm herab. Er
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